EU-Bischofskommission trifft sich in Brüssel

Mehr Engagement für Europa

Sind wir vielleicht etwas müde und faul geworden, uns um Europa zu kümmern? Reinhard Kardinal Marx rief beim Frühjahrstreffen der EU-Bischofskommission dazu auf, sich für ein freies und demokratisches Europa einzusetzen.

 (DR)

Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, kritisiert die Europa-Müdigkeit in der Gesellschaft. Angesichts einer befürchteten geringen Beteiligung bei den Europawahlen vom 22. bis 25. Mai stelle sich die Frage, "ob wir nicht etwas müde und faul geworden sind, uns um die politischen Belange Europas zu kümmern", sagte Marx in Brüssel. Marx sprach bei der Eröffnung der Frühlingsvollversammlung der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), deren Präsident er ist. Die Tagung dauert noch bis Freitag.

Die Krise in der Ukraine mache deutlich, "dass die Errungenschaften unseres freien und demokratischen Europas keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern der beständigen Unterstützung der Bürger und der Völker bedürfen", sagte Marx weiter. Auch die europäische Demokratie brauche Tugenden. Das sollten sich die Bürger anlässlich der bevorstehenden Wahl klarmachen.

Solidarität auf europäischer Ebene

Europa brauche gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten, die in vielen Ländern noch herrschten, Solidarität, betonte Marx. So sei etwa auf europäischer Ebene die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft nötig. Mit Blick auf die Themen Migration und Asyl sei Solidarität auch über die EU-Grenzen hinaus erforderlich.

Die EU sei "an einem Wendepunkt angekommen", so die Vertreter der Bischofskonferenzen der 28 Mitgliedstaaten. Die Finanz- und Staatsschuldenkrise seit 2008 habe die Beziehungen und die Solidarität zwischen den EU-Staaten belastet und viele Bürger in Armut gebracht. Durch diese Krise seien "die Zukunftshoffnungen vieler junger Menschen vereitelt" worden. Die Zahl der "neuen Armen" wachse "in einem gefährlichen Ausmaß".

Die Bischöfe appellieren an alle Politiker und Bürger, konstruktiv zur Gestaltung der Zukunft Europas beizutragen: "Wir würden zu viel verlieren, sollte das europäische Projekt scheitern." Stimmabgabe und Mitverantwortung seien daher Bürgerpflicht. Ausdrücklich ermuntern die Kirchenvertreter die Jugend, sich "hörbar an der politischen Debatte zu beteiligen".

Mehr Zusammenarbeit in der Flüchtlingsfrage

Als weitere Wahlprüfsteine geben die Bischöfe den Katholiken wie allen EU-Bürgern den Schutz von Leben und Familie sowie der "unverletzlichen Menschenwürde» auf den Weg. Dies gelte auch für das Thema Migration. Nicht nur bei ihrer Einreise müssten Asylsuchende und Migranten gut behandelt werden. Gleichzeitig müssten die "Belastungen" ihrer Aufnahme und Eingliederung "proportional unter den Mitgliedstaaten aufgeteilt werden".

Die COMECE wirbt für eine Selbstverpflichtung zu einer "ökologischeren Sicht- und Lebensweise" und für einen Schutz des Sonntags. Zugleich mahnt sie die Wahrung nationaler Profile in der EU an. Unter einem "wachsenden Drang zur Einheitlichkeit" dürften lange währende Traditionen in den 28 Mitgliedstaaten "keinen Schaden nehmen".


Quelle:
epd , KNA , DR