Münsters Bischof Felix Genn hat eine bessere Kommunikation der katholischen Kirche gefordert. Dringend ändern müsse sich die Art und Weise, wie die Kirche ihre Vorstellungen den Menschen mitteile, sagte Genn der Bistumszeitung "Kirche und Leben" in Münster. "Wir werden doch von vielen Menschen nur noch gesehen als eine Institution der Verbote, und vieles von dem, was wir für richtig und wichtig halten, wird kaum noch verstanden." Genn ist Gastgeber der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die ab Montag in Münster tagt.
Kirche dürfe nicht allein als "Richter über das Leben oder die Lebensweise der Menschen wahrgenommen werden", mahnte Genn. Vielmehr gelte es zu zeigen, dass die Kirche für Ideale wie Treue, Verantwortlichkeit und Verlässlichkeit werbe; diese seien keineswegs Minderheitenpositionen. "Wir müssen aber weitaus besser begründen, warum wir glauben, dass diese Ideale das Leben eines jeden Menschen bereichern können", so der Bischof.
"Stets in der Nähe der Menschen sein"
Mit Blick auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sagte Genn, es müsse der Kirche noch besser gelingen, "stets in der Nähe der Menschen zu sein, deren Leben in Beziehung nach unseren Vorstellungen nicht ideal läuft". Sie dürften sich nicht ausgeschlossen oder an den Rand gedrängt fühlen.
Genn kündigte dazu einen Text einer Arbeitsgruppe an, der auf der Vollversammlung vorgestellt werde. Er solle einen Konsens innerhalb der Konferenz darstellen, aber noch keine endgültige Lösung vorschlagen. Das Papier solle vielmehr "zunächst eine Eingabe und Vorarbeit unsererseits für die außerordentliche Bischofssynode im Oktober sein".
Große Unterschiede zwischen Lehre und Leben
Es gelte, die Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe nicht aufzugeben, "und zugleich die Menschen nicht auszuschließen, deren Ehe gescheitert ist". Dabei gehe es nicht allein um die Frage des Zugangs zur Eucharistie, sagte der Bischof. Katholiken, die nach einer Scheidung standesamtlich erneut geheiratet haben, sind nach offizieller Lehre von der Beichte und dem Empfang der Kommunion ausgeschlossen.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte zu Beginn des Jahres Antworten auf eine von Papst Franziskus gestartete Familienumfrage ausgewertet.
Das Dokument wurde dem Vatikan zur Vorbereitung einer Synode im Herbst übermittelt. Die Antworten belegten große Unterschiede zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben vieler Katholiken. Die kirchliche Sexualmoral finde "nahezu keine Akzeptanz", so die Bischöfe. Die Zusammenfassung empfahl, "einen Duktus zu finden, der sich vom Vorurteil der Leibfeindlichkeit und einer lebensfeindlichen Gesetzesethik zu befreien vermag".