Christen beten für Frieden in Ägypten

"Wir sind alle Glieder des Leibes Christi"

Für Kopten-Bischof Anba Damian war das ökumenische Gebet in Berlin ein Zeichen "christlicher Zusammengehörigkeit". Im domradio.de-Interview spricht er über die Not der Menschen in Ägypten und seine Hoffnung auf eine friedliche Zukunft.

Koptische Kirche in Ägypten (dpa)
Koptische Kirche in Ägypten / ( dpa )

Christen verschiedener Konfessionen haben sich am Donnerstabend in Berlin zu einem ökumenischen Gebet für Frieden in Ägypten versammelt. Unter den rund 100 Teilnehmern waren Kardinal Rainer Maria Woelki als Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge, Vertreter der syrisch-orthodoxen und der äthiopisch-orthodoxen Kirchen sowie der ägyptische Botschafter Mohamed Abdelhamid Ibrahim Higazy.

Zu dem Gottesdienst eingeladen hatte der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche für Deutschland, Anba Damian. "Mit diesem Gottesdienst wollen wir den Menschen in Ägypten unsere Solidarität zeigen", hatte er im Vorfeld im Gespräch mit domradio.de gesagt. Es gehe vor allem darum, den Christen zu zeigen, "dass wir für sie beten und sie nicht im Stich lassen".

Optimistischer Blick in die Zukunft

Parallel zu dem Gottesdienst  wurden in allen koptischen Kirchen in Deutschland die Glocken zum gemeinsamen Gebet geläutet. Koptische Gotteshäuser gibt es außer in Berlin in Bitburg, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Heidelberg, Höxter-Brenkhausen, Holzwickede, München, Stuttgart und Waldsolms-Kröffelbach. "Die Zeit der Not bringt uns zusammen", sagte Damian. "Wir sind alle Glieder des Leibes Christi. Wir brauchen einander."

Jede Form von Terrorismus sei zu verurteilen, dieses Signal wolle man auch an die Regierungen im Westen aussenden. Ohne entsprechende Hilfe sei in Europa mit einer großen Einwanderungswelle aus dem Nahen Osten zu rechnen, warnte Damian weiter.

Denn auch wenn sich die Menschen aktuell im "Schockzustand" befänden, blicke er hoffnungsvoll in eine Zukunft, in der "Christen und Muslime wieder in Harmonie wachsen" würden. Die aktuelle Entwicklung verglich der Bischof mit der Amputation eines Krebsgeschwürs. "Es wird Blut und Schmerzen geben, aber daran führt kein Weg vorbei."

Woelki: Anteilnahme und Solidarität

In dem Gottesdienst betonte Erzbischof Woelki in seinem Grußwort, die jüngsten Angriffe auf Kirchen und christliche Einrichtungen in Ägypten hätten alle christlichen Gemeinschaften tief getroffen, Kopten, Katholiken und Protestanten. Er bewundere die Zuversicht und das Gottvertrauen des koptischen Papstes Tawadros II., der die Christen nach diesen Angriffen aufgefordert habe, nicht mit Gewalt zu reagieren, so Woelki. "Als Christen wollen wir unseren christlichen Brüdern und Schwestern in Ägypten mitteilen, dass wir mit ihnen solidarisch sind und mit ihnen leiden, auch wenn diese Anteilnahme und Solidarität in den Medien kaum in Erscheinung tritt", sagte der Kardinal.

Er ging zudem auf die jüngsten Proteste vor einem Wohnheim für Asylbewerber in Berlin-Hellersdorf ein, durch die "das friedliche Zusammenleben auch in dieser Stadt auf eine schwere Probe gestellt" sei. "Ich appelliere an alle, Provokationen und Aggressionen zu beenden, damit Flüchtlinge und Asylbewerber hier ohne Angst leben können", sagte der Erzbischof.

Auch Dröge äußerte sich «berührt und tief erschüttert über die Geschehnisse in Ägypten». Zugleich warnte er davor, "einseitig von einer Christenverfolgung" zu reden. Die Gewalttaten seien Teil einer Aktion gegen öffentliche Einrichtungen gewesen, bei der neben den über 60 Kirchen auch Gerichte, Polizeistationen und Krankenhäuser angegriffen worden seien. "Gerade jetzt ist es wichtig, dass alle Menschen guten Willens, seien es Christen oder gemäßigte Muslime, gemeinsam für ein Ende der Gewalt einstehen", meinte Dröge.


Quelle:
DR , KNA