Franziskus beendet Weltjugendtag in Rio

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"Die Kirche rechnet mit euch! Der Papst rechnet mit euch". Mit diesem Appell von Franziskus ging am Sonntag der 28. Weltjugendtag in Rio de Janeiro zu Ende. Eine unübersehbare Menschenmenge war an den Strand von Copacabana gekommen.

Autor/in:
Thomas Jansen
Abschlussmesse (dpa)
Abschlussmesse / ( dpa )

Welche Botschaft hatte der neue Papst für die Jugendlichen aus über 170 Ländern in Rio? "Ich hoffe, dass es als Konsequenz dieses Weltjugendtags Durcheinander geben wird! Hier in Rio gibt es Durcheinander und ich hoffe, dass es auch in den Diözesen Durcheinander geben wird", sagte er während einer Begegnung mit seinen Landsleuten aus Argentinien. Die Jugendlichen sollten ihren Elan in die Kirche einbringen und an ihren großen Idealen festhalten - auch wenn die Realität oft entmutigend ist, lautete die Botschaft des Papstes. Franziskus Auftritte selbst erinnerten mit ihrem Schwung bisweilen an den jungen Johannes Paul II. (1978-2005). Auffallend war auch, dass der Papst immer wieder zum Dialog zwischen den Generationen aufrief.

Franziskus hat während seines Besuchs nicht nur eine Botschaft für die Jugendlichen mitgebracht, sondern nach den jüngsten Massenprotesten auch klare Worte an die Politik in Brasilien gerichtet: Der konstruktive Dialog sei der einzige Weg für eine gedeihliche Entwicklung einer Gesellschaft, so der Papst. Es brauche "eine Politik, die immer mehr und immer besser die Beteiligung der Bevölkerung verwirklicht, Formen des Elitebewusstseins vermeidet und die Armut ausmerzt", sagte der an Politiker gerichtet.

Auch der Stadt Rio, die vor der Fußballweltmeisterschaft und den Olympischen Spielen Ruhe in den Armenvierteln schaffen will, erteilte er eine Lektion. Eine massive Polizeipräsenz reiche nicht aus, um eine Favela dauerhaft zu befrieden, solange die Armen weiterhin an den Rand gedrängt würden, sagte er. Ungewöhnlich konkret wurde Franziskus zudem beim Thema Drogen: Den Bestrebungen in einigen lateinamerikanischen Ländern leichte Drogen zu legalisieren, erteilte er eine klare Absage.

Ein Besuch ohne Störungen

Und schließlich demonstrierte der Papst aller Welt, was für ihn eine "Kirche für die Armen" jenseits von Predigtmanuskripten bedeutet: Er besuchte ein Armenviertel und traf sich mit Strafgefangenen und Drogenabhängigen. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, um über 1.000 katholischen Bischöfen aus der ganzen Welt persönlich zum Einsatz für die Armen zu ermahnen. Sie seien "die wahren VIPs, die wir in die Pfarreien einladen müssen".

Nach den chaotischen Szenen mit einem Papst, der am Montag nach seiner Ankunft in der Innenstadt von Rio in einem Kleinwagen mit nur einer Handvoll Sicherheitskräften seinen Fans ausgeliefert zu sein schien, verlief der Besuch in den folgenden Tagen weitgehend ruhig und entspannt. Dass Franziskus von seinen Fans Geschenke wie Bonbons in seinen offenen Wagen geworfen wurden und immer wieder Einzelne bis zu ihm vordrangen, störte ihn offenbar nicht. Die Präsenz der Sicherheitskräfte war stark, aber in der Regel nicht störend.

Auch vereinzelte Proteste gegen die Reise beeinträchtigen die unbeschwerte Atmosphäre des Weltjugendtags nicht, eher schon die schweren Regenfälle in den ersten Tagen. Dass die Organisation nicht perfekt war, gestand Rios Bürgermeister selbst freimütig ein: Das U-Bahn-Chaos und die kurzfristige Verlegung der Abschlussveranstaltungen an die Copacabana waren nur zwei der zahlreichen Pannen.

Die erste Reise des neuen Papstes war nicht zuletzt auch eine Reise voller Überraschungen: Es fing schon vor dem Abflug an: Wer hatte je einen Papst gesehen, der seine Aktentasche  selbst ins Flugzeug trägt? Dann im Flugzeug: Alle warteten darauf, was der Papst tzm Weltjugendtag zu sagen hat, und der spricht über die gesellschaftliche Ausgrenzung alter Menschen. Nach seiner Ankunft machte schließlich der silbergraue Fiat Idea Furore, mit dem er sich durch Rios Innenstadt fahren ließ.

Franziskus Spontanität zeigte sich auch im Programm: Einmal ließ er kurzerhand 35 Müllsammler aus Argentinien zu sich auf die Bühne setzen, ein anderes Mal ließ er sich "tete a tete" mit Ordensschwestern fotografieren. "Der Papst hat so viel Schwung, dass er uns stresst", scherzte Vatikansprecher Federico Lombardi. "Selbst mich überrascht er oft mit seiner Energie."

 


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Quelle:
KNA