Weltklimakonferenz soll globales Abkommen voranbringen

Die Welt steht unter Zeitdruck

Die Welt steht unter Zeitdruck: In Katars Hauptstadt Doha treffen sich die Vertreter von 195 Ländern zur UN-Klimakonferenz. Bis zum 7. Dezember soll ein Fahrplan erarbeitet werden, um die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Ein ehrgeiziges Ziel – und nicht der erste Anlauf.

Autor/in:
Barbara Mayrhofer
 (DR)

Dabei findet das Treffen ausgerechnet in einem Land statt, das zu den größten Klimasündern gehört. Das Emirat am Persischen Golf liegt mit 38 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf und Jahr weltweit an der Spitze. Katar ist der größte Produzent von verflüssigtem Erdgas, eine Technologie mit hohem CO2-Ausstoß.



Auf der vorangegangenen Klimakonferenz in Durban hatten sich die Staaten verpflichtet, ein Arbeitsprogramm auf ein globales Klimaabkommen hin zu schaffen. Dieses soll bis 2015 ausgehandelt sein und 2020 in Kraft treten. Gesucht wird außerdem nach einer Nachfolgeregelung für das bisher einzige weltweite Klimaabkommen, das Kyoto-Protokoll von 1997: Darin hatten sich alle Industrieländer außer den USA verpflichtet, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 2008 und 2013 im Schnitt um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Die erste Verpflichtungsperiode läuft Ende des Jahres aus. Für die zweite Periode müssen neue Ziele und Finanzzusagen vereinbart werden.



Die Erwartungen auf eine Einigung sind eher gering. Dabei hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in der vergangenen Woche eine Steilvorlage geliefert: In einem Bericht für die Weltbank mahnen die Wissenschaftler, die Erderwärmung schreite unerwartet rasch voran. Sollten die Treibhausgasemissionen so weitergehen wie bislang, sei es "zumindest wahrscheinlich", dass bis 2100 die Erwärmung drei bis vier Grad Celsius erreiche. Die Folge: Hitzewellen, Wirbelstürme, Starkregen und Missernten.



Skepsis ist angesagt

Die Bundesregierung, die sich als Motor einer weltweiten Klimapolitik sieht, drängt auf mutige Beschlüsse. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sprach allerdings vergangene Woche im Bundestag von einer "ganz schwierigen Klimakonferenz". Es gebe zwar Erkenntnisfortschritte dahin, dass Klimaschutz notwendig sei. Angesichts eines ungebrochenen Booms bei den CO2-Emissionen sei das Klimaschutztempo aber unzureichend.



Auch der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen gab sich am Freitag skeptisch. "Vor 2020 wird es kein neues, weltweit bindendes Klimaschutzabkommen für alle Staaten geben", erklärte der Beirat in Berlin. Jetzt gehe es darum, zusätzliche Treibhausgasminderungen durch andere Initiativen schon früher zu erreichen - "jedoch wesentlich ambitionierter als bisher". In der Pflicht sehen die Wissenschaftler die EU: Sie solle ihre Emissionen bis 2020 um 30 Prozent mindern. "Technisch und wirtschaftlich lässt sich dies einfach realisieren, weil die bis 2020 angestrebten 20 Prozent schon so gut wie erreicht sind."



NGOs beobachten - und kritisieren

Entwicklungspolitisch engagierte Organisationen weisen insbesondere auf tiefgreifende Folgen des Klimawandels für Menschen in den ärmeren Ländern hin. Im Mittelpunkt der Verhandlungen müssten "die ärmsten und verwundbarsten Menschen" stehen, so der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michael Roy. Zusammen mit dem katholischen Entwicklungshilfe-Dachverband CIDSE fordert er, die Staaten müssten sich zur CO2-Reduktion verpflichten und Geld für die am stärksten betroffenen Regionen auf den Tisch legen. Auch das Bischöfliche Hilfswerk Misereor forderte strengere Verpflichtungen der Staaten. "Das Kyoto-Protokoll hat zu viele Schlupflöcher", kritisiert Klimareferentin Anika Schroeder.



Allerdings haben Nichtregierungsorganisationen bei der Konferenz nur eine Beobachterrolle. Daher setzen sie auf informelle Wege, um die Delegierten zu erreichen. So will der Zusammenschluss "Climate Action Network" (CAN) Delegierte und Journalisten mit einem täglichen Newsletter auf kritische Punkte hinweisen. Auch ein täglicher Negativpreis wird vergeben. Dies zeige durchaus Wirkung, meint Schroeder. Manche Delegierte fühlten sich dadurch angehalten, "sich beim nächsten Mal besser zu benehmen".