Papst ruft zum Kampf gegen Antisemitismus auf

Gegen Vorurteile und Intoleranz

Papst Franziskus hat zu einem entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen: Antisemitismus müsse aus dem Herzen und dem Leben jedes Menschen verbannt werden, sagte er am Freitag vor Vertretern der jüdischen Gemeinde Roms im Vatikan.

 (DR)

Vorurteile und Intoleranz gegenüber Juden dürften nicht wiederaufleben, so Franziskus mit Blick auf die nationalsozialistische Judenverfolgung. Er forderte eine "wahrhafte und konkrete Kultur der Begegnung ohne Vorurteile und Verdächtigungen". Sie müsse sowohl das tägliche Leben als auch den intellektuellen Dialog umfassen. Anlass der Audienz war eine große Razzia der SS vor 70 Jahren, am 16. Oktober 1943; sie führte zur Festnahme und Deportation von 1.042 römischen Juden in Konzentrationslager. Nur 16 von ihnen überlebten.

Franziskus erinnerte in seiner Rede zugleich daran, dass zahlreiche Juden Roms der Verfolgung entkommen seien, weil Papst Pius XII. (1939-1958) veranlasst habe, dass der Vatikan und römische Klöster ihnen ihre Pforten öffneten. Auch viele einfache Christen hätten den Juden geholfen, so Franziskus. Er rief zum Gebet für die unschuldigen Opfer dieser "menschlichen Barbarei" und ihre Familien auf.

"Freundschaftliche und brüderliche Beziehungen"

Auch wenn die große Mehrheit der damaligen christlichen Helfer noch durch ein traditionelles und unzureichendes Bild vom Judentum geprägt worden sei, habe sie in diesem Moment den Mut gehabt, das Richtige zu tun, führte Franziskus aus. Diese Menschen hätten "den Bruder beschützt, der in Gefahr war".

Es handelte sich um das erste Treffen des Papstes ausschließlich mit Vertretern der jüdischen Gemeinde Roms. Kurz nach seiner Wahl war er am 20. März bei einer Audienz für Repräsentanten anderer Religionen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde zusammengetroffen. Vor der Zusammenkunft mit der jüdischen Delegation am Freitag hatte Franziskus den römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni empfangen. 

Die jüdische Gemeinde und die Kirche von Rom lebten seit vielen Jahrhunderten zusammen in der Stadt und hätten eine Geschichte, die "oft von Unverständnis und wahrhaften Ungerechtigkeiten durchzogen war", so Franziskus in seiner Ansprache weiter. Inzwischen hätten sich aber seit vielen Jahrzehnten "freundschaftliche und brüderliche Beziehungen" entwickelt. Dies sei dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zu verdanken, aber auch dem Einsatz von "weisen und großzügigen Männern" auf beiden Seiten.

 


Quelle:
KNA