Herder ist seit fünf Jahrzehnten der Verlag von Papst Benedikt XVI.

Nur Käßmann verkauft mehr

Wenn Papst Ende September nach Freiburg kommt, will ihm der Verlag Herder einen würdigen Empfang bereiten. Benedikt XVI. ist seit mehr als einem halben Jahrhundert Autor des Hauses - und der prominenteste neben Margot Käßmann.

Autor/in:
Volker Hasenauer
 (DR)

Seit mehr als 200 Jahren und bereits in sechster Generation ist der Freiburger Verlag Herder einer der größten deutschen Verlage für Theologie und Religion. Auch wenn das Programm längst breit gefächert von Geschenkbüchern über Ratgeber bis zu Kinderliteratur reicht, ist Theologie ein zentraler publizistischer Bereich geblieben. Der prominenteste Autor: Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., der seine Werke seit mehr als fünf Jahrzehnten in die Hände der Freiburger Lektoren gibt.



"Wir sind schon ein wenig stolz, der Papst-Verlag zu sein.", sagt Verleger Manuel Herder. Vor kurzem hat er sich eine Fotografie des Papstes ins Büro gehängt, die Benedikt XVI. im Papstflieger zeigt. Am Nachmittag wird er selbst ins Flugzeug steigen, um nach Rom zu fliegen "Ich bin regelmäßig dort. Kontakte wollen gepflegt sein."



Auch ein finanzieller Segen

Seit Monaten hat das Verlagshaus an publizistischen Konzepten gefeilt. Für das breite Publikum soll es einen opulent ausgestatteten Bildband der päpstlichen Deutschlandreise geben. An ein eher akademisches Publikum richtet sich eine kommentierte Fassung der mit Spannung erwarteten Rede von Benedikt XVI. vor dem Bundestag. Als Kommentatorin ist unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angefragt. Und einen besonderen Einblick in die Arbeit Ratzingers, der auch als Papst seine Leidenschaft fürs theologische Publizieren nie ablegen konnte, soll während des Papstsbesuchs eine Ausstellung mit (fast) allen Büchern des Theologenpapstes ermöglichen.



Auch wenn der Verleger ungern über Umsatzzahlen spricht, ist klar, die seit Jahrzehnten mit Joseph Ratzinger gepflegte Zusammenarbeit bedeutet auch einen finanziellen Segen. Allein der erste Band des päpstlichen Jesusbuchs verkaufte sich mehr als eine halbe Million mal. Auch das im Herbst erschienene Interviewbuch mit dem Papst ist ein Bestseller. Zudem hat Benedikt XVI. angekündigt, noch einen abschließenden dritten Teil seiner theologischen Auseinandersetzung mit der Person Jesu liefern zu wollen: Darin soll es um dessen Kindheit gehen. Schon bald wird Benedikt XVI. also wieder zum Bleistift greifen.



Auch Käßmann an Bord

Indes muss sich der Papst bei den Verkaufszahlen der zweiten Herder-Starautorin Margot Käßmann geschlagen geben. Hier hat der Verlag anders als in früheren Generationen keine ökumenischen Berührungsängste.



Manuel Herder ist sich sicher, dass die Deutschen von ihrem Papst stärker begeistert sind, als das weithin wahrgenommen werde. "Es gibt eine enorme Diskrepanz zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung."