Kirche in Facebook und Co

"Gute Möglichkeit für Christen"

Mehr als 900 Millionen Menschen nutzen die Dienste des Unternehmens, das jetzt auch börsennotiert ist: Facebook ist das erfolgreichste soziale Netzwerk, auch im kirchlichen Bereich. Norbert Kebekus vom Erzbistum Freiburg im domradio.de-Interview über Chancen und Risiken.

Facebook-Gottesdienst in Köln: Ein gelungener Versuch (DR)
Facebook-Gottesdienst in Köln: Ein gelungener Versuch / ( DR )

domradio.de: Wir sprechen von Chancen und Risiken. Was überwiegt Ihrer Meinung nach bei der Nutzung sozialer Netzwerke?

Kebekus: Aus meiner Sicht ganz klar der Nutzen, sowohl allgemein als auch im kirchlichen Kontext. Es ist ja so, dass Institutionen in unserer Gesellschaft einen schlechten Ruf haben und immer weniger gefragt sind, ob das Parteien, Gewerkschaften sind - oder eben Kirche als Institution. Dafür gibt es die Chance, dass Personen, die glaubwürdig eine Institution vertreten, gefragt sind. Und das kommt den sozialen Netzwerken entgegen, weil es dort auch darum geht, selber Flagge zu zeigen, sich einzumischen und zu verbreiten, was einem wichtig ist. Das ist eine gute Möglichkeit für Christen, ihren Glauben zu bekennen.



domradio.de: Es gibt inzwischen ja auch viele kirchliche Gruppen und Institutionen, die auf Facebook ein Profil haben. Dennoch: Soll sich Kirche überhaupt so stark in sozialen Netzwerken engagieren und nicht besser den Weg der direkten Seelsorge von Mensch zu Mensch gehen?

Kebekus: Das schließt sich ja gar nicht aus. Es geht ja nicht darum, zu sagen: Entweder machen wir die sogenannte Face-to-Face-Seelsorge im persönlichen Gespräch oder wir gehen nur noch ins Internet. Es geht darum, beides zu nutzen. Für mich ist das Internet eine Erweiterung meines Lebensraumes.



domradio.de: Bei Debatten und Diskussionen im Internet geht es manchmal ganz schön hoch her. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, äußerte sich vor ein paar Tagen besorgt um die dortige Diskussionskultur. Ist das Austragen von innerkirchlichen Konflikten im Internet hilfreich?

Kebekus: Da würde ich gerne unterscheiden: Es  gibt Diskussionsforen und Kommentarfunktionen bei Onlineportalen, die anonyme Debatte ermöglichen. Da wird das Niveau schnell mal unterirdisch, da wird leicht übersehen, dass es bei anderen Usern auch um Menschen handelt. Wenn ich bei Facebook auch mit meinem Namen stehe und mit anderen Kontakt aufnehme, ist das anders. Aber: Die Tendenz ist da, wenn ich den Gegenüber nicht sehe, stärker draufzuhauen.



Zur Person: Dr. Norbert Kebekus ist Leiter des Referates Medienpastoral im Seelsorgeamt im Erzbistum Freiburg.



Das Gespräch führte Birgitt Schippers.