Der Essener Bischof Overbeck zu öffentlichen Papst-Botschaften

"Papst-Interview wird uns beeinflussen"

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck erwartet, dass das jüngste Interview von Papst Franziskus auch das Miteinander der deutschen Bischöfe beeinflussen wird.

 (DR)

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck erwartet, dass das jüngste Interview von Papst Franziskus auch das Miteinander der deutschen Bischöfe beeinflussen wird. "Es wird auf jeden Fall ein Thema in vielen Zwischengesprächen sein", sagte Overbeck am Sonntagabend in Essen. "Ich glaube, es wird auf Dauer unsere Haltung beeinflussen, weil es die Art des Umgangs mit der Wirklichkeit verändert." Der Ruhrbischof plädierte für eine "Haltung des Glaubens, die auf diese Weise neue Nahrung bekommt - nämlich offen mit den Fragen der Zeit umzugehen". Am Montag (23. 9. 2013) beginnt in Fulda die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

"Wie kann ich riechen wie die Menschen, für die ich da bin?"

In einem am Donnerstag veröffentlichten Exklusiv-Interview für Zeitschriften des Jesuitenordens hatte der Papst unter anderem Stellung zu den Themen Kirchenreform, Umgang mit Homosexualität und Ökumene bezogen. Das Interview hat für Overbeck "eine besondere Dynamik", die vor allem eines zeige: "In so unterschiedlichen Situationen, in denen wir heute leben, brauchen wir eine Kirche, die neu mit dem Leben zusammenkommt", so Overbeck. Diesen Weg habe die katholische Kirche im Bistum Essen mit ihrem jüngst vorgestellten Zukunftsbild eingeschlagen. "Ich denke, es ist gut, auf diese Weise nach vorne zu gehen und sich - wie Franziskus sagt - zu fragen: "Wie kann ich riechen wie die Menschen, für die ich da bin?", betonte Overbeck mit Blick darauf, dass Franziskus gerade die Bischöfe erneut dazu aufgefordert hat, sich intensiv um ihre "Herde" zu kümmern.

Kirche soll heilen

Bei Franziskus' Vorstellung einer Kirche, die wie ein Feldlazarett nach der Schlacht Wunden heilen soll, habe er "gleich an unser an unser eigenes Bistum gedacht", sagte Overbeck. Auch im Ruhrbistum habe die Kirche vor wenigen Jahren schwere Zeiten hinter sich bringen und sich "wirklich neu aufstellen müssen". Dies müsse aber nicht nur die Kirche von Essen, "sondern in ganz Deutschland, in Europa - und in vielfacher Weise auch weltweit".

Dabei gehe es um ganz zentrale Fragen wie: "Was tragen wir als Gewinn aus der Tradition mit in die Zukunft - und wovon müssen wir uns verabschieden?" Und wie nach einer Schlacht die Menschen verbunden werden müssten, müsse die Kirche heute "den Menschen, die ja oft Opfer der Entwicklungen dieser Zeit sind, helfen bei Gott und bei sich selbst zu sein".

Mehr Verkündigung als Moral

Im Plädoyer des Papstes, stärker die Verkündigung als die Moral in den Vordergrund zu stellen, sieht Bischof Overbeck nicht zwingend einen Richtungswechsel im Vatikan. Vielmehr sei "der Papst von seinem ganzen Herzen her ein wahrer Pastor. Er weiß, dass die Menschen immer fragen: Wo ist eine Quelle, die mir eine Antwort gibt, damit ich auf Dauer leben kann." Hier sei es entscheidend, den Menschen zu vermitteln, wo die geistlichen Quellen des Glaubens und der Moral lägen. Das könne auch zu einem neuen Blick auf Themen wie Homosexualität, Abtreibung oder Verhütung führen.

Beratung über innerkatholischen Gesprächsprozess in Fulda

In Fulda wollen die katholischen Bischöfe unter anderem über den Fortgang des innerkatholischen Gesprächsprozesses beraten. Dabei dürften die Äußerungen von Papst Franziskus zum Selbstverständnis der Kirche, zur Stärkung der Frauen und zum Respekt vor Homosexuellen eine wichtige Rolle spielen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem auch die ökumenische Sozialinitiative, katholische Schulen und Kirchenzeitungen sowie die Lage in Syrien.


Quelle:
epd , KNA