Internationale Hilfsorganisationen warnen vor einem Scheitern der Friedensgespräche für Syrien. Die internationale Gemeinschaft müsse auf der bevorstehenden Friedenskonferenz in der Schweiz alles dafür tun, um eine politische Lösung der Syrienkrise zu erreichen, heißt es in einem am Montag in Bonn veröffentlichten Appell des Syria INGO Regional Forum (SIRF), einer Koalition internationaler Nichtregierungsorganisationen, darunter Ärzte der Welt, CARE Deutschland-Luxemburg, Handicap International, Save the Children und World Vision Deutschland. Auch die katholische Hilfsorganisation Caritas international rief Syrien und die Teilnehmer der Friedenskonferenz auf, Hilfen für die notleidende syrische Bevölkerung zu ermöglichen.
Sieben Millionen Syrer seien auf Hilfe angewiesen, sehr viele Menschen erreiche aber keine Unterstützung, weil sie in ihren Städten eingekesselt seien, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, in Freiburg. "Über das Schicksal dieser Menschen wird in den nächsten Tagen am Verhandlungstisch entschieden." Drei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs nimmt nach Einschätzung von Caritas international die Verelendung der syrischen Bevölkerung immer mehr zu. Jeder zweiter Syrer leide unter den Kriegsfolgen.
Hilfe nur unter Lebensgefahr
Das Caritas-Hilfswerk forderte einen Waffenstillstand sowie die Zulassung weiterer internationaler Helfer durch Syrien. Derzeit seien Hilfen nicht flächendeckend und nur unter Lebensgefahr möglich.
Mehrere Mitarbeiter von syrischen Caritas-Partnern seien bereits verletzt, gefoltert oder entführt worden.
Die SIRF sprach von der schwersten humanitären Krise seit Jahrzehnten. "Fast drei Jahre nach Beginn muss das Leid von Millionen von Menschen die Verhandlungsparteien zu einer schnellstmöglichen, friedlichen Lösung antreiben. Jeder Tag, der ohne eine Lösung des Konfliktes vergeht, stürzt immer mehr Menschen noch tiefer in Hunger und Armut", erklärte Care-Generalsekretär Karl-Otto Zentel.
Nach seinen Angaben wurde innerhalb Syriens ein Drittel der Bevölkerung - rund sechs Millionen Menschen - aus ihren Häusern vertrieben. Das Gesundheitssystem sei in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen. In den Nachbarländern hätten sich bisher mehr als
2,3 Millionen Syrer bei den Vereinten Nationen registriert, inoffiziell werde jedoch von mindestens 4,5 Millionen Flüchtlingen ausgegangen, die in Syriens Nachbarländer geflohen sind, hieß es.
Nach neuesten Schätzungen der Vereinten Nationen benötigen zehn Millionen Menschen innerhalb Syriens und der umliegenden Region dringend humanitäre Hilfe. In den letzten Wochen machten Winterstürme und Temperaturen um den Gefrierpunkt das Überleben für Flüchtlinge noch schwieriger.