Weit mehr als frühere Katholikentage wird der Jahrgang 2014 gleich durch zwei Päpste geprägt. Etliche Veranstaltungen drehen sich um den Emeritus Benedikt XVI., der als Professor in Regensburg wirkte. Und auch sein Nachfolger Papst Franziskus steht im Fokus mit der von ihm propagierten "armen Kirche für die Armen".
Nach 1849 und 1904 findet der Katholikentag zum dritten Mal an der nördlichsten Donauschleife statt. Doch die historisch gewachsene kleinräumige Stadt-Topographie stellte die Planer vor Probleme. Ein Kongresszentrum wie 2012 in Mannheim gibt es hier nicht. Der größte Saal, das Audimax der außerhalb des Zentrums gelegenen Universität, fasst gerade mal 1.426 Zuhörer, nicht einmal ein Viertel dessen, was in den Mannheimer Nibelungensaal passt. So wird der Katholikentag viele Bühnen gleichzeitig bespielen, darunter auch in evangelischen Kirchen.
Wallfahrt an die tschechische Grenze
Die Regensburger Katholiken werden für kräftige regionale Akzente sorgen. So gibt es erstmals während eines Katholikentags eine Wallfahrt, und zwar an die bayerisch-tschechische Grenze ins gut 70 Kilometer entfernte Neukirchen beim Heiligen Blut. Deutsche und böhmische Katholiken werden dort an den Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren erinnern. Als Sohn einer Sudetendeutschen ist Bischof Rudolf Voderholzer die Aussöhnung mit Tschechien auch ein persönliches Anliegen.
Heiße Eisen
Auf seine Initiative geht zudem die Behandlung eines heißen Eisens zurück: Mit Vertretern des kirchlich nicht anerkannten, aber von Katholiken gegründeten Schwangerenberatungsvereins Donum Vitae gibt es eine kontrovers besetzte Podiumsdiskussion. Um das Format war lange gerungen worden. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hofft als Veranstalter, dass sich auch hier das Katholikentagsmotto "Mit Christus Brücken bauen" bewährt: Über bestehende Gräben hinweg soll das gemeinsame Anliegen des Lebensschutzes zum Ausdruck kommen.
Marx und Gabriel, Glück und Gauck
Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, wird in Regensburg sehr präsent sein, nicht nur als Hauptzelebrant des Sonntagsgottesdienstes. Mit SPD-Chef Sigmar Gabriel debattiert er über Managergehälter und Mindestlohn.
ZdK-Präsident Alois Glück erörtert mit Bundespräsident Joachim Gauck, wie viel Religion die säkulare Gesellschaft verträgt. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll die Frage beantworten: "Hat die Welt noch einen Platz für Europa?"
Kontroversen im Programm
Wie auf früheren Katholikentagen agiert die Reformgruppierung "Wir sind Kirche" im und neben dem offiziellen Programm. Neu ist, dass auch Anhänger des konservativen "Forums Deutscher Katholiken", das dem ZdK kritisch gegenübersteht, ein Podium veranstalten. Der Titel "Ökologie des Menschen" stammt aus der Bundestagsrede von Benedikt XVI. Prominentester Diskutant ist der Philosoph Robert Spaemann. Und wer das Programm genauer studiert, findet darin auch Katholiken, die mit Voderholzers Vorgänger Gerhard Ludwig Müller überkreuz gerieten.
Die "Wise Guys" und andere Boygroups
Auch kulturell wird einiges geboten: Eine Ausstellung thematisiert, ob und wie sich Göttliches überhaupt noch künstlerisch darstellen lässt. Zu den musikalischen Höhepunkten zählt eine Glockenkomposition, die erstmals von den Kirchtürmen der Stadt erschallt. Katholikentagsbesuchern schon lange vertraut sind die "Wise Guys". Sie müssen sich aber bei ihrem Open-Air-Konzert gegen eine andere singende Boygroup behaupten, die zeitgleich auftritt: die Regensburger Domspatzen.
Kabarettisten laden "mit Hildegard von Bingen ins Dschungelcamp" ein.
Der oberpfälzische Kleinkünstler Hubert Treml hat eine Konzilskomödie geschrieben. Mit seiner Theatertruppe "Die Ladenhüter" serviert er in der "Pizzeria Roncalli".