"Gut möglich, dass sich Franziskus dazu entschließt, heiße Eisen gibt es ja genug", antwortet Kräutler auf die Frage nach einem neuen Konzil in dem am Montag (25.03.2013) bei "Spiegel Online" veröffentlichten Interview. Grundsätzlich müsse der neue Papst "die Kurie umkrempeln" und dabei auch "neue Wege beschreiten".
Den gewählten Namen Franziskus versteht der 74-jährige Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens, als Programm: "Ich denke an die Geschichte von Franz von Assisi, der in einer verfallenen Kapelle von San Damiano betete, als Christus vom Kreuz herab ihn aufforderte: Siehst du denn nicht, wie mein Haus verfällt? Geh und stelle es wieder her!"
Kräutler setzt sich seit fast 50 Jahren in Brasilien, davon 32 Jahre als Bischof, für die Menschenrechte der Indios und die Erhaltung der Regenwälder ein. Dafür erhielt er ebenso viele internationale Auszeichnungen wie Morddrohungen in Brasilien.
Kräutler: Nicht Restauration, sondern Reform
Den neuen Papst bezeichnet Kräutler als "offenen Menschen und guten Seelsorger", dessen Bescheidenheit "authentisch" sei: "Franziskus hat immer einfach gelebt, wurde nicht umsonst der Kardinal der Armen genannt. Manchem mag die Frage um einen silbernen oder goldenen Ring am Finger des Pontifex albern vorkommen - aber eine Geste sagt manchmal mehr als alle Worte."
Die Erwartungen an das Pontifikat seien hoch. "Wir müssen Zeichen setzen, als Bischof tue ich das jeden Tag", so Kräutler in dem SPON-Interview weiter. "Wir dürfen uns nicht abkapseln und in der Sakristei verstecken. Die Kirche hat einen Auftrag in dieser Welt. In meiner Diözese kämpfen wir für die Indios, ein Volk am Abgrund, und die Rettung des Regenwaldes. Es geht nicht um eine Restauration der Kirche, sondern um eine echte Reform."