Nikolaus Schneider kündigt Ergänzung des umstrittenen Familienpapiers an

Mehr Erklärung

Das Familienpapier der EKD hat für Aufregung gesorgt. Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider wünscht sich mehr Klarheit: Er kann sich vorstellen, dass bei einer weiteren Auflage erläuternde Texte dazu kommen.

Umstritten: das EKD-Familienpapier (dpa)
Umstritten: das EKD-Familienpapier / ( dpa )

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat eine Ergänzung der umstrittenen EKD-"Orientierungshilfe" zur Familienpolitik in Aussicht gestellt. "Ich könnte mir schon vorstellen, dass wir bei einer weiteren Auflage noch erläuternde oder ergänzende Texte dazu schreiben", sagte Schneider in einem Interview des Fachdienstes "Ökumenische Information" der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Außerdem sei ein theologisches Symposium zur Kommentierung und Einordnung des Papiers geplant, erklärte Schneider.

Veröffentlichung des Papieres war "nicht optimal"

Die im Juni veröffentlichte "Orientierungshilfe" geht von einem "erweiterten Familienbegriff" aus, der auch Patchwork-Lebensgemeinschaften und homosexuelle Paare umfasst; sie löste eine heftige innerprotestantische Diskussion und deutliche Kritik von anderen Kirchen aus, weil sie nicht mehr vom Leitbild der Ehe ausgehe und ihre theologische Grundlegung unzureichend sei.

Schneider räumte ein, die Veröffentlichung des Papiers sei "nicht optimal" gewesen. Es sei nicht genug deutlich gemacht worden, "worauf die sozial- und familienpolitische Schrift eigentlich zielt und was sie will". Der Text setze die traditionelle Ehe und Familie voraus und löse sie nicht als Leitbild ab. Er konzentriere sich allerdings "auf die Werte, die die Institution Ehe konstituieren". Insofern handele es sich nicht um einen "Paradigmenwechsel", so Schneider, sondern einen "Perspektivwechsel".

Widerstand auch aus den eigenen Reihen

Der Widerstand gegen das Familienpapier hält unterdessen an: Eine bundesweite Initiative um den badischen Pfarrer Hans-Gerd Krabbe fordert vom EKD-Rat die Rücknahme der Orientierungshilfe. "Die Aktion hat Beine bekommen", sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bislang hätten sich 60 Persönlichkeiten aus Kirche, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft an dem Appell beteiligt. Ende August soll die Unterschriftenliste dem Rat der EKD übergeben werden. Die Aktion solle aber auch danach noch weiterlaufen.

Der Protest komme "aus der Mitte der Gesellschaft", fügte der promovierte Theologe hinzu. Es sei keine Initiative der "Ewig-gestrigen oder Ultrakonservativen". Zu den Unterzeichnern zählten Ärzte, Fürsten, Rechtsanwälte und Theologieprofessoren. Er selbst sei von der "Barmer Theologischen Erklärung" von 1934 inspiriert, mit der sich Bekennende Christen von der Ideologie des Nazi-Staates abgegrenzt hatten.


Umstritten: das EKD-Familienpapier (dpa)
Umstritten: das EKD-Familienpapier / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd , DR