"Unsere Stadt verdankt Karl dem Großen ihre Existenz, pointiert gesagt ihre Identität", sagte Dompropst Helmut Poque in seiner Ansprache. Am Dienstag ist der 1.200. Todestag von Kaiser Karl dem Großen (747 oder 748 bis 814). Am Sonntag folgte ein Festgottesdienst mit Bischof Heinrich Mussinghoff. Dabei würdigte er den Herrscher als frommen Mann, der sich seinem christlichen Glauben verpflichtet gefühlt habe. Zugleich sei der Monarch ein Kind seiner Zeit gewesen und habe viele grausame Kriege geführt, um sein Reich zu einen. Gleichwohl fühlte sich Karl nach den Worten Mussinghoffs Christus gegenüber verantwortlich, nicht aber einem erst viel später entwickelten moralisch-ethischen Verhaltenskodex. Bei der Messe wurde der Barbarossaleuchter angezündet. Das Gnadenbild, eine Marienfigur, trug das sogenannte Karlsfestkleid.
Bei der Vesper am Samstag würdigte der Dompropst Karl als "einen handelnden Menschen, der zugleich bewahren und erneuern wollte". Sein christlicher Glaube sei für ihn die Klammer gewesen, mit der er die Völker, Länder, die diversen Weltdeutungen zusammen halten wollte. Zwar könne man Karl aus heutiger Sicht kritisch betrachten, doch man werde ihm nur gerecht, wenn man die Urteilsmaßstäbe seiner Zeit anwende.
Der Dompropst erinnerte auch an die Weihe der gotischen Chorhalle im Aachener Dom am 28. Januar 1414. Das 600 Jahre alte "Haus aus Licht" symbolisiere eine Botschaft: "Wir Menschen sind unterwegs in eine uns von Gott zugesagte Herrlichkeit." Das Jubiläum der Chorhalle wird im September mit einer Festwoche gefeiert.
Am Todestag des Kaisers am Dienstag (28. Januar) zelebriert der Aachener Weihbischof Karl Borsch einen Gottesdienst im Dom.
Besondere Ausstellungsstücke
Laut Bistum Aachen gibt es zum Jubiläum weitere Aktionen in Dom und Schatzkammer. Von Sonntag bis Dienstag kann die "Tür Karls des Großen" besichtigt werden. Am Sonntag und am Dienstag sind Chorhalle und Karlsthron frei zugänglich. Ab Sonntag werden in der Domschatzkammer das weltberühmte karolingische Evangeliar und der Quadrigastoff, ein Grabtuch Karls des Großen, zu sehen sein. Zudem werden rund 100 grafische Darstellungen Karls des Großen vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit präsentiert.
Karl der Große wurde noch an seinem Todestag am 28. Januar 814 in der Pfalzkapelle zu Aachen, dem ältesten Teilbau des heutigen Doms, beigesetzt. Die Gebeine wurden 1215 in den Karlsschrein umgebettet, der im Zentrum der Chorhalle steht.
Lehmann: Mischung von Gutem und Bösem bei Karl dem Großen
Ebensfalls im Zeichen des 1.200. Todestags Kaiser Karls des Großen hat am Samstagabend das traditionelle Karlsamt im Frankfurter Kaiserdom gestanden. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann bescheinigte Karl dem Großen eine "kulturelle Grundlegungsleistung" für das künftige Europa. Er verwies zugleich auf eine "Mischung von Gutem und Bösem". "Wir sehen", so Lehmann, "die Segnungen durch die einzigartige Herrschaft Karls, verkennen aber auch nicht die Abgründe von Gewalt, durch die manches erreicht worden ist."
Es habe Massenhinrichtungen, Zwangstaufen, "schreckliche Alternativen zwischen Christwerden oder Sterben" gegeben, sagte Lehmann. Gott allein stehe ein letztes Urteil über Karl den Großen zu.
Das Karlsamt, dessen Liturgie lateinische Gesänge und Gebete aus dem 9. Jahrhundert beinhaltet, wird seit 1332 zum Gedenken an den Todestag Karls des Großen gefeiert. Anno 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt einberufen und so für die erste schriftliche Erwähnung der Mainstadt gesorgt, deren Dom einst Krönungskirche deutscher Kaiser war.