In einem Interview der "B.Z. am Sonntag" betonte der Berliner Kardinal, es sei doch "für jeden erleichternd, wenn ein Freund oder jemand, der einem nahesteht, sagt, wir fangen neu an". Woelki erzählt in dem Interview, dass er selbst einen persönlichen geistlichen Begleiter habe, "den ich nach Möglichkeit regelmäßig treffe und bei dem ich auch beichte". Seine Sünden seien vermutlich nicht anders als bei vielen anderen Menschen, so Woelki weiter: "Auch mein Verhältnis zu Gott ist Schwankungen unterworfen. Auch in meinem Verhältnis zu Menschen bin ich nicht immer korrekt und unkompliziert. Zudem versuche ich, persönliches Versagen im Umgang mit Menschen zu thematisieren."
Konflikt zwischen Beichtvater und Bischof
Auf die Frage, ob er persönliches Versagen als Sünde bezeichne, antwortete der Kardinal: "Je nachdem. Wenn ich etwa eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter ungerecht behandle oder aus einer Stresssituation heraus jemanden angehe oder attackiere, der gar nichts dafür kann, dann geht es über persönliches Versagen hinaus und ist Sünde."
Er selbst nehme nicht mehr regelmäßig in Berlin die Beichte ab, berichtete Woelki weiter, denn er sei als Erzbischof für viele Menschen auch Vorgesetzter und Arbeitgeber. "Ich möchte vermeiden, im Beichtgespräch Dinge zu erfahren, die mich in einen Konflikt zwischen Beichtvater und Bischof bringen können." Aber es gebe auch Situationen, in denen er das nicht verweigere: "Letztens erst war ich in einem Krankenhaus, wo mich ein Patient um die Beichte gebeten hat. Dann tue ich das natürlich."
24 Stunden für Gott – Papst Franziskus ruft zur Versöhnung auf
Anlass für das Interview war die Aktion "24 Stunden mit Gott". Papst Franziskus hat die Menschen weltweit dazu aufgerufen, während der diesjährigen Fastenzeit in besonderer Weise Versöhnung und Neubeginn in den Blick zu nehmen. "Die Neuevangelisierung beginnt mit der persönlichen Umkehr und stellt daher auch das Sakrament der Beichte in den Mittelpunkt", schreibt dazu Erzbischof Rino Fisichella im Auftrag des Papstes in einem Brief an alle katholischen Bischöfe. Unter dem Motto "24 Stunden für Gott“ sollen deshalb von Freitag, 28. März bis Samstag, 29. März, weltweit einzelne Kirchen die Möglichkeit zur Eucharistischen Anbetung und zum Empfang des Bußsakramentes anbieten.
Im Erzbistum Köln sind während der „24 Stunden für Gott“ in den Kölner Kirchen St. Aposteln und Minoritenkirche alle herzlich eingeladen zu "Stille – Gebet – Neuanfang". Am Freitag, 28. März ist die Kirche St. Aposteln am Neumarkt ab 17 Uhr für Gebet und Beichte geöffnet. Um 19 Uhr findet hier eine Heilige Messe mit anschließendem Segnungs- und Versöhnungsgottesdienst statt. Um 22 Uhr geht es in einer Prozession zur Minoritenkirche, Kolpingplatz. Die Minoritenkirche ist während der ganzen Nacht für den Empfang des Versöhnungssakramentes und eine Zeit der Anbetung geöffnet. Diese Zeit mündet am Samstag, 29. März ab 9.30 Uhr in einen Anbetungs- und Versöhnungstag, gestaltet von Geistlichen Gemeinschaften und mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, der um 10 Uhr die Heilige Messe feiert. Um 17 Uhr schließt der Tag mit dem Eucharistischen Segen.
domradio.de überträgt am Freitag ab 17 Uhr die Bußfeier mit Papst Franziskus aus dem Petersdom im Web-TV. Der deutsche Kommentar kommt von den Kollegen von Radio Vatikan.