Entwicklungsminister will neues Textilsiegel einführen

Ein Siegel für Gerechtigkeit und Umweltschutz

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller will ein Textilsiegel einführen, das für nachhaltig produzierte Kleidung steht. Die Christliche Initiative Romero meldet allerdings Zweifel an.

Textilarbeiter in Bangladesch (dpa)
Textilarbeiter in Bangladesch / ( dpa )

Entwicklungspolitische Initiativen haben den Vorschlag von Minister Gerd Müller (CSU) für ein neues Textilsiegel für soziale und ökologische Standards begrüßt. Ein solches Siegel sei ein guter Ansatz, erklärte das Netzwerk Inkota am Dienstag in Berlin. Allein habe es jedoch nur begrenzte Wirkung. Es bedürfe auch struktureller Veränderungen. Unternehmen müssten für ihre gesamte Lieferkette Nachweise erbringen, dass sie Arbeitsrechte, Sozial- und Umweltstandards einhalten.

Selbstverpflichtung ist nicht wirksam

Die Christliche Initiative Romero wies daraufhin, dass ein weiteres Siegel nicht zwangsläufig eine Garantie für bessere Arbeitsbedingungen bringe. Eine Selbstverpflichtung der Textilunternehmen, auch als ersten Schritt, lehnte die Organisation ab. "Die jüngsten Katastrophen in Bekleidungsfabriken haben auf drastische Weise gezeigt, dass Selbstverpflichtungen nicht wirksam sind", sagte Sandra Dusch Silva, Referentin für ethischen Konsum und Unternehmensverantwortung bei der Initiative Romero.

Ein Gesetz soll helfen

Entwicklungsminister Müller hatte am Wochenende angekündigt, ein Textilsiegel vorzubereiten, das für nachhaltig produzierte Kleidung stehe und noch in diesem Jahr eingeführt werden soll. Sollten sich die Unternehmen nicht freiwillig zu bestimmten sozialen und ökologischen Standards verpflichten, müsse ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden.

Das Inkota-Netzwerk lobte zudem Müllers Äußerungen zur Entschädigung der Opfer des Textilfabrik-Einsturzes in Bangladesch.

Entschädigung für Textilarbeiter

"Wir freuen uns, dass der Entwicklungsminister dazu eine klare Position bezieht und die deutschen Unternehmen aufgefordert hat, endlich in den Entschädigungsfonds einzuzahlen", sagte Inkota-Textilexperte Berndt Hinzmann. Der Fall zeige aber auch, dass es verbindliche Regelungen brauche, die die Verantwortung der Unternehmen bei Menschenrechtsverletzungen entlang der gesamten Lieferkette festlegten.

Beim Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch am 24. April 2013 waren mehr als 1.130 Menschen getötet worden, vor allem Textilarbeiterinnen. Mehr als 1.500 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. In dem Hochhaus wurden auch Kleidungsstücke für Europa produziert. In den angekündigten Fonds zur Unterstützung der betroffenen Familien haben die Unternehmen Minister Müller zufolge bislang nur 25 Prozent der versprochenen Gelder eingezahlt.


Gerd Müller, CSU (dpa)
Gerd Müller, CSU / ( dpa )
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epd