Am Samstag werden Millionen der Loveparade-Opfer gedenken

Trauer statt Torjubel

Wo sonst Tausende laut ihren Fußballstars zujubeln, wird es am Samstag vergleichsweise still sein: Auf Großleinwänden ihrer MSV-Arena können die Duisburger die Trauerfeier für die Opfer des Loveparade-Unglücks verfolgen. Vor dem Gottesdienst, den auch das Fernsehen überträgt, bleibt der Ärger über die Verantwortlichen groß.

 (DR)

Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, dringt auf mehr Transparenz bei der Aufklärung. Es sei richtig, dass die Polizei an die Öffentlichkeit gegangen ist. «Auch die Stadtverwaltung könnte durchaus die Vorgänge bei sich öffentlich machen», sagte Schneider am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Dabei gehe es nicht darum, mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen. Die Bewertung der Vorgänge sei von der Offenlegung der Informationen zu trennen, sagte der rheinische Präses.

Nach der Demonstration mehrerer hundert Bürger vor dem Duisburger Rathaus mit Rücktrittsforderungen gerät Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) nun auch in der Union unter Druck. Sauerland trage die politische Verantwortung für das Loveparade-Desaster, bei dem 21 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU). Der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl urteilte, die Loveparade «hätte nie und nimmer genehmigt werden dürfen». Die Duisburger Linke-Ratsfraktion bereitet einen Antrag zur Abwahl Sauerlands vor, die FDP sagte Unterstützung zu. Zuvor hatten bereits SPD-Politiker Sauerland den Rücktritt nahe gelegt.

Am Donnerstag hatten Hunderte Duisburger mit einer Schweigeminute vor dem Rathaus den Opfern der Loveparade vom vergangenen Samstag gedacht. Sie skandierten immer wieder «Sauerland raus!». Nach der Kundgebung formierte sich ein Protestzug durch die Duisburger Innenstadt. Am Samstag ist eine offizielle Trauerfeier in Duisburg geplant, an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Christian Wulff teilnehmen wollen.

Für Sonntag haben mehrere bürgerschaftliche Organisationen zu einem Trauermarsch durch Duisburg eingeladen. Dabei sollen Spenden für eine Gedenktafel gesammelt werden, die zur Erinnerung an die 21 Toten und mehr als 500 Verletzten der Loveparade am Ort der Katastrophe, dem Zugang zur Rampe auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, angebracht werden soll. Am vergangenen Samstag war es dort zu der tödlichen Massenpanik gekommen.

Gottesdienst in Salvatorkirche
Der ökumenische Trauergottesdienst zum Gedenken an die Opfer der Loveparade-Katastrophe wird am Samstag auf Großleinwände in die Duisburger Fußballarena übertragen. Die Plätze in der Salvatorkirche sind für Angehörige, Verletzte und Rettungskräfte reservier.

Zu der Trauerfeier am Samstag werden neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Christian Wulff, Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) weitere Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft erwartet. Der Gottesdienst mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sowie dem rheinischen Präses und amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, beginnt um 11 Uhr. WDR Fernsehen und Hörfunk sowie Das Erste übertragen live.

Das NRW-Innenministerium ordnete eine landesweite Trauerbeflaggung bis einschließlich Samstag an. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hat für Samstag eine bundesweite Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden angeordnet.