Patriarch Maxim stirbt mit 98 Jahren

Trauer in Bulgarien

Das Oberhaupt der bulgarischen Orthodoxie, Patriarch Maxim, ist tot. Er starb am frühen Dienstagmorgen im Alter von 98 Jahren in einem Krankenhaus in Sofia. Mehr als 40 Jahre stand er seiner Kirche vor. Seit der politischen Wende von 1989 war seine Amtszeit von einer Kirchenspaltung überschattet.

 (DR)

Maxim sei nach kurzer Krankheit an Herzschwäche gestorben, hieß es weiter. Die Gläubigen seien "mit Trauer über den schweren Verlust erfüllt". Das oberste Kirchenorgan, die Heilige Synode, ist zu einer Sondersitzung zusammengekommen, um die Organisation der Trauerfeiern zu besprechen, wie der bulgarische Rundfunk berichtet. Demnach soll aus dem Kreis der Synode binnen sieben Tagen ein Interimsverwalter bestimmt werden. Dieser organisiert dann binnen vier Monaten die Wahl eines neuen Patriarchen.



Bis zur Ernennung des Interimsoberhauptes werde die Synode vom Bischof von Veliko-Tarnovo Grigorij (62), geleitet, so der Rundfunk. Der Tageszeitung "Dnevik" zufolge schreibt das Kirchenstatut für den neuen Patriarchen ein Mindestalter von 50 Jahren sowie mindestens fünf Amtsjahre seit der Bischofsweihe vor.



1992 gründet sich eine schismatische Gegen-Synode

Von den rund 7,5 Millionen Bulgaren sind heute 80 Prozent orthodox; etwa zehn Prozent gehören der muslimischen Glaubensgemeinschaft an. Nur weniger als ein Prozent sind Katholiken. Die bulgarisch-orthodoxe Kirche war in der Zeit des Kommunismus starken Repressalien ausgesetzt. Seit der politischen Wende von 1989 war die Amtszeit Maxims, der am 29. Oktober 1914 bei Trojan geboren wurde, von einer Kirchenspaltung überschattet. Grund dafür waren Verstrickungen der Kirchenführung mit dem früheren kommunistischen Regime. Der Streit konnte vor einigen Jahren offiziell beigelegt werden, schwelt aber im Hintergrund weiter.



Teile der bulgarischen Orthodoxie warfen dem Patriarchen Zusammenarbeit mit dem kommunistischen Regime vor und verlangten seine Amtsniederlegung. Er sei faktisch von den damaligen Machthabern eingesetzt worden und wegen der vorgefallenen "groben Manipulation" nicht rechtmäßig gewählt. 1992 gründete sich eine schismatische Gegen-Synode mit einem "Gegen-Patriarchen". Auch die bulgarischen Regierungen schwankten nach der Wende zwischen einer Unterstützung der Gegenkirche und des Patriarchen.



Zusammentreffen mit Papst Johannes Paul II.

1998 lenkte ein Teil der abgespaltenen Bischöfe nach einem panorthodoxen Treffen in Sofia ein. Später versuchte die bulgarische Regierung, mit einem neuen Religionsgesetz und Zwangsenteignungen einen Schlussstrich unter den Flügelkampf zu setzen. Bei einem Konzil aller orthodoxen Kirchenoberhäupter wurde Maxim im September 2006 offiziell als Patriarch von Bulgarien anerkannt. Endgültig überwunden wurde die Spaltung erst 2008, als der letzte "Gegen-Patriarch" in die offizielle bulgarisch-orthodoxe Kirche zurückkehrte.



In einem TV-Interview zum 90. Geburtstag verteidigte Maxim 2004 seine Linie in der kommunistischen Ära. Er habe damals zwar Fehler gemacht, habe sich aber nie auf Kompromisse zum Schaden der Kirche eingelassen, betonte er. Damals wurde er mit dem höchsten bulgarischen Orden ausgezeichnet.



Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz des Landes, Bischof Christo Projkov, bekundete der Heiligen Synode die Anteilnahme der Katholiken am Tod des Patriarchen. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte im Mai 2002 Bulgarien besucht und war dabei auch mit Maxim zusammengetroffen.