Münsteraner Bischof kritisiert Theologen-Memorandum

"Erschwert Dialogprozess"

Münsters Bischof Felix Genn sieht durch das Memorandum reformorientierter Theologen den angekündigten Dialogprozess in der katholischen Kirche erschwert. In dem, was die rund 220 Professorinnen und Professoren vorschlügen, sehe er "nicht den Weg, der die Bewältigung dieser Krise leistet".

 (DR)

Zwar wisse er sich mit den Unterzeichnern "verbunden in der Sorge um die Situation der Kirche". Allerdings sehe er "einen starken Dissens" zwischen seiner Verantwortung als Bischof in der Kirche und der Verantwortung, "die der Bischof von Münster den Lehrenden übertragen hat", sagte Genn am Freitag (11.02.2011) gegenüber dem Online-Magazin "kirchensite.de" in Münster.



Vor genau einer Woche hatten Theologieprofessoren und -professorinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz das Memorandum "Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch" veröffentlicht. Darin plädieren sie unter anderem für eine stärkere Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung von Amtsträgern, die Priesterweihe auch von Verheirateten, eine verbesserte kirchliche Rechtskultur und mehr Respekt vor individuellen Lebensentscheidungen.



"Erprobte Männer" nicht geeignet

Die Forderung der Theologen nach Aufhebung oder Lockerung des Pflichtzölibats und der Priesterweihe sogenannter "viri probati" (erprobter Männer) wies Genn zurück. Er sei von der Verbindung von priesterlichem Amt und eheloser Lebensform überzeugt. "Persönlich und kirchlich" könne er sich niemals zu einer anderen Form entscheiden. "Deshalb kann ich mich für das Thema "viri probati" nicht erwärmen, so Genn. Die Nichtzulassung von Frauen zur Priesterweihe sei kirchliche Lehrverkündigung und damit verbindlich.



Dagegen stellt für den münsterschen Bischof die Frage nach dem Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen "eine immense Herausforderung dar". Ob diese zu den Sakramenten zugelassen werden könnten, sei "ein wichtiger Teil der Gesamtsorge, der weiter zu bedenken ist".



Als falsch bezeichnete Genn das in dem Memorandum beschriebene Kirchenbild, wonach viele Christen der Kirchenleitung ihre Gefolgschaft gekündigt und ihr Glaubensleben privatisiert hätten.

Dieses Bild trenne die institutionelle Seite der Kirche, die notwendigerweise dazu gehöre, von der Innenseite, in der der einzelne seinen Glauben lebe. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Unterzeichner "nicht die Konsequenzen bedacht haben, die auch staatskirchenrechtlich mit ihren Aussagen verbunden sind".