Bei der Präsidentschaftswahl in Nigeria beginnt die Auszählung der Stimmen

Wieder knapp

Im westafrikanischen Nigeria hat nach der Präsidentschaftswahl vom Samstag die Auszählung der Wahlzettel begonnen. Erste Trendmeldungen gehen von einem knappen Ergebnis aus. Der christliche Amtsinhaber Goodluck Jonathan liegt demnach landesweit in Führung.

Nigeria: Bis zum 26. April ein Wahlmarathon (DR)
Nigeria: Bis zum 26. April ein Wahlmarathon / ( DR )

Im überwiegend muslimischen Norden führt jedoch sein Herausforderer Muhammadu Buhari deutlich. Offizielle Ergebnisse werden für Montag erwartet. Um die Wahl schon im ersten Durchgang zu gewinnen, muss der Kandidat zwei Bedingungen erfüllen: Erstens muss er landesweit die absolute Mehrheit der Stimmen haben. Zweitens muss er in 24 der 36 Bundesstaaten mindestens ein Viertel aller Stimmen kriegen. An dieser zweiten Bedingung könnte Jonathan im ersten Wahldurchgang scheitern. Dann wäre eine Stichwahl nötig.



Vor der Wahl waren auch einem dritten Bewerber gute Chancen eingeräumt worden, Nuhu Ribadu vom "Action Congress" ACN. Ribadu hat sich als enthusiastischer Kämpfer gegen Korruption einen Namen gemacht. Er selbst ist Muslim und stammt aus dem Norden, der ACN ist aber vor allem im überwiegend christlichen Südwesten stark vertreten. Den ersten Trends zufolge scheint Ribadu nun chancenlos.



Von starken Sicherheitsmaßnahmen begleitet

Fast 74 Millionen Wähler hatten sich registrieren lassen. Die Wahlbeteiligung war offenbar hoch, vor den Wahllokalen standen die Menschen am Samstag in langen Schlangen. "Alles scheint ziemlich gut zu laufen", sagte der Leiter des internationalen Beobachterteams und ehemalige kanadische Premierminister der Deutschen Welle. "Die Wahlunterlagen sind pünktlich verteilt worden."



Die Wahlen wurden von starken Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Mehr als 17.000 Soldaten und Polizisten waren im Einsatz. Wichtige Reformen der Wahlgesetze sollten Manipulationen außerdem erschweren.



Frühere Wahlen in Nigeria waren von Gewalt und massiven Unregelmäßigkeiten begleitet. Auch in diesem Jahr war der Auftakt chaotisch, die Wahl musste zwei Mal verschoben werden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" wurden in den Monaten vor der Wahl mindestens 85 Menschen durch Gewalttaten getötet, die mit der Wahl in Zusammenhang standen.



Am Freitag und am Wahltag selbst explodierten zwei Bomben in der nordnigerianischen Stadt Maiduguri. Als Täter gelten Mitglieder der radikal-islamischen Sekte Boko Haram. Die erste Bombe richtet überhaupt keinen Schaden an, die zweite beschädigte ein Auto. Ansonsten verlief die Wahl vom Samstag jedoch friedlich.



Insgesamt stellten sich 20 Kandidaten zur Wahl. Mit rund 150 Millionen Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Etwa die Hälfte der Nigerianer sind Muslime, 40 Prozent Christen. Die Wahl gilt als Test für die Demokratisierung des Landes, das bis 1999 unter Militärherrschaft stand.