Der künftige Vorsitzende der Bischofskonferenz sollte "als Sprecher der deutschen Bischöfe künftig auf jeden Fall in der Hauptstadt Deutschlands seinen Dienstsitz haben", sagte Zdarsa in einem Interview der "Lausitzer Rundschau" (Donnerstag) in Cottbus. Die katholische Kirche würde damit signalisieren, dass die Wiedervereinigung "nun bei allen deutschen Bischöfen angekommen ist". Mitte März wählen die Bischöfe in Münster einen Nachfolger des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch im Amt des Vorsitzenden.
"Wenn Papst Franziskus die Kirche auffordert, an die Ränder zu gehen, dann hat er das ja nicht geographisch gemeint. Auch deswegen empfiehlt sich die deutsche Hauptstadt als Dienstsitz der Bischofskonferenz und ihres Sekretariats", fügte der in Sachsen geborene Bischof hinzu. Der Osten Deutschlands und Berlin "gelten ja vielen im Westen als die religiös und moralisch ausgebranntesten Landschaften Deutschlands". Dort müsse die Kirche öffentlich wahrnehmbar und präsent sein. Nach Ansicht des Bischofs wäre zudem eine mit dem Umzug verbundene Verschlankung des Apparats "ein großartiger Beitrag zur Entweltlichung der Kirche".
"Katholische Medien sollten stärker im Osten präsent sein"
In diesem Zusammenhang sprach sich Zdarsa auch für eine gemeinsame, von allen deutschen Bistümern getragene Katholische Akademie in Berlin aus. Auch katholische Medien sollten stärker im Osten präsent sein, um "noch aufmerksamer zur Kenntnis zu nehmen und zu multiplizieren, was an katholischem Glaubensleben in den verschiedensten Teilen unseres Landes passiert und welche neuen Aufbrüche landesweit zu verzeichnen sind".
Zdarsa ist seit 2010 Bischof von Augsburg, zuvor leitete er drei Jahre lang das Lausitzbistum Görlitz. Mit Blick auf die anstehende Wahl sagte er, die Rolle des Vorsitzenden der Bischofskonferenz dürfe nicht überschätzt werden. Er sei kein Vorgesetzter und könne den einzelnen Bischöfen die Verantwortung nicht abnehmen. "Ich würde ihn eher als Sprecher oder Moderator der Versammlung der deutschen Bischöfe bezeichnen, manchmal vielleicht auch als Repräsentanten".
Gegen Vorkonklave
Indirekt kritisierte er in diesem Zusammenhang den Plan von Erzbischof Zollitsch, in einer Art "Vorkonklave" über die Anforderungen an den neuen Konferenzvorsitzenden zu beraten. "Das lässt auf ein anderes Selbstverständnis des amtierenden Vorsitzenden schließen."
Seine eigenen Erwartungen an den künftigen Konferenzvorsitzenden beschrieb Zdarsa mit den Worten: "Er sollte von allen Bischöfen als wahrer Mitbruder angesehen und geschätzt werden. Er sollte ein selbstbestimmter glaubwürdiger Geistlicher und theologischer Lehrer zugleich sein. Und er sollte ein ausgewogenes Verhältnis zum Bischof von Rom haben."