Norwegens katholische Kirche wächst

Die Einwandererkirche

Die Zahl der Kirchenmitglieder in weniger als zehn Jahren fast verdreifacht, jeder fünfte besucht regelmäßig den Gottesdienst, in immer neuen Kirchen: Der Osloer Bischof Eidsvig bei domradio.de über die katholische Kirche in Norwegen.

Norwegen (dpa)
Norwegen / ( dpa )

domradio.de: Arme Kirche in reichem Land - kann man das so zusammenfassen?

Bischof Bernt Ivar Eidsvig: Ich fürchte, ja. Unsere Katholiken sind zu fast 90 Prozent Einwanderer oder Flüchtlinge, die versuchen, sich in Norwegen zu etablieren. Und natürlich gehören sie nicht zu den Bestverdienern, viele leben von sozialer Unterstützung.

domradio.de: Und wie geht es der Kirche in Norwegen darüber hinaus?

Eidsvig: Sehr gut. Sie wächst sehr schnell, vielleicht sogar schneller, als es die Kirche eigentlich vertragen kann. In meiner Amtszeit - den vergangenen acht Jahren –  sind wir von etwa 42.000 auf 110.000 gewachsen. Auf 110.000 registrierte Katholiken, darüber hinaus haben wir vielleicht noch mal doppelt so viele weitere Katholiken. Katholiken, deren Namen und Adressen wir nicht kennen. Das Problem dabei ist, es ist zu wenig von allem da: zu wenige Priester, zu wenige Priester, zu wenig Geld.

domradio.de: Wie bewältigen Sie diese Herausforderung?

Eidsvig: Wir müssen in jeder Pfarrei ein mehrfaches pastorales Angebot anbieten. So erwarten die Katholiken, die aus Polen stammen, polnische Messen - das bieten wir in jeder Pfarrei an. Ähnliches gilt für andere Gruppen.

domradio.de: Welche Rolle spielt bei dieser Entwicklung der Bischof/spielen Sie?

Eidsvig: Meine Aufgabe ist es, Raum und Seelsorge für die Einwanderer zu finden. Und auch die dazu nötigen materiellen Mittel.

domradio.de: Wie ist das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Reformierten?

Eidsvig: Im Großen und Ganzen haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Sie sind uns auch sehr oft behilflich, beispielsweise wenn es darum geht, Gebäude zur Verfügung zu stellen. Der gute Wille ist also vorhanden. Es gibt eher Binnenproblem: soziologische Spannungen, aber auch Unsicherheit über die zukünftige Richtung. Seit 2012 ist die lutherische Kirche ja nicht mehr Staatskirche. Hier versuchen wir wiederum solidarisch zu sein, obwohl wir viel kleiner sind.

domradio.de: Was erwarten Sie für die kommenden Jahre? Wie geht es weiter mit der katholischen Kirche in Norwegen?

Eidsvig: Rein statistisch gesehen werden wir weiter wachsen, wenn sich das ökonomische Wachstum fortsetzt und Norwegen weiterhin Gastarbeiter aus Ländern wie Polen und Litauen benötigt. Dann werden wir in den kommenden fünf Jahren auch weitere Kirchen eröffnen; auch Kirchen, die wir von der lutherischen Kirche gekauft haben. Bei den Priestern haben wir relativ viel Nachwuchs: zwei bis drei Weihen gibt es pro Jahr in Norwegen. Die pastorale Seite steht also. Genau wie der Besuch der Heiligen Messe, der bei mindestens 20 Prozent liegt.

Das Gespräch führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR