Die Bewohner Louisianas bangen nach der Ölpest im Golf von Mexiko

Es hilft nur noch beten

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko veranlasste Louisiana, einen der am härtesten betroffenen US-Bundesstaaten, zu einem besonderen Aufruf: Das Parlament des Küstenstaates verkündete in einer Resolution einen Tag des Gebetes - denn die Auswirkungen der Ölpest sind fatal.

Autor/in:
Tobias Käufer
Louisiana: US-weiter "Day of prayer" / © Alexander Foxius (DR)
Louisiana: US-weiter "Day of prayer" / © Alexander Foxius ( DR )

Die US-Bischofskonferenz stellte in der vergangenen Woche nochmals umgerechnet rund 250.000 Euro zur Verfügung, um betroffenen Fischern an der Golfküste zu helfen. Bischof Roger Morin von Biloxi/Mississippi sagte: "Diese Tragödie hat Menschenleben gekostet und der Umwelt und der Wirtschaft schwere Schäden zugefügt." Die Betroffenen bräuchten "schnelle und unbürokratische" Hilfe. Mit Notprogrammen versuchen die US-Bischöfe, zumindest die schlimmsten Auswirkungen zu mindern. Vor allem aber wirken die Maßnahmen psychologisch; die Kirche signalisiert den Küstenbewohnern: Wir lassen euch nicht allein.

Das lange Warten ist zermürbend: Die Menschen von Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida wissen, dass irgendwann das Öl an ihre Küsten gespült wird. Nur wann, das ist die quälende Frage. Die Folgen des Desasters sind überall zu spüren: Fischer sehen ihre Existenz bedroht, weil sie seit Wochen nicht mehr auf hoher See ihre Netze auswerfen dürfen.

Doppelt bestraft
Verdienstausfälle, untätiges Warten und dazu die Ungewissheit, wie groß die Katastrophe tatsächlich sein wird, zerren an den Nerven: "Es würde mir deutlich besser gehen, wenn ich wüsste, woran ich wäre. Dann könnte man wenigstens etwas tun", sagt Fischer Paul Miller aus Lafourche Parish, einem Landkreis im äußersten Süden Louisianas, einem lokalen TV-Sender. Hier sind die Menschen gleich doppelt bestraft: Die Küstenbewohner leben von der Fischerei oder von der Ölindustrie. Förderstopp und Fangverbot haben die Region hart getroffen.

Die Touristenorte entlang der Küste vermelden einen spürbaren Rückgang der Besucherzahlen. Noch ist nicht abzusehen, welchen Schaden die Bilder von ölverschmierten Seevögeln und zerstörten Naturparadiesen den betroffenen Regionen auf lange Sicht einbringen. Schon jetzt schätzen Experten den Schaden für den verantwortlichen Ölkonzern BP auf umgerechnet mehr als 40 Milliarden Euro.

Täglich fließen seit der Explosion der Förderplattform Deepwater Horizon Ende April etwa 9,5 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko. Welche ökologischen Schäden die Katastrophe im Meer bereits angerichtet hat, können selbst Experten nur ahnen. Die zähe schwarze Masse hat bereits zahlreiche vorgelagerte Inseln erreicht. Die ganz große, sicht- und messbare Katastrophe ist freilich bislang ausgeblieben.

Und die Lehren aus der Katastrophe
Auch die vielen Fehlschläge, das ausströmende Öl endlich unter Kontrolle zu bringen, beunruhigen die Menschen in den Anrainerstaaten. Nicht nur der Vatikan stellt bereits öffentlich die Macht der Technik in Frage. Sprecher Federico Lombardi sagte, es überrasche "die Unfähigkeit, eine Lösung für dieses Desaster zu finden".

Doch was sind die Lehren aus der Katastrophe? In Lousiana durchleben die Menschen einen tiefen Zwiespalt: Einerseits erleben sie mit, wie die Region unter den Auswirkungen der Krise leidet. Andererseits sind sie von den Einnahmen aus der Öl-Industrie abhängig. Für die nächsten Tage haben Umweltaktivisten angekündigt, an den Stränden entlang der US-Küste gegen die Tiefseebohrungen zu protestieren. Nicht überall werden sie ungeteilten Beifall erhalten.