Papst Benedikt XVI. spricht ein klares Wort in Missbrauchs-Debatte

"Wir bitten um Vergebung"

Es war ein klares Wort des Papstes zu den Missbrauchsskandalen in der Kirche: Benedikt XVI. nutzte die Predigt bei der Messe zum Abschluss des Priesterjahres zu einer Vergebungsbitte für die Vergehen von katholischen Geistlichen an Minderjährigen. Und den Aufruf, dass sich derartiges nicht wiederholen dürfe.

 (DR)

"Wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen", sagte er am Freitag unter dem Applaus von rund 15.000 Geistlichen auf dem Petersplatz.



Es galt unter Kircheninsidern als sicher, dass Benedikt XVI. zum Ende des Priesterjahres in grundsätzlicher Form auf die Skandalserien eingehen würde. Denn die Enthüllungen über teilweise Jahrzehnte zurückliegende Vergehen platzten genau in das Kampagnenjahr, mit dem die Kirche angesichts von Nachwuchsmangel und Arbeitsüberlastung die Kleriker bestärken und ermutigen wollte. Und in dem sie den geistlichen Beruf für junge Menschen attraktiv machen wollte.



Liebe Gottes - trotz aller Schwächen

Rund 15.000 Geistliche aus rund 100 Ländern nahmen an der Schlussmesse des Priesterjahres auf dem Petersplatz teil. Der Missbrauchsskandal habe das Priesterjahr überschattet, aber nicht zerstört, unterstrich Benedikt XVI. in der Schlusspredigt. Denn dieses Jahr war nicht als Eigenlob für menschliche Leistungen der Kleriker geplant. Vielmehr sollte der Priester die Liebe und Fürsorge Gottes für die Menschen deutlich machen - trotz aller Schwächen.



Benedikt XVI. ging als Theologe auf den Missbrauchsskandal ein. Er äußerte sich nicht zu rechtlichen oder kirchenrechtlichen Details, er kündigte keine neuen Normen an. Das hatten die zuständigen Vatikan-Ministerien bereits getan, wenn auch mitunter nicht rechtzeitig und nicht mit der gebotenen Transparenz und Klarheit.



Denn die kirchlichen Normen für das Vorgehen bei Missbrauchsvergehen aus dem Jahre 2001 sind weitreichend, sollten jetzt aber nochmals konkretisiert werden. Benedikt XVI. selbst hatte sich zudem mit seinem Brief an die irischen Katholiken umfassend zu dem Thema geäußert. Nur war nicht ausreichend vermittelt worden, dass die Ausführungen nicht auf die Grüne Insel beschränkt sein sollten, sondern generell gelten.



In seiner Predigt warnte der Papst auch vor falscher Toleranz oder unangemessener Nachsicht. Es sei kein Zeichen von Liebe, wenn ein für das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet werde, meinte er offensichtlich mit Blick auf Vertuschungspraktiken in manchen Diözesen. "Auch die Kirche muss den Stock des Hirten gebrauchen", betonte er in Anspielung auf das biblische Bild vom Hirtenstab.



Herausragender Beitrag zur Aufarbeitung

Die Papstpredigt zum Priesterjahr gilt als neuer, herausragender Beitrag zur Aufarbeitung der Missbrauchsthematik. Offenbar waren nicht alle Stimmen von Kirchenleuten dazu aus Sicht des Papstes hilfreich. Da wurde den Medien die Schuld in die Schuhe geschoben.



Da sprach ein Kardinal auf dem Höhepunkt des Skandals von "Geschwätz", durch das sich die Kirche nicht irritieren lassen dürfe. Hierzu stellte der Papst bereits bei seiner Reise nach Fatima vor einem Monat klar, die Angriffe auf die Kirche kämen nicht nur von äußeren Feinden, sondern "gerade aus dem Inneren der Kirche, von der Sünde, die in der Kirche existiert".



Hatte diese Äußerung bereits eine Versachlichung der Diskussion bewirkt, so unternahm Benedikt XVI. mit seiner Vergebungsbitte am Ende des Priesterjahres einen weiteren Schritt, um verlorenes Vertrauen für die katholische Kirche wiederzugewinnen.



Johannes Schidelko (KNA)