Erzbischof Robert Zollitsch (74, Freiburg; Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz): Papst Franziskus hat ganz klare Zeichen gesetzt und gezeigt, dass er nah bei den Menschen sein will. Er hat die Menschen selbst gebeten, für ihn zu beten. Er hört auf die Menschen, und er hat uns ermutigt, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen, missionarisch präsent zu sein, keine Berührungsängste zu haben. Das ist ein Impuls, der in unsere Zeit genau hereinpasst. Ich bin dankbar, dass wir diesen Papst haben.
Kurienkardinal Walter Kasper (80): Wie ein Magnet zieht er die Menschen an, weil er auf die Menschen zugeht. Er hat den Stil im Vatikan geändert; das finde ich persönlich sehr gut. Aber man darf sich nicht täuschen: In der Lehre steht er in der Nachfolge von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Ich erwarte von ihm, dass er die Probleme in der Dritten Welt stärker auf die Tagesordnung setzt; dass wir unsere Europa-Zentriertheit überwinden und Fragen wie Armut und internationale Gerechtigkeit mehr zur Kenntnis nehmen.
Kardinal Joachim Meisner (79, Köln): Der neue Papst kommt aus der rauen sozialen und politischen Wirklichkeit Lateinamerikas. Er hat sich nie rausgehalten, hat immer den Kopf hingehalten und ist immer für die Mühseligen und Beladenen eingestanden. Da hat er auch einige Narben und Erfahrungen davongetragen, die er jetzt sicher für die Kirche wirksam werden lässt.
Kardinal Rainer Maria Woelki (56, Berlin): Ich erlebe ihn als sehr unkompliziert, sehr authentisch; sehr menschennah; als Christus nah. Das, woraus er lebt und was sein Herz erfüllt, seine Gottesfreundschaft, versucht er den Menschen mitzugeben. Die Menschen lieben dieses Spontane des Papstes; dieses einfache und klare Wort, das er zu sprechen weiß und das die Menschen im Herzen berührt.
Erzbischof Ludwig Schick (63, Bamberg; Weltkirche-Bischof): Als sehr erfrischend empfinde ich ihn. Er gibt uns auch neue Impulse. Papst Benedikt XVI. hat uns viel geschenkt; Papst Franziskus nimmt jetzt seine Aufgaben wahr, die ihm von Gott zugewiesen sind. Und ich bin überzeugt: Mit ihm werden wir eine Kirche haben, die auf Jesus konzentriert ist. Er wird auch eine Kirche bewirken, die einfacher ist - und die sich ganz besonders für die Armen auf der Südhälfte unseres Globus einsetzt.
Erzbischof Werner Thissen (74, Hamburg, Misereor-Bischof): Ich fand die Äußerung sehr schön, dass der Papst Franziskus eine Enzyklika auf zwei Beinen sei. Franziskus muss nicht viel schreiben. Er tut durch die Art, wie er sich gibt, uns als Kirche richtig gut. Für mich ist als Misereor-Bischof natürlich wichtig, dass der Respekt des Südens stärker in den Blickpunkt kommt.
Bischof Franz-Josef Overbeck (48, Essen; Lateinamerika-Bischof): Als er nach seiner Wahl auf die Loggia des Petersdoms stieg und sich als Bischof von Rom vorstellte, war das wie ein Programm: Er nimmt sein Bischofamt wahr, indem er sehr nahe bei den Menschen ist, durch einfache Zeichen. Es ist so etwas wie ein großes Atmen, ein großes Aufatmen, ein Durchatmen, das ganz viele bewegt.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann (52, Speyer; Jugend-Bischof): Franziskus hat eine Botschaft, will etwas weitergeben, jungen Menschen Mut machen. Dafür steht er, und er hat ja nun in seinem Leben auch einiges geleistet als «Kardinal der Armen», mitten in schwierigen Verhältnissen von Menschen.
Bischof Gebhard Fürst (64, Rottenburg-Stuttgart): Meine erste Überraschung ist immer noch lebendig. Ich erlebe ihn immer noch frisch im Sinne von neuen Überraschungen. Er predigt ja täglich in Santa Marta. Ich lese immer gerne die Zusammenfassungen dieser Predigten; da sind jeden Tag neue Überraschungen drin. Er formuliert ganz spritzig, unkonventionell - und das tut unserer Kirche gut.
Bischof Franz-Josef Bode (62, Osnabrück): Er hat einen neuen Stil mitgebracht und wird den auch durchsetzen. Ich freue mich außerordentlich, dass mal jemand von einer ganz anderen Seite der Welt Papst geworden ist. Ich habe den Eindruck, dass er sich darauf einstellt, die Kirche mit diesem neuen Lebensstil und diesem Geist zu beflügeln.
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst (53, Limburg): Er hat mit seinem großen Charisma die Herzen der Menschen erreicht. Dass der Strom der Pilger nach Rom nicht abreißt, ist ein sehr gutes Zeichen. Er hat markante Worte geprägt in dieser Zeit: dass die Kirche an die Ränder zu gehen hat, nicht nur geografisch, sondern auch im Leben der Menschen. Das ist ein wichtiger Auftrag, für den er in diesen 100 Tagen Orientierung gegeben hat. Wir dürfen sehr gespannt sein, wie es weitergeht.
Prälat Bernd Klaschka (66, Geschäftsführer der Bischöflichen Lateinamerika-Aktion Adveniat): In Lateinamerika sprach man kürzlich über den neuen Papst als einer «Enzyklika der Gesten»: etwa bei den Menschen zu bleiben, als er sich vor dem Volk verneigte, als er auf die Loggia trat. Er ist sich selbst treu geblieben. Er wird wohl in Santa Marta wohnen bleiben, weil er Kontakt zu den Menschen sucht. Wir können noch mit einigen Gesten rechnen, nicht so sehr mit theoretischen Diskursen; Gesten, die sagen: Dahin möchte ich die Kirche führen. Und er wird auch noch einige provokatorische Gesten setzen.
Pirmin Spiegel (56, Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor): Wir erleben gemeinsam mit einem großen Teil der Weltkirche das Erfrischende, Unkomplizierte; seinen einfachen Lebensstil, die Nähe zu den Menschen. Franz von Assisi hat einen Beziehungsreichtum zu allem Lebendigen gelebt. Papst Franziskus hat auch das Wort Barmherzigkeit, Solidarität, als sein Leitthema: Mitleid mit denen zu haben, die mit dem Rücken zur Wand stehen, die ihrer Würde beraubt sind. Das macht uns sehr viel Mut, künftig weiter so unterwegs zu sein.
Dirk Tänzler (44), Vorsitzender des Bundes des Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ): Ich bin tief beeindruckt: von seinen Gesten, von seinem Wirken, was ja eher in seiner Haltung zum Ausdruck kommt, noch nicht in Wort und Schrift. Ich bin überzeugt, dass er in Rio beim Weltjugendtag den jungen Menschen auch deutliche Fragen der Gerechtigkeit mit auf den Weg geben wird. Das wird auch unseren Blick verändern.