Historischer Rote-Khmer-Prozess hat begonnen

Greise auf der Anklagebank

Mehr als 30 Jahre nach Ende der Herrschaft der Roten Khmer hat in Phnom Penh der Prozess gegen drei noch lebende Mitglieder des Regimes der Roten Khmer begonnen. Die Angeklagten müssen sich wegen Völkermords an Vietnamesen und Cham-Muslimen, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verfolgung von Religionen verantworten.

 (DR)

Mehr als 30 Jahre nach Ende der Herrschaft der Roten Khmer hat in Phnom Penh der Prozess gegen drei noch lebende Mitglieder des Regimes der Roten Khmer begonnen. Ex-Staatschef Khieu Samphan (80), Nuon Chea (85) als ehemaliger Chefideologe sowie Ex-Außenminister Ieng Sary (86) müssten sich wegen Völkermords an Vietnamesen und Cham-Muslimen, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verfolgung von Religionen verantworten, hieß es in der am Montag vor dem Rote-Khmer-Tribunal verlesenen Anklageschrift.



Die Roten Khmer hätten Kambodscha in ein einziges Sklavenlager und Gefängnis verwandelt, sagte Ko-Staatsanwältin Chea Leang in ihrem Eröffnungsplädoyer. Zwischen 1,7 und 2 Millionen Kambodschaner, ein Viertel der damaligen Bevölkerung, seien während der Herrschaft der Roten Khmer zwischen dem 17. April 1975 und dem 7. Januar 1979 ums Leben gekommen. "Wir werden beweisen, dass die drei Angeklagten für diese Taten verantwortlich waren", betonte Chea Leang.



Die drei Angeklagten verfolgten das Plädoyer, in dem Chea Leang die Vorwürfe mit grausamen Details aus Zeugenaussagen und historischen Dokumenten untermauerte, ohne jede sichtbare Gefühlsregung. Die Angeklagten hatten bei früheren Gelegenheiten die Vorwürfe bestritten. Die vierte Angeklagte, Ieng Thirit, war nicht zum Verfahren erschienen. Die ehemalige Sozialministerin war wegen einer fortschreitenden Demenzerkrankung Ende vergangener Woche für prozessunfähig erklärt worden. Das Tribunal hatte die sofortige Freilassung der Angeklagten angeordnet. Die 79-jährige muss jedoch bis zur Entscheidung über die Berufung der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft bleiben



Buddhistische Mönche, Schulklassen und Überlebende des Terrors der Roten Khmer waren zum ersten Verhandlungstag im Fall 002 gekommen. Die Überlebenden setzen große Hoffnungen in das Verfahren. "Ich möchte, dass meine Leidensgeschichte öffentlich wird", sagte Ken Vutthy. Die Bäuerin aus Kampong Speu ist eine der 3.800 Nebenklägerinnen im Fall 002. Der Prozess wird in eine Reihe von Teilverfahren unterteilt. Der erste dieser Miniprozesse könnte nach Expertenmeinung bis zu zwei Jahre dauern.