Der Ruf nach einem Frauendiakonat sorgt weiter für Diskussionen

Wirrungen um das Weiheamt

Die aktuelle Debatte um den Diakonat der Frau zeigt: In der katholische Kirche gibt es die Hoffnung auf Aufbruch und Frühlingserwachen und die Sorge vor unverantwortbarem Wandel und falscher Modernisierung gleichermaßen.

Kardinal Meisner bei der Diakonenweihe Ständiger Diakone 2008 / © Robert Boecker (DR)
Kardinal Meisner bei der Diakonenweihe Ständiger Diakone 2008 / © Robert Boecker ( DR )

Die Aufregung nicht nur in Kirchenkreisen ist groß. "Zollitsch will künftig auch Frauen als Diakone zulassen", meldeten am Montag viele Zeitungen kurz und bündig unter Berufung auf die von Erzbischof Robert Zollitsch geleitete Diözesanversammlung in seinem Freiburger Erzbistum. Ein rotes Tuch nicht nur für die traditionalistische Piusbruderschaft. Auch der Regensburger Amtsbruder Zollitschs, Bischof Rudolf Voderholzer, reagierte prompt: Es gebe keine Chance für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen, erklärte er auf der Internetseite des Bistums. Wie das Priester- und Bischofsamt gehöre der Diakonat untrennbar zu einem Weihesakrament und dies sei gemäß der biblisch begründeten Tradition der Kirche Männern vorbehalten. Auch ein Sprecher des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx sagte, die Öffnung des Weiheamtes für Frauen stehe nicht an.

Am Montagmittag bemühte sich die Pressestelle des Erzbistums Freiburg dann um Klarstellung: Es gebe offenbar "an einigen Stellen Irritationen über Äußerungen unseres Erzbischofs", schrieb Pressesprecher Robert Eberle. Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Diözesanversammlung habe sich Zollitsch für "neue kirchliche Dienste und Ämter, die auch Frauen offen stehen, wie etwa ein spezifisches Diakonenamt für Frauen" ausgesprochen.

Die Betonung liege dabei auf "spezifisch", betonte Eberle. Zollitsch tue dies "auf der Grundlage der Lehre der katholischen Kirche". Und er beziehe sich auf einen Vorschlag von Kurienkardinal Walter Kasper bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar in Trier. Kasper hatte angeregt, über ein eigenes Diakoninnenamt nachzudenken. Für diese "Gemeinde-Diakonin" könne man an die besondere Diakoninnentradition in der frühen Kirche anknüpfen.

Wohin steuert die deutsche Kirche?

Die Aufregung um das Thema allerdings dürfte nicht nur mit einer vom Freiburger Pressesprecher beklagten "Unschärfe in der Medienberichterstattung" zu tun haben. Denn es liegt etwas in der Luft in der katholischen Kirche: Ein Wunsch nach Aufbruch und Frühlingserwachen, den Papst Franziskus bei vielen geweckt hat, einerseits. Die Sorge vor unverantwortbarem Wandel und falscher Modernisierung andererseits. Wohin steuert also die Kirche in Deutschland im Franziskus-Pontifikat?

So schwingt in der Debatte über den "Diakonat der Frau", die am Montag auch der zweite bundesweite "Tag der Diakonin" aufgriff, Grundlegendes mit. Nicht zufällig verwies die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, im Vorfeld auf Franziskus, um für Diakoninnen in der katholischen Kirche zu werben. Der Papst habe die Katholiken schon in seinen ersten Äußerungen aufgefordert, "mit Liebe und Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen, besonders die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten". Franziskus wolle eine stärker diakonisch und karitativ ausgerichtete Kirche. "Die Zulassung von Frauen zum Diakonat wird dieses Amt und damit auch die Kirche stärken."

Die Rolle der Frau ist ein Schlüsselthema

Für das ZdK und die katholischen Frauenverbände ist klar: Sie wollen langfristig eine sakramentale Weihe von Diakoninnen, die den männlichen, verheirateten Ständigen Diakonen gleichgestellt sind. Für die Bischofskonferenz ist das - im Einklang mit dem römischen Lehramt - bislang undenkbar: Die Priesterweihe sei Männern vorbehalten, argumentieren sie. Und deshalb sei auch eine Weihe von Frauen zu Diakoninnen ausgeschlossen, weil beide Ämter zusammen gehören und Teile eines einzigen Sakraments sind. Dennoch gibt es auch unter den Bischöfen ein Nachdenken darüber, wie die Rolle von Frauen in der Kirche gestärkt werden - und wie der Auszug engagierter Frauen aus der Kirche verhindert werden kann. Ein Schlüsselthema für die Zukunft der katholischen Kirche, denn Frauen leisten in Pfarrgemeinden und sozialen Einrichtungen einen Großteil der ehrenamtlichen Arbeit.

Der Vorschlag von Kardinal Kasper könnte hier eine Brücke bauen. Für das Zdk und die Frauenverbände ist das allerdings ein Weg mit Fallstricken: Zwar wäre ein solches eigenes Amt eine neue Perspektive für die Frauen und die Kirche. Manche Katholiken befürchten aber, dass damit eine sakramentale Weihe von Frauen zu Diakoninnen für lange Zeit vom Tisch wäre. Anderen wiederum geht der Schritt zu weit, weil sie eine schleichende Vermischung der unterschiedlichen Diakonen-Ämter fürchten.


Quelle:
KNA