Kardinal Woelki warnt vor sozialen Spannungen

Die letzten in der Schlange

Berlins Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat vor einer Zunahme sozialer Spannungen in der Hauptstadt gewarnt. Er verfolge mit großer Sorge, wie sich in anderen Großstädten, auch in Europa, die sozialen Spannungen gewaltsam entladen.

 (DR)

"Das ist mir für Berlin eine ständige Warnung", sagte der Kardinal dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Viele Menschen in Berlin seien auf eine bezahlbare Wohnung angewiesen. Allerdings gebe es nicht ausreichend günstigen Wohnraum.

So würden Menschen an den Rand der Stadt verdrängt und es entstünden neue soziale Brennpunkte, warnte der Erzbischof. "Wohnungslose oder Flüchtlinge sind die letzten in der Schlange für eine Wohnung", kritisierte der Berliner Erzbischof.

Lernen von der Kirche Lateinamerikas

Zu den in letzter Zeit viel diskutierten Zwangsräumungen und den sich verschärfenden Protest dagegen sagte der Kardinal, er könne war die einzelnen Fälle nicht beurteilen. "Aber man muss schon sehr gute Gründe haben, um Familien, allein weil sie steigende Mieten nicht mehr bezahlen können, auf die Straße zu setzen", betonte Woelki. Der Kardinal fügte hinzu: "Ich denke, auch die Öffentlichkeit hat ein Recht, diese Gründe zu kennen."

Woelki verwies auf die Beratung der Caritas, damit Menschen aus ihren Mietschulden wieder herausfinden. "Von der Kirche in Lateinamerika können wir lernen, was es heißt, 'Anwalt der Armen' zu sein", sagte er weiter. Dies müsse auch der Anspruch in Deutschland sein, auch wenn die Kirche hier nicht arm sei.

Woelki hatte schon in seiner Weihnachtspredigt ein stärkeres Engagement für einen sozialen Frieden in Deutschland angemahnt und auf die wachsende Wohnungsnot in der Hauptstadt verwiesen. Sie führe zu einer Verdrängung unterprivilegierter Berliner aus der Innenstadt und zu einem deutlichen Anstieg der Obdachlosenzahl.

Persönliche Betreuer sollen Berliner Hartz-IV-Empfänger unterstützen
Im Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit will die Berliner Senatorin Dilek Kolat (SPD) nun jedem Hartz-IV-Bezieher einen persönlichen Betreuer zur Seite stellen. "Jeder Arbeitslose bekommt einen Coach, der ihn in allen Fragen begleitet", sagte Kolat der "Berliner Morgenpost". Mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit habe sie sich "auf einen zentralen Weg verständigt: Coaching und Qualifizierung". "Da wollen wir einen ganz neuen Weg gehen", sagte die Arbeitssenatorin.

Kolats Pläne sehen vor, dass ein Coach etwa 40 Berliner Erwerbslose begleiten soll. Profitieren solle jeder Arbeitslose, gleich ob er von den Jobcentern betreut wird, einen Ein-Euro-Job hat oder über ein anderes Förderprogramm beschäftigt wird. "Der Coach berät ihn in allen Fragen", sagte Kolat. "Wo finde ich die richtige Qualifizierung, welche Berufe kommen für mich infrage, wo kann ich mich bewerben, wie mache ich das?"

 


Quelle:
dapd , epd