Weihbischof Jaschke über eine mögliche Papstrede vor dem Bundestag

"Eine Ehre für unsere Demokratie"

Der Heilige Vater besucht 2011 Deutschland. Er wird als Staatsgast im September Berlin besuchen und vielleicht als erster Papst vor dem Deutschen Bundestag sprechen. Nun melden sich die üblichen Bedenkenträger zu Wort, die das verhindern wollen. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke würde eine Rede als Ehre empfinden. Im domradio.de-Interview spricht er über seine Erwartungen an den Besuch und seine Begegnungen mit Benedikt XVI.

 (DR)

domradio.de: Im kommenden Jahr kommt der Papst nach Deutschland. Nun wird viel diskutiert, ob er vor dem deutschen Bundestag sprechen dürfen soll. Was meinen Sie?

Weihbischof Jaschke: Ja natürlich, das ist doch eine Ehre für uns und für unseren Bundestag, für unsere Demokratie, wenn der Papst eine Rede im Bundestag hält!



domradio.de: Was erhoffen Sie sich von dem Besuch?

Jaschke: Es wird ein Staatsbesuch sein, ein offizieller Besuch auf Einladung des Bundespräsidenten. Es ist ein Signal, der Papst ist ein Mann, der auch in der Gemeinschaft der Staaten eine ganz eigene Rolle spielt. Er ist doch eine moralische Autorität, auf die viele schauen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir in Deutschland, gerade in einer Phase, wo das Christentum schwächelt, diese moralische Autorität des Papstes erleben dürfen. Und dass wir vielleicht auch sehen können, dass die Kirche nicht aufgeht in dem, was uns in diesem Jahr so stark belastet hat. Diese schrecklichen Missbrauchsskandale und das Leid, das leider Gottes von Kirchenleuten unschuldigen, unmündigen jungen Menschen zugefügt worden ist.



domradio.de: Sie haben in Ihrer Studienzeit Prof. Ratzinger an der Universität in Regensburg erlebt. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Professor und Papst Benedikt XVI.?

Jaschke: Im Prinzip nicht, der Papst ist immer der alte Professor geblieben und er lebt richtig auf, wenn er sich seine Gedanken machen kann und er differenziert urteilen kann, eine Diskussion leiten kann. Wenn wir mit ihm zusammentreffen, dann haben wir immer quasi ein theologisches Seminar über verschiedene Themen: Islam, Schöpfungsfragen, Evolution, Fragen zur Christologie und Mission. Es geht immer akademisch zu bei ihm.



domradio.de: Heißt dass,  er hält dann einen Vortrag und die ehemaligen Studenten hören zu und später gibt es eine Diskussionsrunde, oder wie kann man sich das vorstellen?

Jaschke: Die Themen werden mit ihm abgesprochen und dann werden Referenten eingeladen, die einen Vortrag halten: z.B. Evangelische Theologen oder Islam-Spezialisten oder Evolutionsbiologen. Der Papst ist der Seminarleiter, er hört sich ganz aufmerksam den Vortrag an und es ist ja erstaunlich welche Konzentrationsfähigkeit er hat, wie er die Dinge dann zusammenfasst. Und dann leitet er mit einem spitzen Kugelschreiber die Diskussion, notiert die Beiträge und sagt seine Beiträge zum Thema. Das macht immer viel Freude.



domradio.de: Was schätzen Sie sonst noch am Papst?

Jaschke: Seine Lauterkeit. Er ist sicher nicht der Mann, dem das Regieren sehr viel Freude macht, aber er ist ein menschlich ganz lauterer Typus. Dann ist er intellektuell der große Mann, natürlich beim Thema Glaube und Vernunft. das hat gerader er in den Vordergrund gestellt, dass wir nicht das glauben können, das unvernünftig ist und das die Vernunft auch immer wieder aus dem Glauben erneuert werden muss, gereinigt werden muss für den Glauben. Das sind seine großen Themen und dafür steht er.