Misereor lässt Soforthilfe auf den Philippinen anlaufen

"Man kann es mit dem Tsunami vergleichen"

Misereor hat 50 000 Euro Soforthilfe für die Opfer des Taifuns auf den Philippinen bereitgestellt. Ulrich Füßer, Leiter der Asien-Abteilung des katholischen Hilfswerks, im domradio.de-Interview. 

Zerstörung nach dem Taifun (dpa)
Zerstörung nach dem Taifun / ( dpa )

domradio.de: Sie arbeiten mit verschiedenen Partner-Organisationen auf den Philippinen zusammen, mit denen Sie jetzt auch in Kontakt stehen. Was hören Sie von den Menschen aus dem Katastrophengebiet?

Füßer: Ja, genau so ist es. Misereor hat sehr viele Kontakte mit Partner-Organisationen auf den gesamten Philippinen. Betroffen ist ja besonders das Gebiet in der mittleren Region von den Philippinen, der Norden und der Süden sind ja kaum betroffen. Über unsere Partner erfahren wir stückweise, wie die Situation vor Ort aussieht, welche Schäden, welche Verluste an Menschenleben da sind. Das geht aber nur schrittweise, weil auch unsere Partner vor Ort in den Philippinen durchaus Schwierigkeiten haben, verlässliche Informationen aus manchen Regionen zu erhalten. Die Kommunikationswege sind teilweise noch unterbunden, und so gesehen wird sich für unsere Partner, wie für uns auch, erst in den nächsten Stunden, vielleicht sogar Tagen, ein vollständigeres Bild der Situation vor Ort ergeben.

domradio.de: Ich hab es gesagt: 50 000 Euro Soforthilfe sind Ihrerseits auf dem Weg. Was haben denn Ihre Partner damit vor?

Füßer: Wir werden versuchen, die Hilfe auf ein Gebiet zu konzentrieren, das besonders betroffen ist, und das ist die Insel Panai, eine relativ große Insel im Westen des Landes. Im ersten Schritt muss es Nothilfe sein, das heißt, die Leute sind angewiesen auf sauberes Wasser, auf Verpflegung, teilweise auch Unterkünfte, also eine klassische Nothilfe. Misereor unterstützt aber verschiedene Entwicklungsprogramme auf dieser Insel, so wird es als zweiten Schritt sehr notwendig sein, die Maßnahmen wieder herzustellen. Wir wissen im Moment auch nicht genau, inwieweit die Projekte, die wir unterstützen können, von der Naturkatastrophe selbst in Mitleidenschaft gezogen sind. Auch da fehlt uns noch ein vollständiges Bild.

domradio.de: Sie leiten ja die Asien-Abteilung von Misereor, kennen sich also aus mit dieser Katastrophenregion. Wie sah denn das Leben vor dem Sturm aus, zum Beispiel auf der Insel, die Sie eben angesprochen haben?

Füßer: Leider ist es so, dass die Philippinen in den letzten Jahren vermehrt von größeren Naturkatastrophen getroffen worden sind, auch ein Erdbeben erst vor kurzer Zeit ist ja auf den Philippinen gewesen. Das Leben der Menschen ist unterschiedlich, muss man sagen. Es gibt durchaus eine hohe Zahl von armen Menschen auf den Philippinen und deswegen unterstützen wir in dem Krisengebiet bzw. im Katastrophengebiet zahlreiche Projekte im Bereich angepasste ländliche Entwicklung, auch Menschenrechte. Es heißt, es hat eine Region getroffen, wo auch sehr viele Menschen leben, die jetzt wirklich buchstäblich vor dem Nichts stehen und die vor allem eine Situation zu verkraften haben im Moment, auch große körperliche Not, kein Wasser, keine Nahrung usw. Aber Viele wissen ja gar nicht, ob ihre eigenen Familien überlebt haben, das heißt, die spüren jetzt schon die Not und sind in Gedanken auf der Suche nach ihren Angehörigen. So gesehen ist das eine Situation, die man durchaus mit dem Tsunami vergleichen kann.

domradio.de: Die Philippinen sind sehr weit weg. Anders als bei der letzten Hochwasserkatastrophe hier in Deutschland kann man nicht mal eben als Fluthelfer darüber gehen und zupacken und helfen. Was können wir in Deutschland denn tun, um den Menschen auf den Philippinen zu helfen?

Füßer: Eine Möglichkeit ist sicherlich, Misereor mit einer Spende zu unterstützen. Das Geld, das wir wiederum unseren Partnerorganisationen dann in der betroffenen Region weiterleiten können, die vor Ort und ziemlich zielgenau den Menschen helfen können. Die Partner gucken im Moment, welche Dörfer, welche Städte, welche Regionen sind wie betroffen und was ist an Hilfe im Moment notwendig und welche Schritte müssen dann in den nächsten Wochen und Monaten folgen? Da können wir schon, wenn wir alle Informationen zusammen haben bzw. unsere Partner-Organisationen, uns ein sehr gutes Bild von der Situation vor Ort machen.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR