Kardinal Meisner über Papst Franziskus, seinen Rücktritt und den Eucharistischen Kongress

"Ich warne vor falschen Hoffnungen"

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner warnt vor "falschen Hoffnungen" an Papst Franziskus. In Fragen der Lehre passe zwischen ihn und seinen Vorgänger Benedikt "kein Blatt". Auch sei die Kurie "besser als ihr Ruf".

Joachim Kardinal Meisner (dpa)
Joachim Kardinal Meisner / ( dpa )

Doch es werde nicht alles beim Alten bleiben, so Meisner im Interview mit der "Stuttgarter Zeitung" von Samstag (18.05.2013): "Es wäre etwa möglich, dass demnächst quasi Kabinettssitzungen eingeführt werden. Bisher haben in der Regel nur die einzelnen Ressortleiter Audienzen beim Papst."

Zu seinem angekündigten Rücktritt verweist der 79-Jährige erneut auf die Altersgrenze von 80 Jahren für Kardinäle, die er bald erreicht. Einen Zusammenhang zum Rücktritt Benedikts gebe es nicht, mit diesem sei er zunächst ja auch gar nicht einverstanden gewesen. "Mittlerweile kann ich allerdings voll Ja sagen zu Benedikts Entscheidung."

Keine Provokationen, Missstände beim Namen genant

Zur Aussage, er gelte "in den Medien als konservativer Strippenzieher in der Bischofskonferenz", erklärt Meisner: "Wenn ein Bischof ins Amt kommt, dann hat er den Eid abzulegen auf das Glau-bensbekenntnis und auf den Papst. Nun sollen mir mal die Journalisten nachweisen, wo ich diesen Eid verletzt habe. Ich habe mich nur an die Vorgaben gehalten. Schon als ich nach Köln kam, war die Presse gegen mich, obwohl sie mich gar nicht kannte. Ich frage mich, wie es sein kann, dass durch die Medien eine Wirklichkeit vorgegaukelt wird, die es gar nicht gibt."

Den Vorwurf der Provokation, beispielsweise beim Vergleich von Holocaust und Abtreibung, weist der Kölner Oberhirte zurück. Er habe Missstände beim Namen genannt, wo sich Menschen zum Herrn über das Leben machen. "Wir sind ein sterbendes Volk, haben aber eine perfekte Gesetzgebung für Abtreibung. Ist das nicht wie die Selbsttötung einer Gesellschaft?"

Der Eucharistische Kongress Anfang Juni in Köln sei kein "Anti-Katholikentag", so Meisner. "Das ist ein Missverständnis. Der Eucharistische Kongress Anfang Juni in Köln hat mit dem Katholikentag überhaupt nichts zu tun. Vielmehr: als vor fast vier Jahren die sexuellen Missbräuche sichtbar wurden, hat mich das so erschüttert, dass ich überlegte, wie Heilung möglich ist." Mit einem großen Glaubensfest könnten die vielen Verwundungen wieder geheilt werden.


Quelle:
DR