Laienkomitee ruft zur Europawahl auf

"Katholiken, geht wählen!"

Eine hohe Wahlbeteiligung stärke das Europaparlament und sei ein Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus, erklärte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Gestärkt werden müssten die Kräfte, die für Respekt vor der Menschenwürde stünden.

Europawahl (dpa)
Europawahl / ( dpa )

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat zur Teilnahme an der Europawahl aufgerufen. Eine hohe Wahlbeteiligung stärke das Europaparlament und sei ein Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus, erklärte das ZdK am Montag in Bonn.

"Für Christen muss der entscheidende Maßstab für die eigene Wahlentscheidung sein, welches Menschenbild, welche Einstellung zur Würde des Menschen die jeweiligen politischen Kräfte vertreten und im politischen Handeln in Wort und Tat zeigen." Gestärkt werden müssten die Kräfte, die für Respekt vor der Menschenwürde und für Menschenrechte stünden.

Die Illusion von der selbstverständlichen Demokratie

Nur ein starkes und demokratisches Europa sichere Frieden und Freiheit. Dafür benötige es ein stabiles Europäisches Parlament. Zu lange habe man in der Illusion gelebt, dass Frieden, Freiheit, Rechtsstaat, Demokratie und steigender Wohlstand selbstverständlich seien und Europa eine gesicherte Zukunft habe, so das oberste Laiengremium der Katholiken. Die schwere politische Krise in der Ukraine und die europäische Schuldenkrise hätten diese Gewissheit erschüttert.

Christliches Menschenbild mit Extremismus unvereinbar

Viele der anti-europäischen, radikalen und extremen Parteien im linken wie rechten Spektrum stünden für eine Ablehnung der europäischen Integration, aber auch für nationalistisches, fremdenfeindliches, antisemitisches und antiislamisches Gedankengut.

"Das Menschenbild dieser Gruppierungen ist mit dem christlichen Menschenbild und den Werten der Europäischen Union unvereinbar", so die Mitteilung des ZdK.

Aufruf der Kirchen

Zugleich fordern die beiden großen Kirchen eine Stärkung der EU und rufen die Deutschen zur Teilnahme an der Europawahl auf. In einer am Montag in Bonn und Hannover veröffentlichten Erklärung warnen die katholische Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche (EKD) zugleich vor einer Unterstützung populistischer und extremistischer Parteien.

"Widerstehen Sie dem Desinteresse vieler Menschen an Europa. Die europäische Politik ist von höchster Relevanz für das tägliche Leben der Menschen in Europa und weit über Europa hinaus", heißt es in der Erklärung. Nationale Stereotypen und Vorurteile hätten gegenwärtig wieder an Gewicht gewonnen. "Mit großer Sorge beobachten wir den Zulauf, den populistische und extremistische Parteien in der EU erleben."

"Europa darf sich selbst nicht genug sein"

Demgegenüber sprechen sich die Kirchen für eine stärkere Rolle Europas in der Welt aus. "Europa als der reichste Kontinent der Welt darf sich selbst nicht genug sein", heißt es in der Erklärung. In den weltweiten Veränderungsprozessen sollte die EU eine wichtige Funktion einnehmen. Das gelte nicht nur außen- und sicherheitspolitisch, sondern vor allem auch wirtschafts-, sozial- und entwicklungspolitisch. Auch an die Bedeutung der europäischen Einigung für den Frieden erinnern die Kirchen. "Die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine haben deutlich gemacht, dass Frieden und Freiheit auch in Europa nicht selbstverständlich sind. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Mitgliedstaaten gemeinsam für Frieden, Freiheit und Wohlergehen in Europa und weltweit einsetzen."

Für die Schwachen in der Welt

Zugleich verweisen die Kirchen auf die gemeinsame Verantwortung Europas für den Klimaschutz und die Schwachen in der Welt. Dass Flüchtlinge vor den Grenzen der EU sterben, widerspreche den Werten des Kontinents und dürfe nicht zugelassen werden. "Ein Europa, das sich der Würde jedes einzelnen Menschen verpflichtet fühlt, muss vielmehr für die sichere Aufnahme der Flüchtlinge, eine gerechte Verteilung der damit verbundenen Lasten und zügige Asylverfahren Sorge tragen." Zugleich müssten die Fluchtursachen in den Herkunftsländern nachhaltiger bekämpft werden.

Perspektivlosigkeit als Herausforderung

Innereuropäisch sehen die Kirchen die EU in einer tiefen Krise. "Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten müssen aus den Fehlentwicklungen, die zu der Staatsschulden- und Finanzkrise geführt haben, die richtigen Lehren ziehen". Für den weiteren Aufbau müssten Solidarität und Eigenverantwortung die tragenden Prinzipien sein, fordern die Kirchen.

Sie warnen zugleich vor enormen sozialen Verwerfungen in den europäischen Krisenstaaten, insbesondere vor den Auswirkungen der hohen Jugendarbeitslosigkeit. "Die Perspektivlosigkeit beinahe einer ganzen Generation in verschiedenen europäischen Ländern ist eine Herausforderung, die alle Europäer betrifft."


Quelle:
KNA