Der Kölner Domchor sang vor dem Papst

Mit dem Herzen dabei

Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist der Kölner Domchor, der sich anlässlich seines 150jährigen Bestehens zu einer Konzertreise in Rom aufhielt, gemeinsam mit dem päpstlichen Chor der Cappella Sistina auf dem Petersplatz aufgetreten.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Papst Franziskus: Top! / © Tomasetti (DR)
Papst Franziskus: Top! / © Tomasetti ( DR )

"Bravi!" Gut gemacht. Das Lob kommt von höchster Stelle. Und als reiche das verbale Kompliment allein noch nicht aus, streckt Papst Franziskus anerkennend auch noch seinen Daumen in die Luft, bevor er der schwarz-weiß gekleideten Gruppe in Talar und Rochett nach der Messfeier überschwänglich-freundlich zuwinkt. Eine Geste, die mittlerweile sein Markenzeichen geworden ist und sich daher auch gut auf vielen Postkarten in den Devotionalienläden rund um den Petersdom verkauft. Doch an diesem Morgen galt der päpstliche Zuspruch den Knaben und Herren des Kölner Domchores, der sich anlässlich seines 150jährigen Bestehens zu einer Konzertreise in Rom aufgehalten hat. Zum ersten Mal in seiner Geschichte war er gemeinsam mit dem päpstlichen Chor der Cappella Sistina bei der Sonntagsmesse auf dem Petersplatz vor zigtausenden von Gläubigen aus aller Welt aufgetreten, um die feierliche Liturgie der Papstmesse mit A-capella-Gesängen von Palestrina, Perosi und Duruflé mitzugestalten.

"Die Begegnung mit dem Heiligen Vater war ein ganz bewegender Moment", gibt Domkapellmeister Eberhard Metternich zu, der mit 123 Chorsängern in Rom nicht nur logistisch ein fünftägiges Mammutprogramm gestemmt hat. Denn noch am selben Abend gab es in der Sixtinischen Kapelle, wo immer das Papst-Konklave stattfindet, einen weiteren Höhepunkt dieser noch jungen deutsch-vatikanischen Zusammenarbeit: ein geistliches Konzert von außergewöhnlicher Stimmenqualität. Hier sangen der Kölner und der päpstliche Chor im Wechsel, aber bei manchen Werken auch beide gemeinsam. "An diesem besonderen Ort mit diesen einzigartigen Fresken von Michelangelo Musik machen zu dürfen, was in der Regel kaum jemandem außer dem päpstlichen Chor selbst gestattet ist, hat uns alle tief beeindruckt und ist zugleich eine außergewöhnliche spirituelle Erfahrung gewesen." Schließlich will Metternich diese Konzertreise zum "Herzen der katholischen Kirche", wie er sagt, auch als Pilgerfahrt verstanden wissen. "Jeder Sängerknabe sollte einmal in seiner Zeit beim Domchor eine solche Reise zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus mitgemacht haben. Letztlich beziehen wir ja gerade aus diesen Wurzeln auch einen Großteil unserer geistlichen Motivation. Und die gehört für uns schon wesentlich mit dazu." An diesen heiligen Stätten würden auch die jüngsten unter den Knaben wie von selbst ganz andächtig und still. "Dann ist ihnen anzusehen, dass sie sich von der Ausstrahlung der Geschichte und Theologie solcher Orte berühren lassen und bei ihrer Musik ganz mit dem Herzen dabei sind", erklärt der Chorleiter.

Intensive Probenarbeit

Natürlich gehörte neben den Messfeiern mit Weihbischof Dominik Schwaderlapp auch intensive Probenarbeit zum Programm der römischen Tage. Schließlich wollten alle Sänger sowie die Musiker des Kölner Gürzenich-Orchesters auch für das Abschlusskonzert in der Jesuitenkirche Sant’Ignazio noch einmal ihr Bestes geben. Das nämlich sah für römische Verhältnisse eher spektakuläre Musik vor: die so genannte "Tango-Messe" Misa a Buenos Aires des argentinischen Komponisten Martin Palmeri, die fest zum Repertoire der Kölner gehört und die Auftaktveranstaltung zum 12. Internationalen Festival der "Fondazione pro musica e arte sacra" bildete, in dessen Verlauf Anfang November immerhin auch die Wiener Philharmoniker auftreten. Schließlich seien lateinamerikanische Tango-Rhythmen in römischen Sakralräumen spätestens seit dem Pontifikat von Franziskus salonfähig, glaubt Metternich, der sich sichtlich freute, dieses musikalisch außergewöhnliche Projekt auch in Rom – und im Beisein des Komponisten - realisieren zu können.

Zu seinem 150. Geburtstag am Allerheiligenfest singt der Kölner Domchor dann wieder vor heimischem Publikum. Um 10 Uhr feiert Kardinal Meisner im Dom ein Pontifikalamt. Gesungen werden dann die Werke, die auch vor 150 Jahren beim ersten Hochamt des neu gegründeten Chores zu hören waren: die Missa "Dixt Maria" von Hans Leo Hassler und die Motette "O quam gloriosum" von Tomás Luis de Victoria. Natürlich live auf domradio.de?


Kölner Domchor in Rom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kölner Domchor in Rom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kölner Domchor in Rom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kölner Domchor in Rom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kölner Domchor in Rom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kölner Domchor in Rom / © Beatrice Tomasetti ( DR )