Krakauer Kardinal Macharski wird 85

Ein Nachfolger Johannes Pauls II.

Kardinal Franciszek Macharski, von 1979 bis 2005 Erzbischof von Krakau, wird am Sonntag 85 Jahre alt. Seit Jahrzehnten zählt er zu den herausragenden Gestalten der polnischen Kirche. Während der gesamten Amtszeit des polnischen Papstes Johannes Paul II. leitete Macharski als dessen Nachfolger das Erzbistum Krakau.

 (DR)

Der zurückhaltende Kardinal gilt als Mann der Aussöhnung und Vermittlung. Besonders förderte er den Dialog der katholischen Kirche mit dem Judentum und die Beziehungen zwischen Polen und Deutschen. Während des politischen Umbruchs in den 80er Jahren leitete er als Ko-Vorsitzender die Gemeinsame Kommission der kommunistischen Regierung und der Polnischen Bischofskonferenz. Nach der politischen Wende von 1989 trat er für eine Öffnung der polnischen Kirche zum Westen ein, freilich "ohne sich selbst aufzugeben".



Zur Erzdiözese gehörte bis 1992 auch das Gebiet des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Macharski war 1987 Mitunterzeichner einer jüdisch-katholischen Vereinbarung, nach der das umstrittene Karmel-Kloster an der Außenmauer des Lagers verlegt werden musste. In dem folgenden mehrjährigen Konflikt um die Verlegung bemühte er sich, zwischen den Fronten zu vermitteln und den katholisch-jüdischen Dialog nicht abreißen zu lassen.



Ehrungen im Ausland

Macharski wurde am 20. Mai 1927 in Krakau geboren und 1950 zum Priester geweiht. 1960 erwarb er in Freiburg/Schweiz im Fach Pastoraltheologie einen Doktortitel. Nicht zuletzt wegen dieses Studiums spricht er sehr gut Deutsch. Später leitete er das Krakauer Priesterseminar. Nachdem der Krakauer Kardinal Karol Wojtyla im Oktober 1978 zum Papst gewählt wurde, machte dieser Macharski, der vier Jahre lang sein Privatsekretär war, zu seinem Nachfolger in Krakau, das zu den bedeutendsten Bischofssitzen Polens gehört. Im Juni 1979 erfolgte die Berufung ins Kardinalskollegium.



Nach einem Unfall in seiner Wohnung musste sich Macharski Ende 2011 mehrere Wochen im Krankenhaus behandeln lassen; inzwischen ist er davon genesen. Zum ersten Jahrestag der Seligsprechung von Johannes Paul II. konzelebrierte er am 1. Mai bei einer Gedenkmesse. Im Jahr 2000 erhielt Macharski das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 2007 den Orden der französischen Ehrenlegion.