In seiner Predigt bei einem Gottesdienst in San Giovanni in Laterano vor mehreren Tausend Priestern, Ordensleuten und Gläubigen der Diözese rief er am Sonntag zu mehr Geduld und Barmherzigkeit im täglichen Umgang auf. Es sei "Gottes Stil", nicht ungeduldig mit den Menschen zu sein, die oft "alles und sofort wollen". Dies müssten auch die Menschen untereinander beherzigen, forderte Franziskus. Sie dürften sich von den vielen anderen "weltlichen Angeboten" nicht von Gottes Angebot ablenken lassen. Wer liebe, breche die Brücken nicht ab und verzeihe, sagte der Papst. Zugleich ermutigte er die Gläubigen, angesichts ihrer Sünden nicht zu verzagen und sich Gott vorbehaltlos anzuvertrauen. "Für Gott sind wir keine Nummern, wir sind ihm wichtig, ja wir sind das Wichtigste, das er hat; auch wenn wir Sünder sind", hob Franziskus hervor. Die Menschen müssten den Mut haben, zu Gott zurückzukehren.
Vor Beginn der Messe nahm sich der Papst mehrere Minuten Zeit, um die in der Basilika anwesenden Rollstuhlfahrer persönlich zu begrüßen. Die Gläubigen applaudierten. In seinem eigenen Leben habe er "viele Male das barmherzige Antlitz Gottes, seine Geduld gesehen", so der Papst in seinen teils sehr persönlich gefärbten Einlassungen. Er selbst habe bei vielen Menschen den Mut beobachtet, sich als Sünder Gott anzuvertrauen und um Vergebung und Trost zu bitten. "Und ich habe immer gesehen, dass Gott es getan hat". Wer den Mut habe, sich für die Liebe Gottes zu öffnen und dessen Barmherzigkeit in den Sakramenten zu begegnen, spüre "seine Zärtlichkeit" und "seine Umarmung". Dadurch werde auch der Gläubige selbst barmherziger und geduldiger. Er könne leichter lieben und vergeben, erläuterte Franziskus. Als Beispiele für Gottes unerschöpfliche Geduld und Barmherzigkeit verwies der Papst unter anderem auf das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn und auf die biblische Erzählung vom ungläubigen Thomas.
Der Papst hatte nach seinem Einzug in die Kirche erstmals auf seinem römischen Bischofsstuhl Platz genommen. Dieser Akt symbolisiert traditionell seinen Amtsantritt als Bischof von Rom. Im kirchenrechtlichen Sinne ist er heute anders als früher unmittelbar nach seiner Annahme der Wahl auch Bischof von Rom. Begrüßt wurde Franziskus von Kardinalvikar Agostino Vallini. Dieser versieht als sein Stellvertreter die täglichen Amtsgeschäfte des römischen Bischofs und leitet die Bistumsverwaltung. Später traten ausgewählte Priester, Ordensleute und kirchlich engagierte Laien vor den Papst, um ihm ihre Treue zu bekunden.