Laufend aktualisiert: Nachrichten von der ZdK-Vollversammlung

Katholische Laien tagen in Bonn

In dieser Vollversammlung finden die Wahlen zum Präsidenten, zum Präsidium und allen weiteren Gremien des ZdK statt. Weitere Themen sind der 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig und die Beratung einer Erklärung zur Sozialen Lebenslaufpolitik.

ZdK-Versammlung (ZdK)
ZdK-Versammlung / ( ZdK )

Zum Stand der Beratungen in der Deutschen Bischofskonferenz zur Frage des pastoralen Umgangs mit wiederverheiratet Geschiedenen

Bischof Dr. Gebhard Fürst, Geistlicher Assistent des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), hat vor der Vollversammlung des ZdK am Samstag, dem 23. November 2013, berichtet, dass sich die Deutsche Bischofskonferenz sei dem Jahr 2010 intensiv mit Fragen des pastoralen Umgangs mit wiederverheiratet Geschiedenen, insbesondere mit der Frage nach der Zulassung zu den Sakramenten, befasst hat. Eine Kommission der Bischofskonferenz, bestehend aus sechs Bischöfen, habe inzwischen eine erste Rohfassung eines Papiers erarbeitet, das bereits im Ständigen Rat der DBK im kommenden Februar beraten und in der Vollversammlung im März verabschiedet werden soll. In diese Papier flössen sowohl die Ansätze der Handreichung für die Seelsorge der Erzdiözese Freiburg wie auch des Hirtenbriefes der oberrheinischen Bischöfe aus dem Jahr 1993 ein.

Fürst betonte, dass ihm dies Frage seit vielen Jahren sehr wichtig sei und er die Deutsche Bischofskonferenz in mehreren Briefen gebeten hatte, eine Klärung voranzubringen. Dabei habe er sich ausdrücklich auf den Beschluss der Diözesansynode der Diözese Rottenburg-Stuttgart aus dem Jahr 1985 bezogen.

ZdK verabschiedet Erklärung zu lebensverlaufsorientierter Politikgestaltung

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert, Politik maßgeblich am Konzept einer Sozialen Lebenslaufpolitik zu orientieren: In unserer „Gesellschaft des langen Lebens“ müsse gute Politik zugleich generationen- und geschlechtergerecht sein.  

Der von einer Arbeitsgruppe des ZdK in den letzten vier Jahren diskutierte Ansatz Sozialer Lebenslaufpolitik richtet sich mit dem Beschluss der Vollversammlung des ZdK nun als Anspruch an die nächste Bundesregierung und den neu gewählten Bundestag: Bei den in der neuen Legislaturperiode anstehenden wichtigen Fragen in der Pflege, der Alterssicherung, im (Aus-)Bildungswesen sowie in der Arbeitsmarkt- und Demografiepolitik müsse es darum gehen, die drängenden Herausforderungen konsistent aus einer lebensverlaufsorientierten Perspektive aufzugreifen.

In der Erklärung mit dem Titel "Soziale Lebenslaufpolitik: Zukunft wagen in einer Gesellschaft des langen Lebens", die das ZdK am Freitag, dem 22. November 2013, verabschiedet hat, heißt es, die Veränderungsdynamiken der Gegenwart seien von Globalisierung, Digitalisierung und demografischem Wandel bestimmt. Unsere schnelllebige Gesellschaft des langen Lebens fordere von jedem Einzelnen eine Vielzahl folgenreicher Entscheidungen im Lebensverlauf. „Die Fähigkeit zur verantwortungsvollen Entscheidung muss erlernt werden“, betont dass ZdK. In der Sozialethik werde dieser Lernprozess als „Verantwortungsermöglichung“ bezeichnet, in der internationalen Teilhabedebatte als „Empowerment“. Katholischen Verbänden komme als Agenten von Befähigung und Ermächtigung in einer Gesellschaft langen Lebens große Bedeutung zu – ebenso wie Gewerkschaften und Selbsthilfeorganisationen. Gleichzeitig brauche es ein tragfähiges soziales Netz, insbesondere auch stabile Sozialversicherungen, um die negativen Folgewirkungen von (Fehl-)Entscheidungen abzufedern und Übergänge im Lebenslauf zu begleiten.

Von der Politik fordert das ZdK mehr Nachhaltigkeit und Folgerichtigkeit. Die Menschen müssten sich der gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen sicher sein können, um daran die eigenen folgenreichen Entscheidungen auszurichten. Neue politische Maßnahmen dürften daher rückwirkend keine negativen Folgewirkungen haben.

Politik müsse sich bewusst machen, dass politische Reformen Angehörige verschiedener Generationen an unterschiedlichen Wegmarken ihres Lebenslaufes treffen und zum Teil mit sehr unterschiedlichen Konsequenzen für jede Altersgruppe verbunden sind. Eine Engführung von „Generationengerechtigkeit“ auf die Berücksichtigung zukünftiger Generationen greife daher zu kurz: Um die legitimen Erwartungen verschiedener gleichzeitig lebender Generationen an Gerechtigkeit im Zeitverlauf zu berücksichtigen, sei  inter- und intragenerativer Solidarität sorgsam zu gestalten.

Besondere Aufmerksamkeit richtet das ZdK  auf die geschlechtergerechte Verteilung von Chancen und Risiken: Bei zahlreichen gemeinsamen Entscheidungen im (Ehe-) Paar-oder Familienkontext bestehe heute noch die Gefahr, dass unter den konkreten Rahmenbedingungen die Konsequenzen dieser Entscheidungen sehr ungleich auf beide Geschlechter verteilt seien. Es brauche daher institutionelle Rahmungen individueller und gemeinsamer Entscheidungen, die einen fairen Ausgleich gewährleisten. Dies betrifft das Familienrecht ebenso wie das Sozialversicherungs- und Arbeitsrecht. Gleichstellung von Männern und Frauen im Lebensverlauf sei eine zentrale Voraussetzung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Katholiken fordern Reformen bei Staatsleistungen für Kirchen

Prominente Katholiken fordern von ihrer Kirche aktives Handeln beim Umgang mit Staatsleistungen. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sagte am Freitag in Bonn, die Kirchen müssten von sich aus Vorschläge für den Umgang mit den historisch bedingten Zahlungen von jährlich rund 460 Millionen Euro vorlegen. "Wir dürfen nicht warten, bis den Kirchen eine Lösung abgetrotzt wird." Der SPD-Politiker äußerte sich vor der Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn.

Auch der Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande forderte die Kirche zu mehr Transparenz auf. "Warum braucht es dazu erst den Skandal und den öffentlichen Druck? Es sollte gerade die katholische Kirche ihre Werte von sich aus glaubhaft vorleben", sagte er vor den mehr als 200 Delegierten mit Blick auf die Ereignisse im Bistum Limburg Mitschke-Collande legte der Kirche den Verzicht auf die Staatsleistungen, die die Bundesländer den Kirchen zahlen, nahe. Die Kirchen hätten zwar einen klaren Rechtsanspruch auf diese Leistungen, die sich allein für die katholische Seite auf mehr als 200 Millionen Euro im Jahr summiere. Hier plädiere er jedoch für eine "radikale Entweltlichung".

An den Verzicht auf die Staatsleistungen sollten die Kirchen allerdings die Bedingung knüpfen, so Mitschke-Collande, dass diese Gelder nicht in den allgemeinen staatlichen Haushalten verschwinden dürften. Vielmehr sollten diese Mittel in auf Länderebene zu gründende Fonds fließen, aus denen dann Menschen in Notlagen schnell und unbürokratisch geholfen werden könnte.

ZdK-Präsident Alois Glück zeigte sich grundsätzlich einverstanden mit den Vorschlag, forderte jedoch zunächst ein Gesamtkonzept für mehr Transparenz in den Kirchenfinanzen. Ein schneller Verzicht auf die Staatsleistungen bringe zwar kurzfristig ein gutes Image. Die Wirkung würde jedoch schnell verpuffen, wenn sich nicht insgesamt etwas am kirchlichen Finanzgebaren ändere. Glück sprach sich für eine gemeinsame Kommission von Bischöfen und Laien aus, um ein Konzept zu entwickeln. Schließlich seien es auch katholische Laien, die in den Parlamenten an einer Lösung mitarbeiten müssten.

Glück wiedergewählt - Zollitsch gratuliert

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat Alois Glück zu seiner erneuten Wahl zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gratuliert. Glück ist heute von der Vollversammlung des ZdK in Bonn für eine weitere Amtszeit von zwei Jahren bestätigt worden.

In seiner Gratulation würdigt Erzbischof Zollitsch die bisherige Arbeit von Glück: "Seit vier Jahren stehen Sie an der Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das in dieser Zeit als Sprachrohr von kirchlichen Gremien, Verbänden und Einzelpersönlichkeiten große Beachtung und Aufmerksamkeit gefunden hat. Es ist Ihnen immer gelungen, die Belange und Wünsche der Laienorganisationen in unsere Beratungen einzubringen. In der Bischofskonferenz sind wir dafür sehr dankbar, dass Sie – gemeinsam mit den anderen Verantwortlichen – auch gegenüber unseren Anliegen stets große Offenheit zeigen und viele Initiativen der Bischöfe nachhaltig unterstützen", so Zollitsch. Das gelte besonders für den mehrjährigen Gesprächsprozess, "innerhalb dessen es gelungen ist, aus der Gemeinsamen Konferenz heraus eine besondere Zusammenarbeit des Zentralkomitees und der Bischofskonferenz zu schaffen. Mit Ihnen bin ich überzeugt, dass diese Initiative der Kirche auf dem Weg zu größerer Glaubwürdigkeit hilfreich ist. Ich weiß von vielen Bischöfen und sage auch ganz persönlich, dass Sie dabei ein hochgeschätzter Ratgeber und Gesprächspartner sind, dessen Erfahrung und Klugheit eine große Hilfe darstellen."

Erzbischof Zollitsch dankte Glück für das Engagement beim Mannheimer Katholikentag, der "unter Ihrer Mitverantwortung der Kirche gute Impulse gegeben hat. Dankbar sind wir auch für alles Zusammengehen im so belasteten Jahr 2010. Hinzu kommen zahlreiche einzelne Veranstaltungen, die Sie unterstützt haben, aber auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Gemeinsamen Konferenz." Ausdrücklich dankte Erzbischof Zollitsch dem Zentralkomitee und dessen Generalsekretariat für die Zusammenarbeit und "für eine kirchliche Verbundenheit, die alle Auffassungs- und Bewertungsunterschiede im Einzelnen nochmals unterfängt. Für die neue Amtsperiode mit ihren großen Herausforderungen wünsche ich Ihnen die nötige Kraft und Unterstützung", so Erzbischof Zollitsch.

100. Deutscher Katholikentag findet 2016 in Leipzig statt

Der 100. Deutsche Katholikentag wird im Mai 2016 in Leipzig stattfinden. Das beschloss die Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag in Bonn. Zuvor hatte das Bistum Dresden-Meißen eine entsprechende Einladung ausgesprochen. Der 99. Katholikentag findet vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 in Regensburg statt. Das ZdK richtet traditionell alle zwei Jahre die Christentreffen zusammen mit dem gastgebenden Bistum aus.

Es ist der zweite Katholikentag in den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Der erste fand 1994 in Dresden statt. Der Dresdner katholische Bischof Heiner Koch erklärte in Bonn, 80 Prozent der Menschen in Sachsen gehörten keiner Glaubensgemeinschaft an, und das seit Generationen. "Das heißt nicht, dass 80 Prozent gottlos wären. Der Glaube war einfach kein Thema." Es gebe aber gerade in den Städten eine aufblühende Kirche; vor allem junge Menschen ließen sich taufen, betonte er. "Das ist eine große Chance für uns." Die Christen müssten neu lernen, auf solche Menschen zuzugehen.

Koch verwies darauf, dass der Leipziger Katholikentag ein Jahr vor dem 500-Jahr-Gedenken der Reformation stattfinden wird. Er dankte für die große Unterstützung, die die Pläne aus den Reihen der evangelischen Kirche erfahren hätten. "Das bevorstehende Reformationsgedenken 2017 muss sich in diesem Katholikentag widerspiegeln", betonte er. Die Wirkungsstätten Luthers lägen ja gewissermaßen vor der Haustür. Der Bischof betonte, dass auch die anderen ostdeutschen Bistümer sowie die Katholiken in Polen und Tschechien einbezogen werden sollten.

In Leipzig gab es 1997 einen Evangelischen Kirchentag mit über 120.000 Teilnehmern. Von den 540.000 Einwohnern Leipzigs gehören rund 22.000 (vier Prozent) der katholischen Kirche an. Bereits 2010 hatten sich die ostdeutschen Diözesan- und Katholikenräte für die Ausrichtung des Katholikentags 2016 in Leipzig in gemeinsamer Trägerschaft ihrer Bistümer ausgesprochen.

ZdK-Präsident Glück fordert bessere Koordinierung bei Klimaschutzmaßnahmen

Die Naturkatastrophe auf den Philippinen und die verheerenden Zerstörungen unterstreichen nach Überzeugung des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, die Dringlichkeit von Fortschritten in der internationalen und deutschen Klima- und Energiepolitik. Diese Fragen müssten auch in den aktuellen Koalitionsverhandlungen in Berlin eine wichtige Rolle spielen, forderte Glück in seinem Bericht zur Lage vor der ZdK-Vollversammlung am Freitag, dem 22. November 2013. Es müsse dabei um die drei Ziele Emissionsminderung, Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeinsparung gehen, die viel besser aufeinander abgestimmt werden müssten.

Als tief enttäuschend und deprimierend bewertete Alois Glück den Verlauf der Warschauer Klimakonferenz. Sie habe wieder gezeigt, dass es leicht möglich ist theoretische Erkenntnisse zu beschwören aber offensichtlich sehr schwer die Fähigkeit zu konkreter Veränderung zu entwickeln.

ZdK-Präsident Glück ruft zu Debatte über Fluchtursachen und Zuwanderung auf

Zu einer ehrliche Debatte über Wege der Bekämpfung von Fluchtursachen und über legale Wege der Zuwanderung hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, aufgerufen: "Es ist weder mit unserem Menschenbild noch mit unseren Wertvorstellungen von einer Europäischen Union vereinbar, dass immer wieder Menschen an Europas Grenzen den Tod finden. Es geht um eine Frage der Humanität – und unseren zentralen Wert: die Würde des Menschen."

Er erwähnte den Bürgerkrieg in Syrien als eine von vielen unterschiedlichen Ursachen, warum Menschen versuchten, in Europa Aufnahme zu finden und appellierte an die internationale Staatengemeinschaft, mit Hochdruck an einer politischen Lösung für die verzweifelte Situation der Menschen in Syrien und den Nachbarstaaten zu arbeiten. Deutschland nehme zwar viele Menschen auf, aber dennoch müsse uns die Frage gestellt werden, ob die bisherige Unterstützung ausreichend sei. Mit Blick auf die im Mittelmeer havarierten Flüchtlingsboote betonte Glück.

ZdK-Präsident Glück fordert Transparenz bei Aufarbeitung der Limburger Führungskrise

Völlige Transparenz bei der Aufarbeitung der Leitungskrise im Bistum Limburg  fordert der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück.

Es sei wichtig, dass die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Prüfungskommission die verschiedenen Sachverhalte im Zusammenhang mit dem Umbau des Bischofshauses und des Diözesanen Zentrums in Limburg gründlich durchleuchten könne und der Prüfbericht dann auch veröffentlicht werde, so der ZdK-Präsident in seinem Bericht zur Lage vor der Vollversammlung am Freitag, dem 22. November 2013. Nur so könne man den längst kursierenden Verschwörungstheorien, hier solle ein theologisch unbequemer Bischof beiseite geschafft werden, überzeugend begegnen.

In Limburg gehe es nicht um einen theologischen Richtungsstreit, sondern um die Kosten des Bauprojekts, die Informationspolitik, die Rolle des Bischofs, ebenso aber auch von Mitarbeitern und die Rolle der Gremien, so Glück. In diesem Zusammenhang begrüßte er die richtungsweisende Entscheidung von Papst Franziskus, Bischof Tebartz-van Elst und der Diözese eine Auszeit zu ermöglichen, ein Moratorium, in dem die erhobenen Vorwürfe in einem fairen, transparenten Verfahren einer Klärung zugeführt werden.

Das Prüfverfahren könnte nach Auffassung des ZdK-Präsidenten so ein Modellfall für andere Verfahren in der Kirche werden: "Es ist ja leider so, dass wir in unserer Kirche bei vielen Vorgängen und Sachverhalten einen Mangel an Transparenz, an Anhörung aller Beteiligten haben, etwa im Sinne einer unabhängigen Verwaltungsgerichtsbarkeit. Ich finde, es ist Zeit, hier endlich weiterzukommen!"

Gremienarbeit hat Schutzfunktion

Die Erfahrungen in Limburg zeigten aber auch, wie wichtig eine funktionierende, korrekte Gremienarbeit und die qualifizierte Beteiligung von fachlich geeigneten und selbstbewussten Laien ist, betonte Glück. Wenn es nur bei einer im Zweifelsfall folgenlosen Beratungstätigkeit bleibe, empfänden viele  qualifizierte Personen solche Tätigkeiten nur als Alibi und seien kaum bereit mitzuarbeiten. Strukturen müssten auch nach außen nachvollziehbar und vertrauensstiftend sein. "Qualifizierte Gremienarbeit hat auch eine Schutzfunktion für die Entscheider, seien es Bischöfe, Pfarrer oder Laien. Dafür braucht es freilich eine entsprechende Führungs- und Leitungskultur. Wenn Hinweise auf Bedenken oder Widerspruch durch Mitarbeiter oder Gremienmitglieder vermeintlich 'ungehörig' sind oder gar zu einer Mutprobe werden, wird eben geschwiegen", so der Präsident des ZdK wörtlich.

Laien an der Debatte über Staat-Kirche-Verhältnis beteiligen

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat dazu aufgerufen, die Laien stärker an der Debatte über das Staat-Kirche-Verhältnis zu beteiligen.

In seinem Bericht zur Lage vor der ZdK-Vollversammlung am Freitag, dem 22. November 2013, wies er darauf hin, dass sich die Debatte um die Vorgänge in Limburg  auch zu einer Generaldebatte über Kirche und Geld, um Transparenz in den kirchlichen Finanzen, um die Finanzleistungen des Staates an die Kirchen und zu einer ausgeweiteten Debatte um das Staat-Kirche-Verhältnis entwickelt hat.

Beide Kirchen müssten überlegen, wie sie in der Gesellschaft künftig präsent sein wollten und könnten. Dies erforderten auch die zurückgehenden Potenziale an Personal und Finanzen. Glück betonte, dass es wichtig sei, dass die Situation und die Entwicklung von Bischöfen und Laien gemeinsam beraten würden. Das Thema gehe insbesondere auch diejenigen Katholiken an, die in den öffentlichen Debatten gefordert seien und die in den Parlamenten und politischen Gremien beraten und entscheiden müssten.

Für die öffentliche Debatte und für die Entscheidungen sei ein überzeugender kirchlicher Beitrag aber nur möglich, wenn dafür auch die notwendige innerkirchliche Klärung der eigenen Linie rasch erfolge. "Derzeit kann ich hier nicht optimistisch sein", so Glück.

Dabei sei es notwendig, sich nicht  in eine defensive Verteidigungsposition zu begeben. Der Beitrag der katholischen Kirche und der christlichen Kirchen insgesamt zum Wohl des Gemeinwesens sei von außerordentlicher Bedeutung. Es gehe darum, mit Weitblick und mit Selbstbewusstsein die öffentliche Debatte mit zu gestalten.

ZdK-Präsident erwartet Fortschritte in der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, erwartet von der kommenden außerordentlichen Bischofssynode in Rom Bewegung in der Frage nach dem Platz und der Teilhabe der wiederverheirateten geschiedenen Menschen in der Kirche.

Nachdrücklich begrüßte er vor der Vollversammlung des ZdK am Freitag, dem 22. November 2013 in diesem Zusammenhang die Veröffentlichung der Arbeitshilfe des Seelsorgeamtes im Erzbistum Freiburg. Der darin proklamierte Weg einer begründeten, fundierten Gewissensentscheidung hebe keineswegs den Grundsatz der Unauflöslichkeit der Ehe auf, so Glück, im Vordergrund stehe hier aber nicht das lehramtliche Gesetz. "Zuerst kommt die Zuwendung zu den Menschen, die Vermittlung der Liebe Gottes zu den Menschen. Das ist letztendlich wichtiger als eine Starrheit im Gesetz", betonte er.

Ausdrücklich widersprach der ZdK-Präsident der Aufforderung, die Arbeitshilfe zurückzuziehen. "Genau das kann und darf in der Situation, in der wir als katholische Kirche heute stehen, im Pontifikat von Papst Franziskus und mitten im Dialogprozess, nicht mehr geschehen."

Von großer Bedeutung, weit über den unmittelbar betroffenen Personenkreis hinaus, ist nach Auffassung des ZdK auch eine Neuregelung des kirchlichen Arbeitsrechtes. Alois Glück stimmte in seinem Lagebericht der Feststellung von Paul Kirchhof zu, dass dem Arbeitgeber zwar grundsätzlich zustehe, über das Arbeitsleben zu bestimmen, nicht aber über die private Lebensführung des Arbeitnehmers, soweit nicht, wie zum Beispiel bei Geistlichen, privates und berufliches Handeln ineinandergreife oder die private Lebensführung die Erfüllung des Arbeitsauftrages unmöglich mache.

ZdK-Präsident Glück fordert von Kirche Dialog- und Überzeugungsbereitschaft in der gesellschaftlichen Debatte

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat Kirche und Katholiken zu einem grundsätzlichen Perspektivwechsel im Hinblick auf ihr Wirken in der Gesellschaft und ihre Argumentationsweise aufgerufen: "Wir müssen werben und überzeugen", so Glück.

"Es geht darum, den Mitmenschen überzeugend zu vermitteln, dass die Werte und Positionen, die uns wichtig sind, sei es im Lebensschutz oder in Fragen der Gerechtigkeit, des Umweltschutzes und in allen anderen Bereichen, gut und wichtig für den einzelnen Menschen und für den Weg der Gesellschaft sind. Um der Menschen willen, nicht um der Kirche willen", unterstrich Glück in seinem Bericht zur Lage vor der ZdK-Vollversammlung am Freitag, dem 22. November 2013. "Wir vertreten unsere Positionen nicht als eine christliche Sondermoral. Wir vertreten sie als Dienst und Beitrag für ein gutes Leben der Menschen."

Angesichts stark gewandelter Meinungsbildungsprozesse und des schwindenden Einflusses von Großorganisationen habe sich die Situation der Kirche im Inneren und in Bezug auf ihre Rolle in der Gesellschaft grundlegend verändert.  Die Entwicklung lasse sich vor allem als Machtverlust im Einfluss auf die Lebensgestaltung der einzelnen Menschen, auch der Gläubigen, als Machtverlust im Einfluss in der Gesellschaft beschreiben. "Mit dem Argument, weil etwas 'Tradition’ ist, weil etwas 'christlich’ ist, ist im Hinblick auf gesellschaftliche und politische Fragen heute kein prägender Einfluss mehr möglich", so der ZdK-Präsident. "Auch nicht bei der Mehrheit der Gläubigen. Wer die Entwicklungen in Gesellschaft und Politik beeinflussen will, kann nicht mehr einfach Gehorsam und Gefolgschaft verlangen. Wir müssen werben und überzeugen."

Alois Glück rief die Katholiken dazu auf, in diesem Prozess gesprächs- und dialogfähig zu sein und sachgerecht, sprachlich und menschlich überzeugend zu argumentieren. "Selbstgerechte Demonstrationen der eigenen hohen Moral mit entsprechender Anklage an alle Andersdenkenden überzeugen nicht, sie erzielen keine Wirkung. Dies verschärft sich noch, wenn die Beobachter den Eindruck gewinnen, dass auch noch menschliche Kälte gegenüber menschlichen Nöten im Spiel ist."

Das größte Problem sei nicht, dass christliche Werte keine Chancen mehr haben, betonte Glück, sondern dass zu wenig Menschen aus der Mitte der Kirche in die vielfältigen Aufgaben im öffentlichen Leben gehen. Diese Engagierten brauchten auch mehr Unterstützung und mehr Respekt aus der Kirche.

Thematische Konzentration

Ausdrücklich empfahl der Präsident des ZdK, sich im gesellschaftlichen Dialog auf Themen zu konzentrieren, bei denen in besonderer Weise der Beitrag der Christen notwendig sei. Als Beispiele nannte er die Unverletzlichkeit der Würde des Menschen, den besonderen Schutz von Ehe und Familie und den Wandel zu einer zukunftsfähigen Kultur.

Die Menschenwürde sei der zentrale Maßstab für die Unterscheidung der Geister bei vielen aktuellen Entwicklungen, betonte Glück. Gerade auch gegenüber rechtspopulistischen und rechtsextremen Kräften, die oft Werte beschwörten und gleichzeitig Menschen anderer Prägung abwerteten, ausgrenzten und Hass säten, müssten Christen ihre Haltung am Maßstab Menschenwürde festmachen.
 
In der gegenwärtigen Phase wichtiger grundsätzlicher Weichenstellungen für die Familienpolitik forderte Glück dazu auf, neu zu bedenken, was die Aussage des Grundgesetzes "Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung" unter den heutigen Bedingungen bedeutet und was demnach die Maßstäbe der Familienpolitik sein müssen. In diesem Zusammenhang fragte Glück kritisch an, warum mit den Gutachten für die Gesamtevaluation familienbezogener Leistungen seitens der Bundesregierung fast nur wirtschaftswissenschaftliche Institute beauftragt worden seien und die Leistungen der Familie für die Erziehung, für den Generationenvertrag und den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht ausreichende Würdigung erfahren hätten.

Als eine Aufgabe von historischer Dimension bezeichnete es der Präsident des ZdK, den Weg zu einer zukunftsfähigen Kultur zu entwickeln. Eine zukunftsfähige Kultur müsse eine Kultur der Nachhaltigkeit sein, forderte er. Nachhaltigkeit sei dabei eine alle Themen und Lebensbereiche umfassende grundsätzliche Orientierung. "Nachhaltigkeit ist mehr als ein technisch-ökonomisches Projekt. Nachhaltigkeit ist ohne ein festes Wertefundament nicht realisierbar", so Glück wörtlich. "In einer Gesellschaft mit dem Leitbild der Cleveren, in der als ’dumm’ gilt, wer nicht überall das Maximale für sich herausgeholt hat, in der nur akzeptiert wird, was mir persönlich nützt, kann Nachhaltigkeit nicht verwirklicht werden! Der Weg der Nachhaltigkeit braucht auch ein anderes Leitbild als die Konsumgesellschaft. Dafür braucht es die Solidarität mit den Nachkommen und den Menschen in anderen Regionen dieser Welt."
 


Quelle:
ZdK , DBK , KNA