Adveniat bangt wegen der Limburger Affäre um Spenden

"Limburg hat nichts mit den Armen in Lateinamerika zu tun"

Die Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wirkt sich möglicherweise auch auf die kirchlichen Hilfsorganisationen aus. Ein Spendenrückgang wird befürchtet. Auch das Lateinamerikahilfswerk Adveniat bangt um seine Spenden. Im domradio.de-Interview berichtet Christian Frevel, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von Adveniat, über die Sorgen des Hilfswerkes.

Adveniat unterstützt die Armen Lateinamerikas (Adveniat)
Adveniat unterstützt die Armen Lateinamerikas / ( Adveniat )

domradio.de: Spüren Sie auch so eine Stimmung, dass man lieber nicht mehr an katholische Hilfsorganisationen spenden sollte, wegen des nachlassenden Vertrauens?

Frevel: Verglichen mit dem Tsunami, der da gerade durch unsere Medien und die Welt rumort, ist das, was wir hier bei Adveniat an Reaktionen haben noch vergleichsweise gering. Es gibt einzelne Spenderreaktionen, die aber durchaus zu unterscheiden wissen zwischen dem, was in Limburg passiert ist und dem was wir in Lateinamerika tun. Ich glaube, es wird deutlicher in den Kollekten werden, die wir haben. Sie wissen ja, dass Adveniat das Weihnachtshilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland ist, und an Weihnachten kommen ganz viele Menschen in die Kirche, die sonst nicht ihren Weg in die Gottesdienste finden. Und die sind sehr sensibel, gerade in Hinblick auf diese Vorwürfe. Wir haben das schon im vergangenen Jahr gemerkt. Also 2012 ist die Kollekte im Bistum Limburg schon deutlich zurückgegangen. Und das waren die Auswirkungen dieses Bonusmeilen-Upgrade-Fluges und auch die anderen Kritiken, die das Bistum und viele Gläubige da gegenüber dem neuen Bistumshaus, dem neuen Bischofssitz hatten. Und ich hoffe, wenn es gute Entscheidungen gibt, dass wir nicht ähnliche Auswirkungen in der Kollekte am kommenden Weihnachtsfest haben wie 2012. Denn das würde nicht den Bischof von Limburg oder sonstige Verantwortliche treffen, sondern die Armen in Lateinamerika.

domradio.de: Was halten Sie von diesen Vorgängen in Limburg, wo Sie doch versuchen die Armut in Lateinamerika zu lindern?

Frevel: Erst einmal muss ich sagen, das ist natürlich ein Vorgang, der zeigt, es gab keine Transparenz, da wurde eigenwillig gehandelt, Gelder in sehr willkürlicher Art und Weise ausgegeben. Das ist etwas, was wir als Hilfswerk überhaupt nicht verstehen können. Wir sind ja der Transparenz ganz besonders verpflichtet. Wir werden, ich weiß nicht wie oft, im Jahr geprüft von Wirtschaftsprüfern, vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen, von anderen Institutionen. Ich glaube, wir haben fünf Prüfungen im Jahr und wir haben deswegen auch von den Hilfswerken aus die Transparenzinitiative für die Zivilgesellschaft unterzeichnet. Das ist eine Initiative, die Transparency International lanciert hat und wo wir sagen, wir wollen so transparent wie möglich sein. Daran ist es, glaube ich auch in Limburg letztendlich gescheitert, dass niemand kontrollieren konnte, oder nicht kontrollieren wollte, was da passiert ist. Und sofern glaube ich, dass uns da Transparenz Not tut. Insofern begrüße ich natürlich das, was der Bischof von Essen, Bischof Overbeck, der ja auch Adveniat Bischof ist, gesagt hat. Wir wollen auch Transparenz leisten bei den Geldern des bischöflichen Stuhls und jährlich eine Jahresrechnung offen legen.

domradio.de: Haben Sie denn Angst, dass Sie da über einen Kamm geschoren werden, dass die Leute nicht unterscheiden zwischen Ihren Transparenzansprüchen und dem, was jetzt ganz groß in der Presse, in der Öffentlichkeit diskutiert wird?

Frevel: Natürlich haben wir da Angst vor, weil wir natürlich über den Kamm geschoren werden, wenn es nicht dazu kommt, dass wir eine vernünftige und gute Regelung finden. Wir wissen das ja! Wenn wir in einen Gottesdienst gehen, der Pfarrer ist sympathisch, er hat eine gute Predigt und es gibt einen guten Hinweis auf die Kollekte, dann ist die Kollekte höher. Das ist unabhängig von Vorgängen in Limburg. Das ist überall in Deutschland so: Wenn es ein schlechter Gottesdienst ist, wenn der Pfarrer schlecht vorbereitet ist oder schlecht geschlafen hat, und wenn der Gottesdienst keine Atmosphäre hat, dann bleibt auch die Kollekte entsprechend niedrig. Wenn wir die besondere Situation an Weihnachten haben, wo wir mehr als die Hälfte der Gottesdienstbesucher als diejenigen sehen müssen, die sonst das Jahr nicht in die Kirche kommen, die sind besonders sensibel und lassen sich besonders von den Medien beeinflussen. Dieser Medientsunami, der da durch Deutschland als Hype durch die Medien schwappt und inzwischen jegliche Distanz und jegliche Sauberkeit in der Recherche vermissen lässt; und auch jegliche Menschenwürde gegenüber dem Betroffenen. Diese Menschen, die an Weihnachten in die Kirche kommen, lassen sich durch die Medien beeinflussen. Ich hoffe, dass wir jetzt noch genug Zeit dafür haben, das Ganze in vernünftige Bahnen zu lenken. Es geht ja nicht darum, in einer Kollekte Schuldige abzustrafen, sondern es geht darum den Armen zu helfen. Und ein Protest in der Kollekte trifft sicherlich die falschen.

Das Interview führte Christian Schlegel.


Quelle:
DR