Pfarrer Meurer: Osterstress durch geteilte Arbeit vermeiden

"Jeder muss hee dun"

Die drei wichtigsten Tage im Kirchenjahr, die Feiern von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi, haben es in sich. Wie sich Stress in den Gemeinden vermeiden lässt, das verrät Pfarrer Franz Meurer im domradio.de-Interview.

Sozialpfarrer Meurer (KNA)
Sozialpfarrer Meurer / ( KNA )

domradio.de: Wann tritt bei Ihnen denn der Ausnahmezustand ein?

Pfarrer Meurer: Eigentlich nie. Bei uns heißt es immer: Entweder alle machen mit oder es ist nicht. Ich habe heute zwei Beerdigungen, weil ja die nächsten Beerdigungen erst am Dienstag sind, danach geht´s in einen Gottesdienst mit vier Kindergärten. Da ist alles vorbereitet. Ich muss nur fröhlich dabei sein. Für den Gründonnerstagsgottesdienst am Abend müssen andere alles machen, haben sie auch schon. Die Messdiener haben geprobt, für die Fußwaschung ist alles aufgebaut, danach mache ich die Anbetung während 80 Leute zusammen essen und versuche nachzuempfinden, was Jesus damals erlebt hat beim Abendmahl.

domradio.de: Ihr Tipp ist also früh genug mit den Vorbereitungen anzufangen und dann einfach hereinfallen zu lassen?

Pfarrer Meurer: Ja, der Tipp ist nicht nur, Ostern das zu machen, sondern es müssen einfach alle dabei sein, sonst geht es in der Gemeinde gar nicht. Mit der Vorbereitung der Osternacht habe ich zum Beispiel nichts mit zu tun, da bin ich nur dabei, die Chöre haben alles vorbereitet. Dafür habe ich wieder am nächsten Tag die Messe, habe vier Taufen. Wenn ich jetzt zum Beispiel mit den Messdienern proben müsste, das ist doch nichts. Das bekommen sie doch selbst hin.

Wir haben das Prinzip, dass wir uns immer gegenseitig mit Schönem überraschen. Wir wollen ja, wie es der Papst sagte, die Schönheit Gottes erleben und nicht den Stress oder dass der eine den anderen jagt. Wenn man sagt, ich kann ein bisschen, ihr könnt den Rest, dann ergibt sich das eigentlich von alleine.

Am Sonntag haben wir noch eine wunderbare Kunstausstellungseröffnung mit besonderer Musik, auf die ich mich sehr freue. Am Sonntag ist auch Anmeldung für die große Kinderstadt HöVi-Land - 600 Kinder können mitmachen. Das finde ich ganz toll, aber das machen die Jugendlichen alleine. Also mein Tipp ist: Ob Weihnachten, Ostern, normales Kirchenjahr zu vermitteln, wir sind eine Gemeinde, Gemeinde heißt Gemeinschaft, communio heißt gerade am Gründonnerstag Abendmahl. Jeder muss hee dun!

domradio.de: Stehen Ihre Predigten schon? Sie leiten doch einige Gottesdienste in diesen Tagen.

Pfarrer Meurer: Die Predigten stehen erst ein bisschen. Ich habe zum Beispiel eben in der Tageszeitung etwas gelesen, was mich sehr beeindruckt hat oder zum Beispiel die Zeit in dieser Woche zum Thema Opfer. Da kann man doch nicht vorüber gehen. Wir müssen ja immer von dem, was die Menschen erleben aus denken. Ich kann denen nicht großtheologisch predigen, was ich als Pastor meine. Ich muss versuchen, herauszubekommen, was passiert. Wenn zum Beispiel bis Sonntagnacht noch viel passiert, muss das in der Predigt vorkommen, finde ich.

Das Interview führte Verena Tröster


Quelle:
DR