Botschafter Moore zum Unicef-Jubiläum

Sir Roger gibt ein Interview

Unicef Deutschland wird 60, da darf auch der unermüdliche Botschafter Roger Moore nicht fehlen. Mit vollendeter Höflichkeit kommt er immer wieder auf das Thema zu sprechen, das ihm wichtig ist. Und das ist sicher nicht James Bond.

Autor/in:
Christoph Driessen
Sir Roger Moore (dpa)
Sir Roger Moore / ( dpa )

Vorsicht, Stufe, Mr. Bond! Fast ist man versucht, ihn zu stützen, als sich Roger Moore zögerlich und ein klein wenig schwankend in den Innenhof seines Hotels vortastet. Er hat noch immer eine gute Figur mit seinen 85 Jahren, keine Frage. Aber für Stunts ist er nicht mehr zu haben.

Seit 21 Jahren Unicef-Botschafter

Roger Moore ist in Aachen, weil Unicef Deutschland am Sonntag 60 Jahre alt wird. Er selbst ist seit 21 Jahren Unicef-Botschafter. Das ist auch der Grund, warum er hin und wieder ein Interview gibt. Interviews sind lästig, aber er tut es für den guten Zweck - um für das Kinderhilfswerk zu werben.

Die Reporter wollen leider meist gar nichts über Unicef wissen, sondern alles Mögliche andere. Wer war sein liebstes Bond-Girl? Wie findet er den aktuellen Bond Daniel Craig?

Sir Roger hasst es, diese Fragen zu beantworten, denn natürlich sind sie ihm alle schon hundertmal gestellt worden. Aber er ist gleichzeitig ein sehr höflicher Mensch. Deshalb hat er es im Laufe der Zeit in einer besonderen Form des Antwortens zu größter Kunstfertigkeit gebracht: Egal welche Frage ihm gestellt wird, spätestens nach drei Sätzen kommt er wieder auf Unicef zu sprechen.

Das geht zum Beispiel so: Frage: Sind Sie auch schon gespannt, ob das Baby von Prinz William und Kate ein Junge oder ein Mädchen wird? Antwort: "Egal ob Junge oder Mädchen, es wird einmal König oder Königin von England werden. Übrigens, wir waren neulich zusammen mit William und Kate bei einer Unicef-Gala, wo es um ein ganz wichtiges Thema ging..."

Nicht James Bond, sondern das Hilfswerk

Nächster Versuch: Der britische Geheimdienst liest massenhaft E-Mails mit - würde James Bond sowas auch tun? Antwort: "James Bond ist eine Rolle, Unicef ist Realität..." There we go again!

Vielleicht muss man die Sache anders angehen. Er will über Kinder reden - warum nicht? Frage: Hatten Sie eigentlich selbst eine glückliche Kindheit? Was nun kommt, lässt sich vielversprechend an. Er zieht ganz leicht die rechte Augenbraue hoch - ohne Zweifel: dies ist die ausdrucksstärkste Augenbraue der westlichen Hemisphäre! -, blickt zu Boden und sagt leise: "Ich hatte eine furchtbare Kindheit. Ich wurde regelrecht gefoltert..."

Schelmisches Lächeln: "Kleiner Witz, Sie entschuldigen! Nein, ich hatte eine wunderbare Kindheit." Aber unmittelbar nach dem Krieg sei er als Soldat nach Deutschland gekommen. "Und dort habe ich gleichsam die Geburtsstunde von Unicef miterlebt. Ich erinnere mich noch, wie unser Zug in Krefeld von Kindern umschwärmt wurde, die uns um Brot anbettelten. Das unterschied sich gar nicht so sehr von der heutigen Lage der syrischen Flüchtlinge..."

Ok, Sir Roger, Sie haben gewonnen.

Irgendwann dringt auch zu dem dickfelligsten Reporter durch, dass es wichtigere Dinge gibt als das Baby von Kate und eine erfundene Agentenfigur. Dann legt er seinen Block zur Seite und hört nur noch zu, wie Sir Roger erzählt. Von dem mazedonischen Vater zum Beispiel, der bei der Vergewaltigung seiner minderjährigen Tochter zusehen musste. Diese Story bringt er seit mehr als zehn Jahren in fast jedem seiner Interviews, aber sie verliert deshalb nichts von ihrer Eindringlichkeit.

Als ihm am Ende eine Dame aus dem Stuhl helfen will, sagt Roger Moore für seine Verhältnisse ziemlich energisch: "No, no!" Soweit ist es noch nicht. Er hat noch einiges vor. "Bis zum Umfallen" will er als Botschafter der Kinder weiterarbeiten. "War mir ein Vergnügen", sagt er zum Abschied. Für Unicef tut er alles. Wirklich alles.


Quelle:
dpa