Frankreichs Staatspräsident Hollande beim Papst

"Bis bald!"

Papst Franziskus hat den französischen Präsidenten François Hollande am Freitag in Audienz empfangen. Inhaltlich wurde von der rund 35-minütigen Unterredung in der Bibliothek des Apostolischen Palastes bisher nichts bekannt

 (DR)

Er ist der achte französische Präsident zu Besuch im Vatikan: Papst Franziskus hat am Freitagmorgen den Sozialisten François Hollande empfangen. Es war das erste Treffen zwischen Hollande und Franziskus. Im Vorfeld war in der französischen Presse angekündigt worden, dass es um den Nahost-Konflikt, die Frage der Laizität in Frankreich und den Naturschutz gehen werde. Begleitet wurde Hollande u.a. vom französischen Pater Georges Vandenbeusch, der zuletzt von Islamisten der Gruppe Boko Haram mehr als einen Monat lang in Kamerun festgehalten und am 31. Dezember letzten Jahres befreit worden war. Der Papst zeigte sich „sehr glücklich“, ihn zu treffen, und schloss ihn in seine Arme.

"Heiliger Vater, ich bin sehr froh, hier empfangen zu werden", sagte Hollande dem Papst, und mit Blick auf die Journalisten: "An solche Beschränkungen sind wir gewöhnt". In der insgesamt fünfzehnköpfigen Delegation des Präsidenten waren auch der französische Innenminister Manuel Valls und der Umweltpolitiker Nicolas Hulot. Als Geschenk übergab Hollande dem Papst ein Buch über den heiligen Franz von Assisi von Maurice Boutet de Monvel aus dem Jahr 1929. "Das ist auch Ihr heiliger Patron", sagte der Papst dem Präsidenten mit einem Lächeln. Hollande verabschiedete sich mit den Worten: "Bis bald".

Auch der mehrere Wochen in Kamerun verschleppte Priester Georges Vandenbeusch ist am Freitag von Papst Franziskus empfangen worden. Vandenbeusch war Teil der kleinen Delegation, die an dem Treffen Hollandes mit dem Papst im Apostolischen Palast teilnahm. Franziskus umarmte den 42-jährigen Geistlichen herzlich, bevor er die protokollarische Begrüßung fortsetzte.

Der Franzose Vandenbeusch, Pfarrer von Nguetchewe in Kamerun, war Mitte November mutmaßlich von Kämpfern der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram gekidnappt und ins benachbarte Nigeria verschleppt worden. Am Silvestertag kam er unverletzt wieder auf freien Fuß. Für seine Befreiung hatten sich Frankreich und die Regierungen von Kamerun und Nigeria auf höchster Ebene eingesetzt.

Hollande hatte den Geistlichen am Neujahrstag auf der Luftwaffenbasis Villacoublay bei Paris persönlich willkommen geheißen. Vandenbeusch sei «seinen Überzeugungen und seiner Religion treugeblieben», lobte der Präsident damals. Er sei "ein Mann voller Glauben und Energie".

Alle Präsidenten der Fünften Republik - mit Ausnahme von Georges Pompidou (1969-1974) - sind bislang zum Papst gereist. Charles de Gaulle (1959-1969), einst bereits 1944 als Chef einer Übergangsregierung bei Pius XII., kniete im Juni 1959 vor Johannes XXIII. nieder, küsste ihm den Ring und schenkte ihm eine mittelalterliche Bibelausgabe. Sein laizistischer Nachfolger Pompidou ließ dagegen die Rom-Visite aus, womöglich auch unter dem Eindruck der Pariser Studentenrevolte von Mai 1968.

Valery Giscard d'Estaing (1974-1981) nahm den Faden wieder auf. Er besuchte sowohl Paul VI. als auch Johannes Paul II. - und empfing letzteren bei dessen historischem Frankreich-Besuch 1980. Später gab er zu Protokoll, dass der Papst aus Polen ihm einige Dinge sehr direkt auf den Kopf zugesagt habe, unter anderem eine zu große Toleranz in der Abtreibungsfrage.

Der Sozialist Francois Mitterrand (1981-1995) respektierte die Tradition der Besuche beim Papst - doch die Würde als Ehrendomherr der Lateranbasilika, ein übergebliebenes Privileg der französischen Könige, wies er zurück. Gleichwohl verband Johannes Paul II. und den langjährigen Staatspräsidenten ein vertrauensvolles Verhältnis.

Dasselbe gilt für den Großbürgerlichen Jacques Chirac (1995-2007), dessen Amtszeit und Bewunderung für Johannes Paul II. zugleich eine Hochzeit der vatikanisch-französischen Beziehungen markiert. Chirac versicherte den Papst der "Treue Frankreichs zu seinem christlichen Erbe".

Mehr Unterhaltungswert hatten die beiden Auftritte des glamourösen Bling-Bling-Präsidenten Nicolas Sarkozy (2007-2012), der 2007 bei Benedikt XVI. für Frankreichs "positive Laizität" warb und sich 2010 um Schadensbegrenzung im Staat-Kirche-Verhältnis bemühte.


Quelle:
KNA , rv