Kardinal Joachim Meisner rechnet damit, spätestens im kommenden Februar sein Amt als Kölner Erzbischof abgeben zu können. Das sagte er am Dienstag in Köln. Meisner hatte Papst Franziskus um seine Entlassung gebeten, wenn er am 25. Dezember dieses Jahres 80 Jahre alt wird. Mittlerweile habe er gehört, dass der Papst seiner Bitte entsprechen wolle. Allerdings kenne er noch kein genaues Datum.
Papst Franziskus hätte ihn gerne noch zwei weitere Jahre im Amt gesehen, räumte Meisner ein. Aber der Papst habe ihm eine baldige Entlassung zugesichert, von der er "zu angemessener Zeit" erfahren werde. Er wünsche sich nicht, vom Papst zum Apostolischen Administrator bestimmt zu werden, der nach Annahme des Rücktritts bis zur Ernennung eines Nachfolgers das Erzbistum weiter leitet. "Ich gehe davon aus, dass ich ganz losgelassen werde", so der Kardinal.
Er kündigte an, im Ruhestand in Köln zu bleiben und sich unter anderem der Seelsorge alter Priester und Ordensschwestern zu widmen. Er werde die Wohnung des früheren Weihbischofs und heutigen Dresdener Bischofs Heiner Koch an der Burgmauer beziehen.
Meisner ist Anfang Februar seit 25 Jahren Erzbischof von Köln, des größten deutschen Bistums. Am 9. März wird dieses Jubiläum gefeiert. Zu seiner Nachfolge wollte sich Meisner am Dienstag in einem Gespräch mit Journalisten nicht äußern. "Ich nehme keinerlei Stellung zu dem, was nach mir kommt", sagte er. "Da würde zu viel hineingeheimnist, das geht mich auch nichts mehr an."
"Ein toller Kerl"
Meisner würdigte Papst Franziskus und sein Engagement, das "Evangelium zu den Leuten zu bringen". Franziskus gehe es um den Glauben der Menschen, nicht um diplomatische Aktionen. "Das ist schon ein toller Kerl, ich traue ihm allerhand zu."
Ausführlich äußerte sich Meisner zu dem umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Er stehe positiv zu ihm, wolle jetzt aber die laufende Untersuchung zu den hohen Kosten des Limburger Bischofssitzes abwarten, sagte Meisner. Sein von allen Seiten heftig attackierter Mitbruder tue ihm leid.
Kritisch bewertet Meisner den Umgang Tebartz-van Elsts mit dem Vorwurf, er sei erster Klasse nach Indien geflogen und habe darüber später nicht die Wahrheit gesagt. Hier habe der Bischof unglücklich agiert. "Das ist - ich will mal sagen - eine Dummheit", sagte Meisner. "Das hätte er nicht machen sollen." Er habe Tebartz-van Elst darum auch darin bestärkt, die verlangten 20 000 Euro Geldauflage zu zahlen, um eine Einstellung des gegen ihn laufenden Strafverfahrens wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen zu erwirken. Er habe zu ihm gesagt: "Bezahl das, und dann ist das weg!"
Meisner hat nach eigenen Worten unregelmäßigen telefonischen Kontakt zu Tebartz-van Elst. Die bischöfliche Kollegialität gebiete es, den Amtsbruder nicht im Regen stehen zu lassen.
Kein Rütteln an der Lehre der Kirche
Der Kardinal glaubt nicht, dass die katholische Kirche wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zulassen wird. "Ich halte das für ein Wunschdenken. Ich denke, das ist Lehre der Kirche. Daran wird der Papst nichts ändern können. Das ist meine Überzeugung."
Das Erzbistum Freiburg hatte kürzlich einen Vorstoß unternommen, Wiederverheiratete wieder zu Beichte und Kommunion zuzulassen. Auch das Auftreten von Papst Franziskus hatte in letzter Zeit vielen Betroffenen Mut gemacht, wobei sich der Papst bisher nie konkret dazu geäußert hat.