Erzbischof Hans-Josef Becker im Interview

"Das geht einem durch Mark und Pfennig"

Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker im domradio.de-Interview zur Ausstellung "CREDO" sowie zum jetzt beginnenden Libori-Fest.

 (DR)

domradio.de: Herr Erzbischof, heute Zeuge des Glaubens zu sein, welche Rolle kann denn ein solches Libori-Fest im Jahr des Glaubens spielen?
Erzbischof Becker: Eine Erfahrung mit allen Sinnen, sowohl Glaubensfeier, Glaubensverkündigung, aber auch von Herzen mit anderen Kommunikation pflegen und vielleicht auch in einer unbeschwerten Freude sich mitzuteilen und miteinander auch sich zu besinnen auf die Grundlagen unseres Glaubens – so sollte es in diesem Jahr auch in dieser besonderen Form des Libori-Festes ein wichtiger Beitrag sein.

domradio.de: Das Jahr des Glaubens wurde im Oktober letzten Jahres noch von Papst Benedikt VI eröffnet. Was heißt das heute für die Christen, wie kann man heute im Jahr des Glaubens eben Zeuge des Glaubens sein?
Erzbischof Becker: Indem jeder an Ort und Stelle, wo er gerade ist, ein glaubwürdiges Bild abgibt für einen Menschen der Sinn gefunden hat im Glauben und sein Leben darauf aufbaut.

domradio.de: Wir haben ein ereignisreiches Jahr mit dem Rücktritt des Papstes, mit der Neuwahl von Franziskus. Wie haben Sie diese ersten Monate 2013 erlebt?
Erzbischof Becker: Nun, das war schon eine Überraschung, weil es doch nicht so selbstverständlich ist, dass ein Pontifex zurücktritt. Aber ich denke, dass Papst Benedikt wichtige Weichen gestellt hat und dass Papst Franziskus, dem ich auch schon einmal persönlich begegnen durfte, ein guter Nachfolger für das jetzt aufzuschlagende Kapitel der Kirchengeschichte sein wird.

domradio.de: Kommen wir einmal auf den Heiligen Liborius, der ab morgen hier in Paderborn gefeiert wird. Man kennt die verschiedensten Heiligen, man kennt Märtyrer, also Menschen, die für ihren Glauben gestorben sind. Man kennt Kirchenlehrer. Was für ein Heiliger ist der Heilige Liborius?
Erzbischof Becker: Der Heilige Liborius war im 4. Jahrhundert als Zeitgenosse von Martin von Tours, Bischof in Le Mans, und als im 9. Jahrhundert die Kirche von Paderborn quasi noch als Missionsbistum sich an die Kirche in Frankreich gewendet hat, um auch für die Verehrung Zeugen des Glaubens hier vor Ort zu haben, konkret vor Ort zu haben, hat der Bischof Badurad von Bischof Aldrich in Le Mans die Reliquien des Heiligen Liborius erhalten. Wir wissen, dass im Jahre 836 eine spektakuläre Prozession der Translatio stattgefunden hat, und aufgrund dieses historischen Ereignisses haben wir heute noch die Vitalität der Libori-Verehrung unmittelbar zur Erfahrung.

domradio.de: Sie haben die Christianisierung hier in Europa angesprochen – zu diesem Thema wird heute Abend auch vom Bundespräsidenten die Ausstellung „Credo“ eröffnet. Haben Sie schon einmal einen Blick in die Ausstellung werfen können, jetzt kurz bevor es losgeht?
Erzbischof Becker: Nein, nur in die ersten Exemplare des Katalogs. Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich in der Baustelle umzusehen, aber ich freue mich auf heute Nachmittag.

domradio.de: Was erwarten sich Sie von der Ausstellung. Was wird das sein: „Credo“
Erzbischof Becker: Nun, "Credo" heißt ja "Ich glaube". Und das Credo ist als das Glaubensbekenntnis jedenfalls doch weithin bekannt. Natürlich ist der Glaubensakt immer Voraussetzung dafür, dass man es auch bekennen kann. Wir erwarten, oder ich erwarte, Zeugnisse – und weiß auch, dass sie da sind, sowohl aus der bildenden Kunst als auch aus der religiösen Kunst und Schriftzeugnisse vor allem aus der frühesten Zeit der Christianisierung hier unseres Landes – und ich bin sehr, sehr gespannt auf diese Konzentration aus verschiedensten Museen international, was wir hier als einen Sammelpunkt, wirklich als ein Zentrum in den nächsten Wochen erleben dürfen. Und ich freue mich riesig schon auf manche Exponate , die man sonst nie zu sehen bekommt.

domradio.de: Was bedeuten Ihnen diese Tage, die es ja jedes Jahr Ende Juli gibt, ganz persönlich?
Erzbischof Becker: Das jährliche Libori-Fest gehört wie Ostern und Weihnachten fest zu meinem Festkreis, und die Einzigartigkeit des Libori-Festes muss man einfach erlebt haben. Und wenn man auch noch aus diesem Bistum stammt und hier Bischof sein darf, dann ist das natürlich noch einmal eine ganz besondere Prägung.

domradio.de: Sie sind hier im Paderborner Dom 1977 zum Priester geweiht worden, das ist jetzt Ihr 10. Libori-Fest als Erzbischof von Paderborn, wenn ich richtig rechne. Erinnern Sie sich noch an das erste Libori?
Erzbischof Becker: Da war ich Student im 2. Semester. Und da habe ich zum allerersten Mal diese Sinneseindrücke wahrnehmen können. Was mir sehr gut getan hat und ich bin froh, dass ich es auch weiterhin erleben darf und von Jahr zu Jahr ist es immer wieder ein neues Erlebnis, es sind also keine Abnutzungserscheinungen bisher festzustellen. Und ich hoffe, dass das auch bis zu meinem Lebensende so bleiben wird.

domradio.de: Wenn man sich auf der Straße umhört und fragt die Menschen, was ihnen am Libori-Fest am Wichtigsten ist, was sie ganz besonders finden, dann kommt immer entweder der Libori-Tusch, diese kleine Fanfare, die man im Gottesdienst hören kann, oder die Menschen sagen, es ist die Verbindung von Kirche und Welt. Was ist für Sie das ganz Besondere an Libori?
Erzbischof Becker: Nun die liturgische Festfeier ist natürlich schon von einem hohen musikalischen Niveau auch bestimmt und wir freuen uns, dass wir wirklich in der Gemeinschaft der Glaubenden ein mächtiges Beten und Singen erleben dürfen, auch wiederum Phasen der Stille. Der Mittelpunkt des Libori-Festes ist nun einmal der Hohe Dom – da geht kein Weg dran vorbei. Alles andere ist darauf zugeordnet, denn wenn die gottesdienstliche Bedeutung und die gottesdienstliche Sinngebung nicht wären, wären wir vielleicht doch nur eine leer klingende Schelle.

domradio.de: Haben Sie denn dennoch auch Gelegenheit abseits der liturgischen Feier einmal die Kirmes oder den Markt zu besuchen?
Erzbischof Becker: Ja, ich gehe mit meinen Gästen schon mal ins Riesenrad und es wird auch sicher zu einem Bratwürstchen und zu einem guten Bier reichen.

domradio.de: Dann die letzte Frage: Wir sind jetzt einen Tag vor der Eröffnung des Libori-Festes – Sind Sie auch beim 10. Mal, dass Sie das Fest leiten, ein bisschen aufgeregt?
Erzbischof Becker: Ja, da sorgen schon die Menschen für und diese einzigartige Stimmungslage, die Erwartung auf die Erhebung des Schreins und dann natürliche der mächtige Tusch, der dann ertönt, der geht einem durch Mark und Pfennig, wie man in Westfahlen so zu sagen pflegt. Und natürlich dann eben auch die hohe musikalische Qualität, die wir uns hier in Paderborn Gott sei Dank noch leisten können. Und da freue ich mich auch ganz besonders drauf.

Das Interview führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR