Bischofskonferenz zum Fleischverzicht

"Wir haben den 'Veggie-Day' schon 2.000 Jahre“

In der Debatte um einen fleischfreien Wochentag prallen ökologische Gedanken und christliche Kultur aufeinander. "Wir haben den Veggie-Day schon 2.000 Jahre“, verweist die Bischofskonferenz auf das Freitagsgebot. Dabei geht es nicht um Vegetarismus.

Autor/in:
Volker Resing
 (DR)

Auf einem neuen CDU-Wahlplakat fliegt ein goldgelber Pfannkuchen durch die Küche. Da könnte man glatt meinen, die Partei der Kanzlerin habe die Forderung der Grünen nach Fleischverzicht schon bildlich umgesetzt. Doch tatsächlich hat der Vorschlag zu einem Vegetarier-Tag ("Veggie-Day") den Wahlkampf aufgemischt und die Diskussion um die Ethik des Fleischkonsums beflügelt.

Deutliche Kritik an dem Grünen-Vorstoß kam aus dem Regierungslager.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) warnte davor, den Menschen Vorschriften machen zu wollen. Zugleich verwies sie darauf, dass der «fleischlose Tag» in der christlichen Kultur fest verankert sei. "In Oberbayern, meiner katholisch geprägten Heimat, gibt es in vielen Haushalten traditionell freitags kein Fleisch. Das ist ein guter Brauch." Auch sie selbst versuche sich an das Freitagsgebot zu halten, erklärte die Ministerin. So prallen christliche Tradition und ökologische Debatte plötzlich aufeinander.

Fleischverzicht in Erinnerung an den Kreuzestod Jesu

Der Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt hatte bereits am Montag die Vegetarier-Offensive der Grünen verteidigt und gemeint, die Tradition könne so eine "moderne Form" annehmen. Doch die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, die ihr Amt während des Wahlkampfs ruhen lässt, verzichtete darauf, den christlichen Bogen beim Fleischverzicht zu schlagen. Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, kommentierte knapp, er freue sich über den "Erkenntnisgewinn" der Grünen. "Wir haben den 'Veggie-Day' schon 2.000 Jahre."

Das sogenannte Freitagsgebot verpflichtet Christen, in Erinnerung an den Kreuzestod Jesu am Freitag auf fleischliche Nahrung zu verzichten. Der Brauch hat sich 2.000 Jahre gehalten und doch hat er sich in letzten 50 Jahren zunehmend verflüchtigt. Auch mit dem "Veggie-Day" komme die religiöse Begründung des Fleischverzichts nicht zurück, meinte der katholische Theologe und Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti. Der Verzicht sei eine "geistliche Übung", die näher zu Gott führen solle, mit Vegetarismus habe dies nicht zu tun.

Hinter dem asketischen Verzicht stecke der Gedanke des "Weniger-ist-mehr", so Becker-Huberti. "Nur wer auch mal verzichtet, kann dann auch wieder die Fülle genießen." Allerdings verwies er darauf, dass auch früher schon staatliche Stellen geholfen hätten, das Gebot durchzusetzen.


Quelle:
KNA