Der Stuttgarter Bischof Fürst über Medien, Transparenz und Laien

"Ohne Furcht und Zittern"

Nach dem Skandal im Bistum Limburg hat der katholische Medienbischof Gebhard Fürst für mehr Transparenz und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit seiner Kirche geworben.

 (DR)

"Wir müssen uns als katholische Kirche konstruktiver und offensiver auf die Mediengesellschaft einlassen", sagte Fürst in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt a.M. "Wir sollten ohne Furcht und Zittern mit großem Selbstbewusstsein bereit sein, Auskunft zu geben." Dann wachse auch das Vertrauen wieder.

Die Vorgänge in Limburg hätten Auswirkungen auf die katholische Kirche in Deutschland insgesamt, sagte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. Es sei der Eindruck entstanden, dass die Kirche nach Gutdünken mit Kirchensteuergeld umgehe und keine Rechenschaft ablege. "Dies ist in Bezug auf Limburg nicht zurückzuweisen", räumte Fürst ein. Aber die Kirche müsse nun auch zeigen, wie transparent es in vielen Ortskirchen bereits zugehe - und zwar "weniger schüchtern als bisher und mit mehr Vertrauen in die eigene Kompetenz".

"Transparenz schafft Vertrauen"

Der Bischof von Stuttgart und Rottenburg warb auch für eine Offenlegung von Finanzen. Er habe gute Erfahrungen damit gemacht, Kirchensteuergelder und Staatsleistungen für sein Bistum öffentlich zu machen, sagte Fürst. "Wenn wir die uns anvertrauten Gelder transparent machen, schafft das Vertrauen und Akzeptanz."

Im Bistum Limburg beschließt der Diözesanrat den aus Kirchensteuereinnahmen und Staatsgeldern bestehenden Haushalt (2014: rund 330 Millionen Euro). Er ist im Internet einsehbar. Ein zweiter Haushalt über die aus Kirchenvermögen erwirtschafteten Gelder solle bis zur Sommerpause ebenfalls veröffentlicht werden, sagte Fürst. Er wies darauf hin, dass es nicht einfach sei, das kirchliche Gesamtvermögen darzustellen - da es etwa zu Kirchengebäuden wie etwa dem barocken Klosterensemble wie in Weingarten oft nicht einmal Schätzwerte gebe.

Fürst (65) sprach sich dafür aus, die katholische Medienarbeit zu professionalisieren und zu verstärken. In vielen Bistümern, die mit großer Eigenständigkeit ausgestattet seien, werde eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit betrieben, sagte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Allerdings müsse diese im Blick auf die bundesweite katholische Kirche noch ausgebaut werden.

Die Laien ernst nehmen

Außerdem hat sich der Stuttgarter Bischof für eine stärkere Beteiligung von Laien in der katholischen Kirche ausgesprochen. "Ich werbe dafür, die sogenannten Laien mehr mitwirken zu lassen und an Entscheidungen zu beteiligen", sagte Fürst, der auch dem Zentralkomitee der deutschem Katholiken (ZdK) angehört, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wir sollten als Bischöfe keine Angst haben, sondern die Gemeindemitglieder als mitverantwortliche Christen ernst nehmen."

Als Konsequenz aus dem Skandal im Bistum Limburg war in den vergangenen Wochen eine stärkere Verantwortung der Laien in der Kirche gefordert worden. Zudem wurden auch - etwa von dem katholischen Kirchenrechtler Thomas Schüller - Änderungen im Verfahren zur Bischofswahl gefordert. In dieser Hinsicht sieht Fürst allerdings keinen Handlungsbedarf.

Alle Gremien beteiligen

Nach dem bisherigen Verfahren schickt eine katholische Diözese eine Liste mit Vorschlägen nach Rom. Der Papst wählt unter Würdigung dieser Liste drei Namen aus. Aus diesen Dreien wählt wiederum das Domkapitel den Bischof, Rom bestätigt die Wahl und gibt den neuen Bischof bekannt. Schüller zufolge sollte "genauer" und unter transparenten Kriterien gesucht werden; zudem sollten an der Wahl neben dem Domkapitel Vertreter aller Gremien eines Bistums beteiligt werden.


Quelle:
epd