Kirchliche Hilfswerke verzeichnen Trend zu steigenden Spenden

Nach Naturkatastrophen in Pakistan und Haiti

Steigende Spenden können die kirchlichen Hilfswerke im Jahr 2010 verzeichnen. Ursache dafür sind nicht zuletzt die Naturkatastrophen in Pakistan und Haiti. Unterdessen berichten Medien, dass ein Drittel der von der Bundesregierung zugesagten Haiti-Hilfe noch auf Eis liegen.

 (DR)

Trotz der Krise ist Kirche weiter geschätzt

Der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, rechnet im Vergleich zu 2009 damit, dass sich die Spenden vervierfachen werden. "Durch die Flut in Pakistan und das Beben in Haiti sind die Spenden deutlich gestiegen", so Müller in Freiburg. Nach seiner Einschätzung wird die Arbeit der katholischen Hilfswerke trotz der Krise der Kirche weiter geschätzt. Die Spendenbereitschaft der Katholiken sei unverändert.



Auch Rainer Lang von "Brot für die Welt" sieht einen sehr positiven Trend bei den Spenden. Schon 2009 habe das Hilfswerk der evangelischen Kirche mit 54,7 Millionen Euro eine Steigerung von 6,3 Prozent verzeichnet. Ein weiteres Plus sei 2010 zu erwarten.  



Haiti und Pakistan

Positive Zahlen schreibt ebenso das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor. Durch die große Spendenbereitschaft nach den großen Katastrophen in Haiti und Pakistan könne das Bischöfliche Hilfswerk einen deutlichen Anstieg bei den Einnahmen verzeichnen, so Allgaier in Aachen. Genaue Zahlen seien jedoch erst nach der Weihnachtszeit möglich.



Der Malteser Hilfsdienst (MHD) verzeichnet vor allem bei den Dauerspendern einen Zuwachs. "Aber auch die beiden großen Katastrophen haben die Spendenbereitschaft gefördert", sagte Claudia Kaminski vom MHD in Köln. Genaue Zahlen konnte sie noch nicht nennen: Das letzte Quartal eines Jahres rund um Weihnachten sei erfahrungsgemäß immer das ertragsreichste, so die Pressesprecherin.



Beim katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat läuft derzeit die traditionelle Weihnachtsspendenaktion. Trotzdem hofft das Hilfswerk ebenfalls auf einen Spendenzuwachs.



Deutsche Haiti-Hilfe teilweise eingefroren

Unterdessen wurde bekannt dass knapp ein Jahr nach dem Erdbeben in Haiti noch fast ein Drittel der zugesagten Hilfe der Bundesregierung auf Eis liegen. Das geht aus einer Antwort des Entwicklungsministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor, wie die Düsseldorfer Tageszeitung "Rheinische Post" berichtet.





Die Bundesregierung hatte Haiti insgesamt nach dem Erdbeben vom 12. Januar rund 37 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davon sind den Angaben zufolge rund 25 Millionen bewilligt oder ausgezahlt. Für die weiteren zwölf Millionen Euro gibt es bislang keine konkrete Verwendung.



Unruhen und fehlende Partner vor Ort

In Haiti gestalte es sich schwierig, geeignete Partner für die Umsetzung der Hilfsmaßnahmen zu finden, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Das Erdbeben legte weite Teile der Hauptstadt Port-au-Prince in Trümmer. Die staatliche Verwaltung und Infrastruktur wurde zum großen Teil zerstört. Rund 230.000 Menschen starben.



Der Wiederaufbau wird nicht nur durch das Fehlen funktionierender staatlicher Stellen erschwert. Auch der Ausbruch einer Cholera-Epidemie, die seit Oktober mehr als 2.500 Menschen das Leben kostete, und politische Unruhen im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl vom 28. November verzögern die Arbeiten.



Mehr als eine Million Obdachlose leben noch in Lagern. Auch die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) kam wegen der schwierigen Umstände mit dem Wohnungsbau nicht so schnell voran wie erhofft. Bisher wurden knapp 800 Einfach-Häuser gebaut. Im zweiten Quartal 2011 sollen dann alle geplanten 1.500 Bauten fertig sein.