Bayerische Staatsregierung will bei Lösung für angeschlagenen Verlag mithelfen

Offenbar zwei Interessenten für Weltbild

Nach Berichten der "Süddeutschen Zeitung" gibt mindestens zwei international tätige Medienkonzerne, die Interesse an dem Augsburger Unternehmen haben. Außerdem hat der bayerische Ministerpräsident Seehofer seine Unterstützung zugesagt.

 (DR)

Die bayerische Staatsregierung will bei der Suche nach einer Lösung für den angeschlagenen Weltbild-Verlag mithelfen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (Montagsausgabe) berichtet, gibt es inzwischen mindestens zwei international tätige Medienkonzerne, die Interesse an dem Augsburger Unternehmen haben.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz habe bereits erste Gespräche mit den Interessenten geführt. Diese bräuchten allerdings mehr Zeit, um alle Bücher des weit verzweigten Konzerns zu prüfen. Die bayerische Staatsregierung wolle nun Geld von Dritten für diese mehrmonatige Übergangsphase auftreiben.

Mitarbeiter kosten acht Millionen monatlich

Das Hauptproblem des Insolvenzverwalters ist dem Zeitungsbericht zufolge: Die Gehälter der 2.200 Weltbild-Mitarbeiter in der Augsburger Zentrale würden nur bis Ende März von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt. Es soll sich um etwa acht Millionen Euro pro Monat handeln. Wer die Gehaltszahlungen ab April übernehmen soll, sei die große Frage, schreibt das Blatt. Geiwitz habe ursprünglich bis Ende März einen Käufer für den ganzen Verlag finden wollen. Das gelte jedoch nun in der Kürze der Zeit als kaum machbar. Im schlimmsten Fall drohe eine Zerschlagung des Unternehmens, dadurch würde vermutlich ein Großteil der Beschäftigten ihren Job verlieren.

Seehofer will mitgestalten

Um dies zu verhindern, bräuchten der Insolvenzverwalter und die potenziellen Investoren mehr Zeit. Von weiteren drei Monaten sei die Rede, was wiederum etwa 24 Millionen Euro kosten würde, schreibt die "Süddeutsche". Dieses Geld wolle nun die bayerische Staatsregierung bei der Arbeitsagentur, beim Europäischen Sozialfonds, bei Banken oder bei den kirchlichen Gesellschaftern auftreiben.
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte am Samstag in Augsburg nach einem Treffen mit Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern gesagt: "Wenn Weltbild ein Stück Zeit braucht, dann versuchen wir, das mitzugestalten."

"Zukunftsfähiges Konzept"

Die Gewerkschaft ver.di hatte bereits am Samstag mitgeteilt, dass es unter der Führung der Staatskanzlei ein Arbeitstreffen aller Beteiligten geben soll, um zeitnah alle denkbaren Lösungswege auszuloten. "Weltbild ist ein zukunftsfähiges Konzept, das unsere Unterstützung verdient", sagte Seehofer (CSU) laut einer Mitteilung von ver.di am Samstag in Augsburg bei der DGB-Bezirkskonferenz.

Betriebsrat und ver.di erfreut

Weltbild-Betriebsratschef Peter Fitz zeigte sich hocherfreut über den prominenten Fürsprecher: "Mit dem Ministerpräsidenten haben wir nun einen der wichtigsten Unterstützer für die Beschäftigten gewonnen", sagte Fitz. Betriebsrat und ver.di hatten am vergangenen Montag eine "Woche der Solidarität" ausgerufen. Zum Auftakt hatten sie in Würzburg bei der Versammlung des Ständigen Rates der deutschen katholischen Bischöfe für den Erhalt von Weltbild demonstriert.

Bundesweit 6.800 Mitarbeiter betroffen

Die deutschen Bistümer wollen für den angeschlagenen Augsburger Weltbild-Verlag bis zu 65 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das Unternehmen beschäftigt in Augsburg 2.200 Mitarbeiter, bundesweit sind es rund 6.800. Der Verlag hatte vor rund drei Wochen Insolvenz angemeldet. Der Konzern gehört zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.


Gerettet: Weltbild-Verlag (dpa)
Gerettet: Weltbild-Verlag / ( dpa )
Quelle:
epd