Weltkirche-Kongress endet mit Gebetsaufruf für den Papst

Von Allianz bis Zölibat

Mit einem Gottesdienst ist am Wochenende in Würzburg der Weltkirche-Kongress des katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" beendet worden. Zum Abschluss des dreitägigen Treffens wurde für einen Gebetsmarathon zur Vorbereitung auf den Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. im September geworben.

 (DR)

An dem Kongress nahmen nach Veranstalterangaben mehr als 2.000 Menschen teil, darunter 16 Bischöfe aus vier Kontinenten. Höhepunkt war ein ökumenisches Gipfeltreffen am Samstag. Der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion präsentierte erstmals das Projekt einer "strategischen Allianz" mit der katholischen Kirche zur Verteidigung eines traditionell geprägten Christentums in Europa. Gemeinsam müssten Werte wie die Familie und der Schutz des menschlichen Lebens verteidigt und somit die religiösen Wurzeln des Kontinents wieder ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden. Katholiken und Orthodoxe sollten sich nicht länger als Rivalen, sondern als Verbündete betrachten. Hilarion ist der "Außenminister" des Moskauer Patriarchen.



Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, bekundete seine grundsätzliche Zustimmung zu dem Projekt, das beide Seiten bereits vor wenigen Tagen bei Kochs Antrittsbesuch im Moskauer Patriarchat besprochen hatten. In das Vorhaben müsse aber auch die griechisch-orthodoxe Kirche einbezogen werden. Darüber hinaus dürfe das ökumenische Ziel der vollen Kirchengemeinschaft nicht aus dem Auge verloren werden.



Bei dem Treffen berichteten viele Kirchenvertreter über die Lage in ihren Heimatländern. Der irakische Erzbischof Louis Sako warnte, wenn die Islamisierung fortschreite, werde es bald keine Christen mehr im Nahen und Mittleren Osten geben. Stimmen aus Ägypten sprachen sich zugleich für eine differenzierte Sicht des Westens auf den Islam aus. Dabei sei es nicht förderlich, das "Schreckgespenst des Terrorismus" zu beschwören, meinte etwa der in Kairo tätige deutsche Seelsorger Joachim Schroedel.



Flugverbot über Libyen

Kritik wurde in Würzburg an der Visa-Vergabepraxis der deutschen Botschaft in Pakistan laut. Die Behörden hätten grundlos einer pakistanischen Studentin den Besuch des Kongresses verwehrt, hieß es. Der Veranstalter kündigte an, er werde dem Vorfall nachgehen.



Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Flugverbot für Libyen komme zu spät. Er hoffe aber, dass es dennoch Wirkung zeige. Von dem Land dürfe keine "Konterrevolution" ausgehen, meinte er mit Blick auf die Demokratiebestrebungen in anderen Ländern der Region.



Auch der Zölibat ist Thema

Bischof John Tong Hon von Hongkong beklagte im Gespräch mit der KNA die anhaltende Gängelung der katholischen Kirche in China durch den Staat. Zu jeder Zeit und überall auf der Welt wollten Kommunisten Kontrolle über die Kirche ausüben. Daran habe sich bis heute nichts wesentlich geändert. Angesichts vieler Bekehrungen und der Prinzipienfestigkeit der Kirche sähen die Machthaber in Peking im katholischen Glauben einen Konkurrenten zur kommunistischen Ideologie.



Auch innerkirchliche Reizthemen kamen bei dem Kongress zur Sprache. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke verteidigten den Zölibat als angemessene Lebensform für Priester. Meisner warnte die deutschen Katholiken davor, sich durch ständige Kritik an der Kirche in eine Untergangsstimmung hineinzusteigern, während sich andere Ortskirchen durch Dynamik und Aufbrüche auszeichneten.