Wieder besucht eine Delegation aus Bayern den Papst

Mit Leberkas und Humtata nach Rom

150 Trachtler, 450 Gebirgsschützen und Musikanten aus Oberbayern besuchen am Freitag Benedikt XVI. Mit dabei ist auch der Kardinal Reinhard Marx als Erzbischof von München und Freising. Die Diözese hatte dem Papst den Ehrenabend zu dessen 85. Geburtstag im April geschenkt.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Sechs Uhr morgens mitten in der Toskana. Der Sonderzug des Bayerischen Pilgerbüros rattert über die Gleise gen Rom. Mit einem "Lobet den Herrn" beendet Domvikar Rupert Graf zu Stolberg die nächtliche Ruhe für die mehr als 800 Pilger in den Liegewagen. Mehr als zwölf Stunden Fahrt sind seit München vergangen. Gestartet ist der Zug mit seinen 16 Waggons in Landshut, nahm weitere Passagiere unter anderem in Rosenheim, Prien und Traunstein auf.

"Fahnen in Wagen 2, Musikinstrumente in Wagen 4", hieß es seither bei jeder Haltestelle. Denn hier sind nicht irgendwelche Pilger im Namen des Herrn unterwegs, sondern vor allem Trachtler, Musikanten und Gebirgsschützen. Sie alle wollen für die Erzdiözese München und Freising Papst Benedikt XVI. mit einem "Ehrenabend" am Freitag in Castel Gandolfo ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk aus seiner Heimat darbieten.

Auch der 22-jährige Philipp vom Trachtenverein Almrösl Ebenhausen gehört zu den Pilgern. "Das ist eine einmalige Gelegenheit, den Papst zu treffen", sagt er. Dabei ist der Trachtler eigentlich evangelisch. Zwischen 12 und 67 Jahren alt sind die 17 Mitglieder seiner Gruppe aus Hohenschäftlarn. Auch wenn sie im offiziellen Darbietungsprogramm nicht eingebunden sind, wollten die Trachtler einfach dabei sein. "So nah kommt man dem Heiligen Vater wahrscheinlich nie wieder."

In Dirndl und Lederhosen
Trotz der sommerlichen Temperaturen haben die meisten bereits Dirndl und Lederhosen an. So mancher Gebirgsschütze nimmt selbst seinen Hut nicht ab. Stattdessen erläutert ein Schütze geduldig einem nicht-bayerischen Journalisten die Abzeichen darauf, zu denen sich jetzt noch der Pin der aktuellen Fahrt gesellt. Er zeigt den Korbiniansbären, der auch im Papstwappen zu finden ist. Jener Bär, der der Legende nach das Packpferd von Bischof Korbinian, dem Patron des Erzbistums München und Freising, riss und dafür zur Sühne das Gepäck des Heiligen nach Rom trug.

Viel Gepäck hat auch Familie Fleischhut dabei. Der Kasten des Tenorhorns von Vater Norbert lagert im Waschraum, während er dem Blasinstrument kräftige Töne entlockt. Daneben liegt griffbereit die Gitarre, und der 16-jährige Sohn Florian spielt die "Ziach", die Harmonika, dazu. Mama Elisabeth hat sich derweil ein paar Kissen auf den Schoß gelegt, damit die 19-jährige Tochter Katharina das Hackbrett auflegen kann. Eine richtige "Stubnmusi", oder besser "Abteilmusi" geht hier zusammen, für die die Familie aus einem Repertoire von über 50 Stücken auswählen kann. Ob Polka, Walzer oder "Unser Himmel weiß-blau" - alles wird auswendig gespielt.

"Wo kommt"s denn Ihr her?", will eine Mitreisende wissen. "Aus dem Allgäu, bei Kempten", erläutert Mutter Fleischhut. "Ja schön, da kaufen wir immer unsere Kühe", kommt es begeistert zurück. "Über den Trachtenverband haben wir von der Fahrt erfahren", erzählt Elisabeth Fleischhut. Auch wenn sie eigentlich zum Nachbarbistum Augsburg gehören, wollten sie auf alle Fälle dabei sein.

Mit Lederhosen nicht in die Kirche?
Gesellig geht es zu in diesem Zug. Und bei der Hitze lässt der begleitende Arzt ausrichten, viel Flüssigkeit zu trinken. Wasser ist natürlich gemeint. Aber was ein zünftiger Gebirgsschütze oder Trachtler ist, für den muss dieses eher mit Hopfen und Malz verbunden sein. Bald ist der bayerische Gerstensaft weg und in Österreich muss eigens Bier aus dem Nachbarland nachgeladen werden. Auch Leberkäs und Würstl sind gegen Mitternacht aufgegessen.

Mit einer mehr als einstündigen Verspätung erreicht der Zug gegen 8.30 Uhr endlich den Bahnhof Rom-Ostiense. Dort warten 19 Busse auf die Reisenden. Trotz kurzer Nacht machen sich die Gebirgsschützen auf zur Stadtrundfahrt und zum Besuch des Petersdoms. Kurz zuvor hatte eine Durchsage noch für Aufregung gesorgt. Möglicherweise würden Männer mit kurzen Lederhosen nicht in die Kirche gelassen, weil normalerweise das Knie bedeckt sein müsse. Doch da gibt ein erfahrener Trachtler gelassen Entwarnung. Bisher seien sie noch immer reingekommen. Was ein bayerischer Papst doch alles möglich macht.