Weltklimarat befürchtet verstärkten Meeresspiegelanstieg

"Kein vernünftiger Zweifel am Klimawandel"

Der Klimawandel ist vom Menschen gemacht. Das bekräftigt der Weltklimarat in seinem neuen Sachstandsbericht. Insbesondere der rapide steigende Meeresspiegel bereitet Sorgen.

Kiribati im Südpazifik - durch den steigenden Meeresspiegel vom Klimawandel unmittelbar betroffen / © NASA (dpa)
Kiribati im Südpazifik - durch den steigenden Meeresspiegel vom Klimawandel unmittelbar betroffen / © NASA ( dpa )

Der Weltklimarat warnt vor einem verstärkten Anstieg des Meeresspiegels infolge der Erderwärmung. Durch die Schmelze der Polkappen werde der Meeresspiegel voraussichtlich um 26 bis 82 Zentimeter steigen, deutlich mehr als bislang erwartet, lautet eine der zentralen Aussagen im fünften Sachstandsbericht des Expertengremiums. In dem am Freitag in Stockholm vorgestellten ersten Teil des Reportes bekräftigen die Forscher, dass der Mensch für die Erderwärmung verantwortlich ist. Die Bundesregierung sieht sich durch die Erkenntnisse in ihrer Politik bestätigt.

Seit 1959 seien vom Menschen verursachte Klimaveränderungen eingetreten, die in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden "beispiellos" gewesen seien, unterstrich das Expertengremium der Vereinten Nationen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte bei der Vorstellung des Reports, die Welt müsse mit weiteren Hitzewellen, Dürren und Fluten als Folge des Klimawandels rechnen. Die internationale Gemeinschaft müsse handeln, um den Klimawandel zu stoppen. Der Exekutivdirektor des Umweltprogramms (UNEP), Achim Steiner, sprach von "dramatischen" Ergebnissen der Forscher, die den Klimawandel klar dokumentierten.

Die mittlere Erdtemperatur wird sich dem Report zufolge bis Ende des Jahrhunderts um 1,5 bis 4,5 Grad Celsius erhöhen, falls nicht gegengesteuert wird. Der Mindestwert der prognostizierten Erhitzung liegt damit leicht unter den Vorhersagen des vierten

Sachstandsberichtes: Damals waren die Forscher von mindestens zwei Grad Erwärmung ausgegangen, falls der Klimaschutz nicht verstärkt wird. Für besonders unwahrscheinlich halten die Wissenschaftler einen Temperaturanstieg von mehr als sechs Grad. Als kritische Grenze, ab der irreversible Klimaschäden entstehen, gilt die die Marke von zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.

Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre hat den Fachleuten zufolge mittlerweile den höchsten Stand seit mindestens 800.000 Jahren erreicht. Der Report hält fest, dass in der nördlichen Hemisphäre die Periode zwischen 1983 und 2012 wahrscheinlich die wärmste 30-Jahresperiode der vergangenen 1.400 Jahre gewesen sei.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sagte in Berlin, es gebe "keinen vernünftigen Zweifel am Klimawandel" sowie daran, dass er vom Menschen verursacht sei. Das Thema bleibe auf der politischen Agenda und werde bei der anstehenden Regierungsbildung eine Rolle spielen.

Wenn die Emissionen nicht zurückgingen, werde die Zwei-Grad-Grenze bei der Erderwärmung bereits Mitte dieses Jahrhunderts überschritten. Angesichts immer wieder geäußerter Skepsis über die Prognosen der Klimaforscher warnte die EU-Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaard vor einem fatalen Ideologiestreit: "Es geht nicht darum, ob man an den Klimawandel glaubt oder nicht", sagte sie in Brüssel. "Die Frage ist, ob man auf die Wissenschaft hört oder nicht." Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, ermahnte die Staatengemeinschaft zu mehr Anstrengungen, um den für 2015 vereinbarten neuen Weltklimavertrag auszuhandeln.

Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" und die Entwicklungsorganisation Germanwatch erklärten, neu und besonders bedrohlich seien die verschärften Prognosen zum Anstieg der Meeresspiegel. Hunderte Millionen Menschen an den Küsten weltweit seien bedroht. Der Bericht des Weltklimarats zeige aber auch, dass es für entschlossenes Handeln noch nicht zu spät sei. Auch die Umweltstiftung WWF und die Hilfsorganisation Oxfam drangen auf rasches Handeln.

Der Weltklimarat (IPCC) ist eine Einrichtung der Vereinten Nationen. Der vorgelegte Bericht fasst die Erkenntnisse Hunderter Experten zu den Ursachen und dem weiteren Verlauf der Erderwärmung zusammen. Weitere Teile des fünften Sachstandsberichtes sollen 2014 veröffentlicht werden. Der Klimarat hat 195 Mitgliedsländer.

 

Quelle:
epd