Erinnerung an den "Speckpater" Werenfried von Straaten

"Gebt mir Speck!"

100 Jahre wäre er heute geworden: der Prämonstratenser Werenfried von Straaten. In der Nachkriegszeit setzte er sich für hungernde Menschen in Deutschland ein - und gründete das Hilfswerk "Kirche in Not". Eine "Glaubenstournee" erinnert an ihn.

Autor/in:
Christoph Arens
Pater Werenfried van Straaten (KiN)
Pater Werenfried van Straaten / ( KiN )

Werenfried von Straaten heißt er eigentlich - aber als "Speckpater" ist er besser bekannt. "Gebt mir Speck" bat er Bauern in den Niederlanden und in Belgien nach dem Zweiten Weltkrieg. Unterstützen wollte er damit die notleidenden Menschen im gerade besiegten Deutschland. Auch als "letzter General des Kalten Krieges" ist der Gründer des Internationalen Hilfswerks «Kirche in Not/Ostpriesterhilfe» bekannt geworden.

Heute wäre der 1913 im niederländischen Mijdrecht geborene Ordensmann 100 Jahre alt geworden. Vor zehn Jahren, am 31. Januar 2003, ist er gestorben. In den kommenden Monaten erinnert "Kirche in Not" deshalb mit einer "Glaubenstournee" an van Straaten. An jeder der acht Stationen in Deutschland wird ein Jubiläumsgottesdienst gefeiert. Sie wird am 19. Januar in Köln eröffnet. Joachim Kardinal Meisner wird um 11.00 Uhr im Kölner Dom einen Gottesdienst mit den Mitgliedern und Freunden von Kirche in Not feiern. domradio.de überträgt das Pontifikalamt live im Web-TV. Im Anschluss ist eine Gedenkveranstaltung im Maternushaus geplant.

Moderner Bettelmönch

Die materielle und geistige Not von Flüchtlingen im Nachkriegsdeutschland war es, die den Prämonstratenser van Straaten zu seiner ersten Hilfsaktion veranlasste. Von seinem belgischen Kloster Tongerlo aus begann der Ordensmann, der eigentlich Künstler werden wollte, für die hungernden Deutschen Speckseiten bei den Bauern zu erbitten. Ein damals höchst unpopuläres Unterfangen, dem selbst Bischöfe widersprachen. "Ich fürchte, dass die Kirche zu oft Menschen behindert und klein hält, die große Ideen haben", betonte der kirchenpolitisch konservative Geistliche, der sich als moderner Bettelmönch sah. Da schwangen eigene Erfahrungen mit.

Immer wieder griff van Straaten zu unkonventionellen Ideen: Im zerstörten Deutschland rüstete er Sattelschlepper mit Kapelle, Beichtstuhl und Wohnräumen für Missionare aus. Zu Beginn der 50er Jahre rollten 35 Kapellenwagen durch die Bundesrepublik. Pater Werenfried, der sich von einer ausgeprägten Marienfrömmigkeit leiten ließ, war auch Gründer des 1953 ins Leben gerufenen Bauordens.

Freiwillige Helfer halfen Flüchtlingsfamilien beim Bau eines eigenen Heimes. Ähnlich unkonventionell engagierte er sich auch im nach-sowjetischen Russland. Dort finanzierte sein Hilfswerk den Bau von "schwimmenden Kirchen", die orthodoxe Geistliche über Don und Wolga zu abgelegenen Gemeinden bringen.

Einheit von katholischer und orthodoxer Kirche

Besonderes Augenmerk richtete van Straaten auf die Christen in Osteuropa und Russland: Während des Kommunismus unterstützte er sie mit Geld, Hilfsgütern und Bibeln. Dabei baute er ein riesiges Netz an geheimen und öffentlichen Kontakten auf. Nach dem Zerfall des Ostblocks arbeitete er an seiner Vision: der Einheit von katholischer und orthodoxer Kirche. Auch auf Wunsch von Papst Johannes Paul II. schnürte Pater Werenfried 1994 ein Hilfsangebot für die innerlich zerrissene orthodoxe Kirche und baute Kontakte mit zahlreichen Bischöfen auf. Die anfängliche Euphorie allerdings schwand, weil die Beziehungen zwischen Vatikan und orthodoxer Kirche sehr belastet waren.

Die "Eiszeit" ist inzwischen Geschichte: «Kirche in Not» fördert in Russland auch interkonfessionelle Projekte und - in kleinerem Ausmaß - auch orthodoxe theologische Einrichtungen. Doch die Initiative des "Speckpaters" geht darüber hinaus: In 17 Ländern ist sein 1947 gegründetes Hilfswerk mit Sitz in Königstein im Taunus mit eigenen Sektionen vertreten. International belief sich das Spendenaufkommen auf mehr als 3,6 Milliaren Euro. Im Jahr 2011 waren es 82 Millionen Euro, davon 9,4 Millionen Euro in Deutschland. Hauptförderländer des Hilfswerks waren die Ukraine, Indien und Brasilien.

Aus- und Weiterbildung von Priestern und Laien

«Kirche in Not» engagiert sich vor allem für Religionsfreiheit und die Verbreitung des Glaubens; das Hilfswerk vertritt dabei einen katholisch-konservativen Ansatz. Gefördert werden insbesondere die
Aus- und Weiterbildung von Seminaristen und Priestern sowie von Laien, der Bau und die Renovierung von Ausbildungsstätten und Kirchen, das Übersetzen und Verlegen der Bibel und religiöser Literatur sowie die Ausstrahlung religiöser Rundfunkprogramme.

In den vergangenen Jahren arbeitete das Hilfswerk an einer Schärfung seines Profils: 2011 wurde das Hilfswerk zu einer Stiftung päpstlichen Rechts erhoben. Die Bindung an den Papst sollte verstärkt werden - ganz im Sinne von Pater Werenfried.
 


Quelle:
KNA , DR